buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
Ruf, erfahre ich. Somit scheidet die Alternative, doch mal in einer Herberge zu schlafen, aus. Passiert mir auch nicht auf dem Rest der Strecke.
Nur wenige Kilometer später, in Akerreta, erwartet mich ein kleines, familiär geführtes Hotel. Der Hotelier erklärt mir die Gegebenheiten und wann es was zu essen gibt. Er vergisst nicht, mir zu berichten, dass acht Minuten des Films „The Way“ in seinem Hotel gedreht wurden. Das Haus ist aber auch wirklich wunderschön, stammt aus dem 16. oder 17. Jahrhundert und wurde liebevoll restauriert. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, gehe ich noch mal raus.
Auf der Terrasse, v or dem Hotel sitzt schon der Brite, der mir heute Morgen beim Frühstück aufgefallen war, bei Cola und Zigarette. Er ist Anfang 50, macht einen sportlichen Eindruck; die angegrauten Haare sind noch voll; das Gesicht sonnengebräunt; über seine Brille hinweg erkennt er mich und lächelt freundlich.
Ich setz e mich an den Nebentisch, stecke mir eine Zigarette an, das bereits bestellt Bier wird gerade serviert.
„Hi, wie geht’s ?“, versuche ich, eine Konversation zu starten.
„Wirklich gut“, antwortet er, „wie soll es auch anders sein, bei der Natur hier ? Tolles Hotel, hast du dir die Einrichtung mal genauer angesehen?“.
Nein , habe ich noch nicht; er erzählt mir von den schönen alten Möbeln die dieses Hotel beherbergt. Da es ein wenig komisch ist, sich über zwei Tische hinweg zu unterhalten, setze ich mich alsbald zu ihm rüber.
Er heißt Daniel, kommt aus Süd-England, wohnt allerdings drei Wochen im Monat in Süd-Spanien. Die noch fehlende Woche des Monats arbeitet er in seiner Firma in England; wenn er denn Lust hat, nach England zu fliegen.
Wenn es hier auf dem Camino ein „Wünsch dir was“ gibt, würde ich gerne diesen Teil seiner Geschichte zu meiner machen wollen, danke!
„Bist du in SJPDP gestartet ?“, erkundige ich mich.
„Ja gestern und heute in Roncesvalles .“
„Ich weiß , ich habe dich beim Frühstück gesehen – gehst du bis Compostela?“
„Richtig und evtl. noch bis Finisterre, wenn mir die Zeit bleibt .“ Finisterre liegt an der Atlantikküste und ist das westliche Ende des Caminos.
„und du?“, fragt Daniel nach, „gehst du auch bis Compostela?“
„ Nein, bis Burgos oder so, mal schauen, wie weit ich komme. Ich habe nur 14 Tage – wie bist du auf den Camino gekommen?“
„ Das war die Idee von einem Freund.“
„Und der ist noch auf dem Zimmer?“
„Nein, der ist nicht mitgekommen“
„Warum?“
„Wir hatten gebucht; zwei Wochen vor dem Start hat er abgesagt, hatte keine Lust mehr.“
„Das ist ja doof !“
„Wie man’s nimmt ! Ich bin im Nachhinein nicht böse. Wenn man hier alleine läuft, lernt man wirklich viele Leute kennen. Stelle dir vor, ich hätte hier mit meinem Kumpel am Tisch gesessen. Dann hätten wir uns vielleicht nie kennengelernt.“
„ Yes, da hast du wohl recht!“
D as wäre wirklich blöde gewesen, weil hier gerade eine weitere Freundschaft seinen Anfang nimmt!
Daniel hat seinen Camino über eine Agentur gebucht, die alle Hotels für den Weg organisiert. Somit braucht er sich nirgends um eine Unterkunft zu kümmern. Hört sich für mich zunächst nach einer guten Sache an. Ist es aber nicht, wie sich später herauskristallisiert.
Seine Gründe, auch ohne seinen Kumpel den Camino zu absolvieren, sind rein sportliche. Er wandert viel und fährt lange Fahrrad-Touren. Da bietet sich der Camino als Fernwanderweg an.
Langsam wird es dunkel und kühler. Wir verabreden und zum Abendessen und verschwinden auf unsere Zimmer.
Der Tag war anstrengend. Der ständige Wechsel zwischen Anstieg und Abstieg hat an meinem Bürokörper Spuren hinterlassen; insofern lege ich mich nach dem Duschen noch eine Weile hin. Zum Glück habe ich keine Probleme mit Blasen an den Füßen. Davor hatte ich die größte Angst. Die Investition in ein Paar gute Schuhe und spezielle Wandersocken scheint sich zu lohnen. Auch Muskelkater habe ich erstaunlicherweise kaum. Ich bin nur etwas steif und habe erträgliche Schmerzen in den Hüftgelenken.
Sieben Uhr, Zeit fürs Abendessen. Als ich das winzige Restaurant des Hotels betrete, sitzt Daniel bereits an einem kleinen Tisch und bittet mich dazu. Es wird ein interessanter Abend, in dessen Verlauf wir unsere Flasche Wein leeren. Der Nachtisch kommt gefühlt gegen Mitternacht. Tatsächlich ist es wohl zwischen neun und zehn Uhr. Ich bin hundemüde und schlafe beim Nachtisch
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