Buchanan - 06 - Schattentanz
Antwort von ihr hören, nickte sie und fragte: »Wo wohnen Sie, Professor?«
»Äußerst abgelegen.« Grinsend erklärte er: »Wegen meiner finanziellen Situation … meiner Erbschaft«, korrigierte er sich, »konnte ich in einen friedlichen kleinen Ort namens Serenity ziehen. Dort in Texas auf dem Land verbringe ich meine Tage mit Lesen und Forschen. Ich genieße die Einsamkeit, und der Ort ist wirklich eine Oase. Es wäre ein reizendes Fleckchen, um sich dort zur Ruhe zu setzen, aber ich werde wahrscheinlich wieder in meinen Geburtsort nach Schottland zurückkehren.«
»Oh? Sie gehen wieder nach Schottland zurück?« Jordan blickte sich nach Isabel um.
»Ja, genau. Ich will alle die Orte besuchen, von denen ich bisher nur gelesen habe.« Er wies auf den Ordner. »Ich habe für Miss MacKenna einiges von unserer Geschichte aufgeschrieben. Den meisten Kummer haben die Buchanans dem Clan der MacKennas bereitet«, sagte er und wackelte mit seinem Zeigefinger vor Jordans Gesicht herum. »Vielleicht schauen Sie sich meine Forschungsergebnisse auch einmal an, aber ich warne Sie, es kann zur Besessenheit werden, diesen Legenden auf den Grund gehen zu wollen. Andererseits ist es aber auch eine nette Ablenkung vom täglichen Einerlei. Ja, es kann sogar eine Leidenschaft werden.«
Ach, du liebe Güte, Leidenschaft. Als Mathematikerin und Informatikerin hatte Jordan mit Fantasie nichts am Hut. Sie konnte für jedes Unternehmen einen Businessplan und die passende Software dazu liefern, und sie liebte es, Puzzleteile zusammenzusetzen. Aber Legenden nachzujagen war für sie reine Zeitverschwendung. Allerdings würde sie sich im Augenblick bestimmt nicht auf eine ausführliche Diskussion mit dem Professor einlassen. Sie würde zusehen, dass sie so schnell wie möglich Isabel fand. Kaum hatte sie dafür gesorgt, dass man dem Professor einen Teller mit Essen vorsetzte, machte sie sich auf die Suche nach ihr.
Isabel wollte sich gerade draußen hinsetzen, als Jordan sie am Arm packte.
»Komm mit«, sagte sie. »Dein Freund Professor MacKenna ist da. Du musst dich um ihn kümmern.«
»Er ist hergekommen?« Isabel blickte sie erstaunt an.
»Hast du ihn denn nicht eingeladen?«
Isabel schüttelte den Kopf, aber dann besann sie sich. »Doch, es könnte sein, allerdings nicht formell. Ich meine, er stand auf keinen Fall auf der Liste. Wir haben miteinander korrespondiert, und ich erwähnte, wo die Hochzeit und der Empfang stattfinden würden. Er hatte mir geschrieben, er wolle nach Carolina reisen und sei etwa um diese Zeit hier in der Gegend. Er ist tatsächlich gekommen? Wie findest du ihn?«
Jordan lächelte. »Schwer zu beschreiben. Du musst ihn dir schon selbst anschauen.«
Isabel folgte Jordan nach drinnen. »Hat er dir von dem Schatz erzählt?«
»Ein wenig«, antwortete Jordan.
»Was ist mit der Fehde? Hat er dir erzählt, dass sich die Buchanans und die MacKennas die ganze Zeit über bekriegt haben? Diese Familienfehde dauert schon Jahrhunderte. Da ich Glen MacKenna erbe, wollte ich so viel wie möglich über die Geschichte wissen.«
»Du klingst ja richtig begeistert«, sagte Jordan.
»Das bin ich auch. Ich habe schon beschlossen, dass ich als Hauptfach Geschichte und als zweites Fach Musik belege. Hat der Professor seine Forschungsergebnisse mitgebracht? Er schrieb, er habe Kisten über Kisten …«
»Er hat eine Aktenmappe dabei.«
»Und die Kisten?«
»Ich weiß nicht. Das musst du ihn schon selbst fragen.«
Bei Isabel zeigte der Professor bessere Manieren. Er stand auf und schüttelte ihr die Hand.
»Es ist mir eine große Ehre, die neue Eigentümerin von Glen MacKenna kennenzulernen. Ich werde in Schottland meinem Clan berichten, dass ich Ihnen begegnet bin, und dass Sie genauso ein hübsches Mädchen sind, wie ich es mir vorgestellt habe.«
Er wandte sich an Jordan und fügte hinzu: »Auch von Ihnen werde ich ihnen erzählen.«
Neugierig blickte sie ihn an. »Von mir?«
»Von den Buchanans«, korrigierte er sie. »Sie wissen doch hoffentlich, dass Kate MacKenna unter ihrem Stand geheiratet hat?«
Zornig erwiderte sie: »Und warum das?«
»Nun ja, die Buchanans sind unzivilisierte Wilde.« Er wies auf seine Aktenmappe und sagte: »Ich habe hier nur eine kleine Auswahl von Berichten über ihre Grausamkeiten gegen die friedliebenden MacKennas. Das sollten Sie einmal lesen, dann würden Sie verstehen, wie glücklich sich Ihr Verwandter schätzen kann, mit einer MacKenna verheiratet zu
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