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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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nicht mehr zurück.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Franchi, der plötzlich merkte, daß er noch immer die Spritze in der Hand hielt. Vorsichtig, damit die Nadel nicht mit der Tischplatte in Berührung kam, legte er sie auf die Arbeitstheke. Er sah, daß Pedrolli ihn dabei beobachtete, und auch den geschulten Blick, mit dem der Arzt die Flaschen auf der Theke musterte. Pedrolli war vom Fach, genau wie er, und würde seine Sorgfalt sicher zu schätzen wissen; ebenso wie die peinliche Ordnung in seinem Labor, die stellvertretend für die Disziplin in seiner Arbeit, ja in seinem ganzen Leben stand.
    »Ich bereite gerade eine Pepsinmischung für eine Patientin zu«, beantwortete Franchi eine nicht gestellte Frage. Pedrolli würde hoffentlich merken, wie vorbildlich er es vermied, den Namen der Patientin zu nennen. Mit einem Wink zu den an der Wand aufgereihten Gefäßen fuhr er fort: »Ich wollte nicht Gefahr laufen, eine Flasche ganz hinten aus dem Schrank herausholen zu müssen, während die anderen noch davorstünden. Darum habe ich sicherheitshalber alle ausgeräumt.« Ein Arzt würde diese Vorsichtsmaßnahme bestimmt zu würdigen wissen.
    Pedrolli nickte, schien aber nur mäßig interessiert. Dann überraschte er den Apotheker mit der Frage: »Ich gehöre doch auch zu Ihren Patienten, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich«, bestätigte Franchi. Es schmeichelte ihm, daß ein Arzt, ein Fachkollege im weitesten Sinne, ihm in der Rangfolge aber doch überlegen, sich für seine Apotheke entschieden hatte. Obwohl eigentlich mehr die Frau bei ihm Kunde war. Und das Kind natürlich, solange es zur Familie gehört hatte.
    »Darum bin ich hier.«
    Eine Erklärung, die den Apotheker in neuerliche Verwirrung stürzte. »Ich begreife immer noch nicht«, stammelte Franchi. Ob der Verlust des Kindes den Mann um den Verstand gebracht hatte? Wie beklagenswert, aber vielleicht auch verständlich, nach so viel Leid.
    »Sie haben doch meine Unterlagen?« Wieder so eine Frage, die Franchi in Erstaunen versetzte.
    »Ja gewiß, Dottore«, antwortete er. »Ich habe die Unterlagen all meiner Kunden.« Für den Apotheker waren es seine Patienten, aber er wußte, daß er offiziell von seiner Kundschaft sprechen sollte, zum Zeichen, daß er seinen Platz in der Hierarchie sehr wohl kannte.
    »Können Sie mir auch sagen, wie Sie dazu gekommen sind, Dottore?« fragte Pedrolli weiter.
    »Wozu gekommen?« stammelte Franchi verdutzt.
    »An meine Krankenakte.«
    Aber er hatte bestimmt nur von »Unterlagen« gesprochen. Von »Krankenakten« war nicht die Rede gewesen. Da hatte der Arzt etwas durcheinandergebracht. »Ich will Sie natürlich nicht belehren, Dottore«, begann Franchi, obwohl er genau das tat. »Aber ich verwalte nur Ihre Unterlagen für diese Apotheke. Es steht mir nicht zu«, fuhr er, seine Worte sorgfältig abwägend, fort, »mich mit Ihrer Krankenakte zu befassen.« Das entsprach der Wahrheit, mithin war es auch keine Lüge, es zu behaupten.
    Pedrolli lächelte, aber Franchi war nicht wohl dabei. »Da habe ich leider was ganz anderes gehört.«
    »Von wem?« fuhr Franchi empört auf. Mußte er, ein studierter Pharmazeut, einer, der Anwälte, Richter sowie Ingenieure und Ärzte zu seinen Patienten zählte, sich eine solche Anschuldigung gefallen lassen?
    »Von jemandem, der Bescheid weiß.«
    Franchi schoß das Blut ins Gesicht. »Sie können nicht einfach hier hereinspazieren und solche Beschuldigungen vorbringen.« Dann besann er sich auf den Rang seines Gegenübers und mäßigte seinen Ton. »Das ist ganz und gar unpassend. Und ungerecht.«
    Pedrolli trat einen Schritt zurück, was den Größenunterschied zwischen beiden Männern noch unterstrich: Der Arzt überragte jetzt drohend den Apotheker. »Wenn Sie über ungerechte Beschuldigungen reden wollen, Dottor Franchi«, versetzte Pedrolli mit einer Stimme, die durchaus vernünftig klang, ja sogar eine gewisse Langmut verriet, »dann sollten wir uns vielleicht einmal über Romina Salvi unterhalten.«
    Franchi brauchte eine Weile, bevor er Mimik und Stimme wieder unter Kontrolle hatte. »Romina Salvi? Das ist eine Kundin von mir, gewiß, aber ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Eine Kundin, die seit etwa sechs Jahren Lithium nimmt«, sagte Pedrolli mit jenem verhaltenen Lächeln, das seinen Patienten Vertrauen einflößte.
    »Um das zu bestätigen, müßte ich erst in ihren Unterlagen nachsehen.«
    »Daß sie Lithium nimmt, oder daß die Behandlung

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