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Buddenbrooks

Buddenbrooks

Titel: Buddenbrooks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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hinaus, um bei einem ländlichen Wirte im Freien an Holztischen Erdbeeren, Sattenmilch oder Rote Grütze zu essen, und nach der Vesper-Mahlzeit erging man sich in dem großen {313} Nutzgarten, der bis zum Flusse sich hinzog, im Schatten von allerlei Obstbäumen zwischen Johannis- und Stachelbeerbüschen, Spargel- und Kartoffelfeldern.
    Sievert Tiburtius und Clara Buddenbrook blieben ein wenig zurück. Er, sehr viel kleiner als sie, den geteilten Backenbart über beiden Schultern, hatte den geschweiften schwarzen Strohhut von seinem großen Kopfe genommen und führte, indem er sich hie und da mit dem Tuche die Stirn trocknete, mit großen Augen ein langes und sanftes Gespräch mit ihr, in dessen Verlaufe sie Beide einmal stehen blieben und Clara mit ernster und ruhiger Stimme ein Ja sprach.
    Dann, nach der Rückkehr, als die Konsulin, ein wenig ermüdet und erhitzt, allein im Landschaftszimmer saß, setzte sich Pastor Tiburtius – draußen lag die nachdenkliche Stille des Sonntag-Nachmittags – zu ihr in den sommerlichen Abendglanz und begann auch mit ihr ein langes und sanftes Gespräch, an dessen Ende die Konsulin sagte:
    »Genug, mein lieber Herr Pastor … Ihr Antrag entspricht meinen mütterlichen Wünschen, und Sie Ihrerseits haben nicht schlecht gewählt, dessen kann ich Sie versichern. Wer hätte gedacht, daß Ihr Eingang und Aufenthalt in unserem Hause so wunderbar gesegnet sein werde! … Ich will heute mein letztes Wort noch nicht sprechen, denn es gehört sich, daß ich zuvor meinem Sohne dem Konsul schreibe, der sich augenblicklich, wie Sie wissen, im Auslande befindet. Sie reisen bei Leben und Gesundheit morgen nach Riga ab, um Ihr Amt anzutreten, und wir gedenken, uns für einige Wochen an die See zu begeben … Sie werden in Bälde Nachricht von mir empfangen, und der Herr gebe, daß wir uns glücklich wiedersehen.«

{314} 7.
    Amsterdam, d. 20. Juli 56.
    Hotel »Het Haasje«
    Meine liebe Mutter!
    Soeben in den Besitz Deines inhaltreichen Schreibens gelangt, beeile ich mich, Dir auf das Herzlichste für die Aufmerksamkeit zu danken, die darin liegt, daß Du in der bewußten Angelegenheit meine Zustimmung einziehst; ich erteile selbstverständlicher Weise nicht nur sie, sondern füge auch meine freudigsten Glückwünsche hinzu, vollauf überzeugt, daß Ihr, Du und Clara, eine gute Wahl werdet getroffen haben. Der schöne Name Tiburtius ist mir bekannt, und ich glaube bestimmt, daß Papa mit dem Alten in geschäftlicher Verbindung stand. Clara kommt jedenfalls in angenehme Verhältnisse, und die Position als Pastorin wird ihrem Temperamente zusagen.
    Tiburtius ist also nach Riga abgereist und wird seine Braut im August noch einmal besuchen? Nun, es wird wahrhaftig munter zugehen alsdann bei uns in der Mengstraße – munterer noch, als Ihr Alle vorausseht, denn Ihr wißt nicht, aus welchen absonderlichen Gründen ich so überaus froh erstaunt über Mademoiselle Claras Verlobung bin, und um welches allerliebste Zusammentreffen es sich dabei handelt. Ja, meine ausgezeichnete Frau Mama, wenn ich mich heute bequeme, meinen gravitätischen Consens zu Claras irdischem Glücke von der Amstel zur Ostsee zu senden, so geschieht es ganz einfach unter der Bedingung, daß ich mit wendender Post aus Deiner Feder einen ebensolchen Consens in Betreff einer ebensolchen Angelegenheit zurückempfange! Drei harte Gulden würde ich dafür geben, könnte ich Dein Gesicht, besonders aber dasjenige unserer wackeren Tony sehen, wenn Ihr diese Zeilen lest … Aber ich will zur Sache reden.
    Mein kleines, reinliches Hotel ist mit hübscher Aussicht auf {315} den Canal, inmitten der Stadt, unweit der Börse gelegen, und die Geschäfte, denen zu Liebe ich hierher gekommen (es handelte sich um die Anknüpfung einer neuen, wertvollen Verbindung: Du weißt, ich besorge dergleichen mit Vorliebe persönlich) entwickelten sich vom ersten Tage an in erwünschter Weise. Von meiner Lehrzeit her aber wohlbekannt in der Stadt, war ich, obgleich viele Familien sich in den Seebädern befinden, auch gesellschaftlich sofort sehr lebhaft in Anspruch genommen. Ich habe kleinere Abendgesellschaften bei Van Henkdoms und Moelens mitgemacht, und schon am dritten Tage meines Hierseins mußte ich mich in Gala werfen, um einem Diner bei meinem ehemaligen Prinzipale Herrn Van der Kellen beizuwohnen, das er so außerhalb der Saison, ersichtlich mir zu Ehren, arrangierte. Zu Tische aber führte ich … habt Ihr Lust zu raten? Fräulein Arnoldsen,

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