buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
Apartment. Aber auch das hat ein Problem. Ich bekomme die Tür nicht auf. Also wieder mit Rucksack und allem runter an die Rezeption.
D ie junge, nette Rezeptionistin begleitet mich in den Aufzug und Richtung Apartment.
Ich bin gespannt!
Sie steckt den Schlüssel in das Schloss und dreht ihn herum. Soweit war ich auch schon. Dann kommt’s. Sie rammt ihr Knie mit Wucht gegen die Tür. Mit einem lauten Knall fliegt die Tür auf. Klasse 4-Sterne-Hotel! Wir grinsen uns an, sie verlässt mich und die Tür.
Gut, den Trick kann ich mir merken ; Nachbarn mögen das verursachte Poltern entschuldigen.
Nachdem ich meinen Rucksack wieder ausgepackt habe, schaue ich mir kurz das Kloster an. Danach zurück zur Straße, um diesmal in dem anderen Restaurant etwas weiter unten ein Bier zu trinken.
Als ich das Restaurant erreiche, ist draußen nur noch ein Platz frei, direkt neben einem blonden Typen in den 30ern, der sich angeregt auf Englisch mit jemandem auf der anderen Tischseite unterhält. Er lehnt sich mit dem Rücken an die Wand und genießt neben der Unterhaltung auch die Abendsonne.
Ich will es ihm gleichtun, setze mich auf den Stuhl direkt neben ihn und merke, die andere Tischseite kommt definitiv aus den USA oder aus Kanada. Blonder Typ aber sicher nicht. Dem Akzent nach stammt der eher aus Friesland.
Jo, er kommt aus Friesland! Er ist in der Nähe von Wilhelmshaven aufgewachsen, heißt Christoph und arbeitet als erfolgreicher Software-Ingenieur seit Jahren in Köln. Seinen stark norddeutschen Akzent hat er in der Zeit nicht verloren. Die hohe Stirn zieren blonde Reste von langem dünnen Haar; typisch nordische, helle Haut und ein kleiner Bauch runden die freundliche Erscheinung ab. Er ist der Kumpel-Typ. Sein Vater ist Biologe und leidenschaftlicher Wanderer, der am Tag auch 60 km geht, wenn es sein muss. Diese Kondition und der Ehrgeiz haben sich allerdings nicht vererbt.
„Bist du auch durch den Wald gelaufen oder hast du den längeren Umweg gemacht?“, will ich wissen.
„Nee, ich habe mit anderen die kurze Strecke durch den Wald genommen. Das war eine scheiß Idee. Es ist da total steil und holprig. Mein Unterkörper ist von der Hüfte an abwärts taub. Vor mir ist eine Frau mit riesigem Rucksack sogar umgeknickt. Das sah nicht gut aus.“
Oh. Das wird doch wohl hoffentlich nicht Anna gewesen sein !
„ Und du?“, fragt er zurück.
„Ich bin die lange Strecke runter. Oben über die Teerstraße , anschließend durch einen Wald. Das ging super.“ Ich erzähle von meiner Begleitung und ihrem „buen caminoooo“. Gelächter!
Wir werden in den nächsten 1 2 Tagen gute Freunde.
Die restliche n Pilger um mich herum sind, wie der junge Herr auf der anderen Tischseite, ebenfalls aus den USA und Kanada. Bei einem Teil handelt es sich um diejenigen, die ich am Vortag schon in Orrison auf der Terrasse gesehen habe. Die andere Tischseite ist Anwalt und macht Job-Pause. Für alle ist das hier ein großes Abenteuer.
Rechts von mir sitzt einer aus Uta h. Er hat 5.000 Dollar gespart und möchte damit ein Jahr lang um die Welt reisen.
„ Wie kommt man mit 5.000 Dollar ein Jahr lang aus?“
Er pariert, er habe diverse Freunde auf der Welt, in Amsterdam, Istanbul, irgendwo in Asien, die ihm helfen. Außerdem könne er in Amsterdam „black work“ machen. Das wäre aus mehreren Gründen am einfachsten und bessere die Kasse auf.
Ich gewinne nicht den Eindruck, dass er weiß, was „blackwork“ wirklich ist.
18 Uhr , die Kirche läutet zur Messe; im Nu sind alle verschwunden. Es gibt eine Messe mit Pilgersegen, den ich mir nicht hole. Womöglich wäre ich danach wieder gerührt. Ich gehe mal auf Nummer sicher und bestelle noch ein Bier.
Die Sonne verschwindet hinter den dichten Wolken, es wird dunkel, ich drehe noch eine Runde. Der Tagesmarsch lässt den ungeübten Wanderer am Abend aber schnell ermüden.
Tag 4: Roncesvalles nach Akerreta
Ausgeruht zum Frühstück, das Buffet ist nicht reichlich, aber alles gut. Ein sympathischer Brite sitzt zwei Tische weiter. Auch er ist alleine unterwegs und fällt mir auf, weil er für sein Alter eine sehr sportliche Figur hat. Erst am Abend werden wir uns kennenlernen.
Ich hocke am Ausgang; jeder, der raus will, muss an meinem Tisch vorbei. Es kommt ein Herr mit indischem Aussehen, unsere Blicke treffen sich, er spricht mich an, wir stellen uns kurz vor (wo sonst geschieht so was im Urlaub?). Er heißt Abjid oder so. In den zwei Minuten Unterhaltung gibt es nicht viel
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