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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Jahrzehnte zurück! Es ist ganz und gar nicht zu erwarten, dass jemand nach so langer Zeit seine Rachegelüste auslebt – was auch noch zu beweisen wäre. Erinnerst du dich außerdem an die Passage aus dem Jahresbericht der BStU, die ich dir neulich vorgelesen habe? Da steht schwarz auf weiß, dass keine Fälle bekannt sind, in denen Opfer nach der Lektüre der Stasi-Unterlagen ihren Verrätern an den Kragen gingen«, verteidigte Ulferts ihre bisherige Vorgehensweise.
    »Von den drei Namen, die wir hier haben und die von IM Rabe bespitzelt wurden, ist Ralf Meinertz der Einzige, der in Ostfriesland lebt. Ihn hat es offenbar auch am schlimmsten erwischt, jahrelange Haft …«
    »Wenn er der Täter ist, muss man herausfinden, warum er Stöwers erst nach so vielen Jahren an den Kragen wollte! Vielleicht ist es nicht nur Rache? Was macht Meinertz überhaupt in Ostfriesland?«
    »Er hat eine Zeit lang in Twixlum in einer Wohnung gelebt, in der auch eine Frau gemeldet war, eine Rieke Griepenhorst. Vielleicht hat es ihn wegen der Liebe hierher verschlagen. Seine Ehe wurde noch zu DDR-Zeiten geschieden, da war er in Haft in Schwerin. Die Frau in Twixlum war allerdings nicht mehr lange in dieser Wohnung gemeldet. Anscheinend war die Sache bald beendet. Er war bei der Agentur für Arbeit gemeldet und hat sich wohl mit zeitweisen Tätigkeiten über Wasser gehalten. Jedenfalls ist er hier hängen geblieben, hat ihm wohl gefallen.« Itzenga hob den Kopf, als schnupperte sie. »Ist ja auch schön hier, was Ulfert?«
    »In Ostfreesland is’t am besten, över Ostfreesland geiht d’r nix!«, zitierte der Kommissar aus einem bekannten plattdeutschen Lied.
    »Nationalist!«
    »Nicht Nationalist, Patriot! Aber davon abgesehen: wie kommst du nun zu deinen Schlüssen?«
    »Diese … wie soll ich sagen, diese Beziehung, dieser seltsame Zusammenhang zwischen der sowjetischen Pistole und der Stasi-Tätigkeit Stöwers’, der ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sowjetische Pistole, die auch an Mitarbeiter befreundeter Geheimdienste verschenkt wurde. Da kam mir gleich die Stasi-Vergangenheit von Stöwers in den Sinn. Das passte zwar nicht in unsere Konstellation, wie du schon gesagt hattest, ich meine, es wurde ja nun mal auf Stöwers geschossen, er war somit Opfer. Trotzdem ging mir das nicht aus dem Kopf. Der Grundgedanke kam von dir, lieber Kollege.« Itzengas Blick war bezaubernd. »Deshalb habe ich mich erneut an die BStU in Berlin gewandt. Und die Berliner haben toll mitgemacht, zum Glück. Stöwers war schnell gefunden und im zweiten Schritt haben sie alle Leute rausgesucht, auf die er damals angesetzt war. Das war das Entscheidende, daraufhin hast du ja mitgeholfen, diese Leute wiederzufinden. Die müssen ja irgendwo leben! Ralf Meinertz war einer von ihnen. Dass er aktuell in Ostfriesland gemeldet ist, hat mich natürlich aufhorchen lassen und gab mir Anlass zu weiteren Nachforschungen. Einer ist verstorben, der andere wohnt nach wie vor in den neuen Ländern. Warum und wie Meinertz nun in den Besitz der Pistole gekommen ist, das müssen wir ihn selbst fragen, sobald wir ihn haben. Aber in der Nachwendezeit ist ja wahnsinnig viel unter den Hammer gekommen, es war alles in Auflösung begriffen … Er wird sie sich irgendwie besorgt haben.«
    Ulferts ließ den Blick wieder über den Bildschirm schweifen.
    »Und wir setzen Ahlert fest!«, bemerkte er, während er weiterscrollte.
    »Nicht grundlos! Sein Verhalten und sein Fluchtversuch wegen des illegalen Waffenbesitzes. Er hat sich schuldig gemacht! Er wird die Konsequenzen tragen müssen. Außerdem ist er noch gar nicht raus aus dem Kreis der Verdächtigen.«
    »Da kann man mal sehen, wie ernst solche Leute ihren Verein nehmen. Macht so einen Mist, nur damit keiner entdeckt, dass er die Waffe nicht besitzen darf!«
    »Nur ist gut … aber ehrlich, mir ist Ahlert alles andere als sympathisch, ich hätte jedoch die Hand für ihn ins Feuer gelegt, dass derso etwas nicht tut! Wie akribisch er alles in seiner Emder Wohnung eingeschlossen hat! In diese Holzbuden kann doch jeder ohne große Schwierigkeiten einbrechen. Wenn er dann Waffen vorfindet, wäre das unverantwortlich! Und streng verboten! Du kennst ja Paragraf 36 des deutschen Waffengesetzes …«
    »In- und auswendig.« Ulferts lächelte verlegen. »Dann hätte er sie eben mit nach Hause nehmen müssen, da war alles tipptopp in dieser Hinsicht.«
    »Natürlich, wenn er sie denn offiziell angemeldet hätte. Es war vielleicht

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