Brunftzeit
Vorteile aus der Frau zu schlagen, die nicht wusste, was sie wollte. Ich hatte genug von alledem. Ich verdiente nicht, auf diese Weise behandelt zu werden. Mir war klar, dass es irgendwo jemanden gab, der mich so lieben würde, wie ich bin, und nicht versuchen würde, mich zu ändern. Mit allen anderen war ich durch, und ich wollte mich dieser anderen Sorte Männer entledigen. Was ich auch tat.
Und tatsächlich – sobald man seine Dämonen besiegt hat, herausfindet, was man wirklich will und sich selbst respektiert, wird man dafür belohnt. Manchmal dauert das eineWeile, aber es kann auch, wie bei mir, innerhalb von zwei Wochen passieren. Klar ist nur, dass es erst geschieht, wenn man bereit ist.
Während der gesamten Hochzeitszeremonie, in der Kirche, beim Umtrunk, beim Dinner und fast während des gesamten Tanzabends sprach Mr. Humfrey Hunter nicht mit mir (obwohl er genau wusste, dass ich ganz allein war und niemanden kannte). Einmal lächelte er mir zu, aber das war’s auch schon. Vermutlich hatte ich die Zeichen am Vorabend falsch interpretiert. Er war offensichtlich nicht interessiert. Aber warum war er dann immer auf der Tanzfläche, wenn ich mich dort aufhielt? Warum blickte er immer wieder zu mir hinüber? Warum sagte er nicht einfach etwas?
Letztendlich bekam er mich auf eine ganz einfache Weise: Der Typ, mit dem ich tanzte, schwenkte mich ein bisschen zu oft ein bisschen zu heftig herum, und so landete ich schließlich in Humfrey Hunters Armen – und das war es. Funkensprühen, Schmetterlinge im Bauch und kitschige Sprüche, die ich damals für ausgesprochen romantisch hielt. Und als wir uns draußen küssten, kam der Bräutigam, pinkelte unmittelbar neben uns in die Landschaft und erklärte mit schwerer Zunge: »Ich habe schon vor sechs Wochen vorhergesagt, dass das passieren würde.«
Es kam, wie es kommen sollte. Heute ist Humfrey mein fester Partner und mein bester Freund. Wir respektieren uns, wir lieben uns, wir versuchen nicht, uns gegenseitig zu verändern, und vor allem haben wir viel Spaß miteinander. Zwei Wochen nach unserem ersten Treffen verbrachten wir einen zweiwöchigen gemeinsamen Urlaub in Antigua, vor dem wir beide eine Heidenangst hatten. Als wir die Reise buchten, war noch nichts »offiziell«. Ich befürchtete, ihn in die Flucht zu schlagen, als ich diesen Urlaub vorschlug, aber er war bereit und für mich war es ein Test. Abgesehen von Familienurlauben endeten nämlich Ferien mit Freunden für mich gewöhnlich in einem Desaster. Aber mit Humfrey war es geradezu vollkommen, obwohl ich mir gleich in den ersten Tagen eine Lebensmittelvergiftung zuzog. Und er ist immer noch hier.
Manchmal frage ich mich, ob wir auch zusammengekommen wären, wenn wir uns schon auf der Verlobungsparty kennengelernt hätten. Wahrscheinlich nicht. Damals war keiner von uns bereit für eine ernsthafte Beziehung, wir schleppten beide noch Ballast mit uns herum und mussten noch viel lernen. Aber es zeigt, dass zwei Menschen, sobald sie den Ballast abgeworfen und ihre Lektionen gelernt haben, vom Schicksal oder wie auch immer man es nennen will, einander zugeführt werden. Ich frage mich auch, was geschehen wäre, wenn ich mich davor gedrückt hätte, ganz allein zu dieser dreitägigen Hochzeit zu fahren. Hätten Humfrey Hunter und ich uns je getroffen? Vielleicht nicht. Aber das wiederum lehrt uns, dass wir als Single auch einmal Mut aufbringen und etwas wagen müssen. Kürzlich habe ich irgendwo gelesen, dass 90 Prozent dessen, was uns im Leben passiert, auf unsere eigenen Entscheidungen zurückzuführen ist. Vielleicht formen wir ja unser eigenes Schicksal. Man muss nur in sich gehen und herausfinden, was man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Aber – und auch das habe ich gelernt – man muss auch bereit sein, die Vergangenheit loszulassen und in der Gegenwart zu leben, den Augenblick zu genießen und sich nicht mit Männern abzugeben, die einen nur benutzen und die einem nicht guttun. Respektieren Sie sich selbst – das ist wichtig.
Humfrey hat zwei Schwestern, die er sehr liebt. Ich weiß also, dass er Frauen respektiert. Und alles, was er in diesem Buch gesagt hat, ist wahr. Die männliche Perspektive ist überhaupt nicht so kompliziert, wie wir Frauen manchmal glauben. Manche der Geschichten wirken bei der Lektüre ziemlich hart, vielleicht auch, weil wir alle schon einmal etwas Ähnliches durchgemacht haben. Und es ist wichtig zu erfahren, wie andere damit fertiggeworden sind. Nur so
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