Brut des Teufels
zusammen. » Reden Sie endlich, Nightingale. Ich habe Ihre Spielchen allmählich satt.«
Nightingale seufzte. » Ich glaube, dass sie meine Schwester ist.«
» Das glauben Sie?«
» Wie schon gesagt, es ist kompliziert.«
» Kompliziert wie die Tatsache, dass der Nachname Ihrer Schwester Miller ist und der Ihre Nightingale?«
» Sie hat nie geheiratet.«
» Miller ist ihr Geburtsname. Wie können Sie dann ihr Bruder sein?«
» Stiefbruder. Oder Halbbruder. Wir haben denselben Vater.«
» Und ist der Name des Vaters dann Nightingale oder Miller?«
» Weder – noch. Gosling. Ainsley Gosling.«
» Sie sagen mir also, dass Gosling sowohl Ihr Vater war als auch der Ihrer Schwester, und doch haben Sie alle drei verschiedene Namen?«
» Ich bin adoptiert worden. Meine Schwester genauso. Wir wurden beide bei der Geburt adoptiert.«
» Und was haben Sie heute bei ihr zu Hause gemacht? Ein Überraschungsbesuch, oder?«
» Ich wollte mit ihr reden.«
» Worüber?«
Nightingale biss sich auf die Unterlippe. Der Superintendent würde ihm nie im Leben glauben, wenn er die Frage ehrlich beantwortete. Im nüchternen Licht des Tages war Nightingale sich nicht einmal sicher, ob er es selber glaubte. » Ich hatte gerade erst herausgefunden, dass sie meine Schwester war. Ich wollte sie kennenlernen.«
» Haben Sie sie vorher angerufen?«
Nightingale schüttelte den Kopf.
» Fürs Band bitte, Mr Nightingale.«
» Nein, ich habe sie nicht angerufen.«
» Sie haben einfach gedacht, Sie schauen mal rein? Von London aus?«
» Ich wollte sie sehen.«
» Dann sind Sie also für einen Überraschungsbesuch den ganzen Weg von London hergekommen?«
» So würde ich es eigentlich nicht formulieren«, sagte Nightingale. » Es ging mir nicht darum, sie zu überraschen. Ich wollte einfach nur…« Er zuckte mit den Schultern. » Es ist schwer zu erklären.«
» Sehen Sie, jeder normale Mensch hätte vorher angerufen. Er wäre nicht unangekündigt gekommen.«
» Ich bin ein sehr spontaner Mensch«, erklärte Nightingale. Er brauchte eine Zigarette, dringend.
» Und was hat Sie auf den Gedanken gebracht, dass Connie Miller Ihre Schwester ist? Oder Halbschwester?«
» Ich habe einen Tipp bekommen.«
» Was für einen Tipp?«
» Ich habe ihren Vornamen erhalten. Und den Namen der Stadt.«
» Und das hat gereicht, um sie zu finden?«
» Ich wusste, wie alt sie ist. War. Sie war die einzige einunddreißigjährige Frau namens Constance in Abersoch.«
» Stimmt das?«
» Sie können das Wählerverzeichnis selbst überprüfen. Heutzutage ist das alles im Computer.«
» Nun, ich kann Ihnen mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass Connie Miller nicht mit Ihnen verwandt ist. Ich kenne ihre Eltern. Ich kenne sie schon seit Jahren. Und die beiden waren gerade da, um ihre Leiche zu identifizieren.«
Nightingale rieb sich das Gesicht mit den Händen. » Na gut«, sagte er. » Ich war wohl falsch informiert.«
» Ja«, erklärte der Superintendent. » Das waren Sie eindeutig. Connie ist im Bryn Beryl Hospital in Pwllheli zur Welt gekommen, und ich kann Ihnen versichern, dass keine Adoption im Spiel war.«
» Falls das stimmt, habe ich einen falschen Tipp bekommen. So was kommt vor.«
» Wenn es nicht stimmte, würde ich es nicht sagen«, erklärte der Superintendent. » Ich habe nicht die Gewohnheit zu lügen. Sie haben also Ihren Wohnsitz in London?«
Nightingale nickte. Der Superintendent zeigte auf den Kassettenrekorder und machte schon den Mund auf, aber Nightingale kam ihm zuvor. » Ja«, sagte er. » Das stimmt.«
» Und früher waren Sie Polizist?«
» Zur Strafe für meine Sünden, ja.«
» Sie waren bei der SO 19, oder?«
» Bei der CO 19. Früher hieß sie SO 19, aber vor ein paar Jahren wurde das in CO 19 geändert. Die bewaffnete Einheit. Ja.«
» Sie waren dort Inspector?«
Es war klar, dass der Superintendent seine Akte bereits gelesen hatte. » Richtig«, antwortete Nightingale. » Ich war Inspector.«
» Bis zu dem Vorfall in Canary Wharf?«
Nightingale lächelte sarkastisch und nickte erneut.
» Die Leute machen sich eine Gewohnheit daraus, in Ihrer Nähe zu sterben, nicht wahr, Nightingale?«
» Sie hatte sich schon erhängt, als ich dort eintraf. Ich bin der Frau nie zuvor begegnet, habe sie vor heute noch nie gesehen.«
» Lassen wir das mit Connie Miller einmal vorläufig auf sich beruhen«, meinte der Superintendent. » Jetzt wollen wir erst einmal über Simon Underwood sprechen.«
» Mit
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