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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Vergangenheit von Eibe Kremers hatten sie gesucht, in derjenigen von Harm Wientjes und dessen Nachbarn Onno Ahlert. Sie hatten Gernot Jandes Verstrickung mit seinem Gläubiger Siebold de Vries als Motiv analysiert, und sie hatten allerlei über Stöwers’ Vergangenheit erfahren. Gab es da nicht eine Verbindung? Berichterstattung an Führungsoffiziere der Staatsicherheit und Schüsse aus einer sowjetischen Pistole, die im Ostblock unter anderem als Auszeichnung für verdiente Offiziere der Armee und des Geheimdienstes diente? Das war zumindest ein interessantes Zusammentreffen von Fakten.
    Doch nur einen Augenblick später verwarf Ulferts diese Gedanken. Es passte nicht. Dann hätte Stöwers Täter sein müssen, nicht Opfer. Er hätte vielleicht Möglichkeiten gehabt, an eine solche Waffe zu kommen, als Stasi-Mann, er hätte sie benutzen können. Und gemäß der Sachlage war es durchaus wahrscheinlich, dass Wientjes das eigentliche Ziel der Anschläge war – immerhin war auf dessen Haus geschossen worden. Ulferts aß seine Stulle auf, pulte mit der Zunge zwei zwischen seinen Schneidezähnen steckende Getreidekörner des groben Schwarzbrotes heraus und erhob sich. Auf jeden Fall musste er Tanja Itzenga von Kampens Erkenntnissen berichten.
    Daraufhin müssten sie sich Onno Ahlert vornehmen. Er war nicht der Saubermann, für den ihn alle hielten. Unerlaubter Waffenbesitz hieß, die Grenze zur Illegalität zu überschreiten. Die Waffe zu benutzen, war kriminell. Der Mann konnte noch nicht alles gesagt haben, langsam wurde es Zeit, dass er auch den Rest ausspuckte.

32
     
     
    Er befand sich hinter einer Mauer eines der alten Zwinger, die von dichtem Gebüsch umsäumt war, um die Laufgruppe zu erwarten. Der Zwinger war ein Überbleibsel der Wallanlagen, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts um Emden herum errichtet worden waren, damit die damals ausgesprochen wohlhabende Stadt gegen Feinde verteidigt werden konnte. Die Anlage bestand ursprünglich aus elf Zwingern, die in einem Ring angeordnet waren. Vor dem Wall verlief ein Wassergraben und diverse Kanäle kreuzten die Anlagen. So entstand ein mit reichlich Bäumen versehener Streifen rund um die Innenstadt, angereichert mit vielen Wasserläufen, der den Emdern bis heute eine willkommene Möglichkeit bot, sich unmittelbar in der Stadt im Grünen erholen zu können.
    Jetzt bot ihm diese alte Befestigungsanlage Schutz und Deckung – so wie früher den Stadtbewohnern. Deutlich hatte er ihn, Stöwers, bei seinen Recherchen auf einem der digitalen Bilder auf der Internetseite der Laufgruppe erkannt. Ort und Startzeit des Lauftreffs waren für jeden ersichtlich. Informationen jeglicher Art lagen heute auf dem digitalen Präsentierteller, man musste nur ein wenig suchen, schon fand man.
    Dass Dietmar Stöwers, wenn er Glück hatte, mit der Gruppe von Joggern daherkommen würde, passte ihm durchaus. Nach seinem Schuss würde es ein heilloses Durcheinander geben, Zeit, die er nutzen konnte, um unauffällig zu verschwinden. Ihm war klar dass er ein immer höheres Risiko einging, entdeckt zu werden. Doch dieser von Tag zu Tag zunehmende, ihn mittlerweile beherrschende Drang nach Vergeltung ging einher mit einer ansteigenden Gleichgültigkeit gegenüber sich selbst. Wenn sie ihn kriegten – dann war es so. Es war ihm egal.
    Einzig ein dummer Zufall konnte ihn noch von seinem Vorhaben abbringen. Einer, der hier in dem uneinsehbaren Bereich des alten Wallzwingers pinkeln wollte, oder so etwas. Dann würde er einfach bei der nächsten Gelegenheit wiederkommen oder eine andere suchen. Internetrecherchen brachten einen auf immer neue Ideen, und sie förderten vielfältige Informationen zutage, wobei die privaten ihn am meisten interessierten. Was schrieben die Leute nicht alles völlig arglos ins Netz, ohne sich zu vergegenwärtigen, dass man es überall auf der Welt lesen konnte? Richtig kombiniert, konnte man diese Informationen nutzen, zu diversen Zwecken.
    Efeu und Knöterich rankten am Gemäuer entlang und schlängelten sich über den Boden. Ihm sollte das recht sein. Es war ziemlich weit von dem durch rötlichen Splitt gekennzeichneten Fußweg entfernt, doch ein guter Schütze wie er hatte keine Probleme, von hier aus sein Ziel zu treffen. Er holte die Pistole aus dem kleinen, unscheinbaren Rucksack, den er fast immer dabei hatte. Er zielte. Noch einmal nahm er die Waffe herunter, sah sich vorsichtig um. Niemand zu sehen, allenfalls in der Ferne, und wichtiger war, dass ihn

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