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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Server, über den er getätigt wurde? Es wäre vermutlich eine Sisyphusarbeit, die Anfragenden und Anbietenden ausfindig zu machen.
    Und wenn Onno Ahlert tatsächlich auf dem Waffenschwarzmarkt aktiv war?, überlegte Ulferts. Immerhin hatte sein blütenreines Schützenimage arg gelitten, seitdem sie das nicht zugelassene Gewehr in seiner Meerbude entdeckt hatten. Vielleicht gab es weitere Waffen? Vielleicht hatte Ahlert gerade die alte, russische Pistole benutzt, weil er wusste, dass es länger dauern würde, sie zu identifizieren, und es so gut wie unmöglich war, den Halter ausfindig zu machen, da der Kauf niemals irgendwo festgehalten worden war? Liefen diese Geschäfte nicht nach wie vor genau so ab? Im Kleinen wie im Großen?
    Eventuell lag die Korowin doch noch in der Meerbude? Hatte Ahlert lediglich das Gewehr herausholen wollen, weil es allzu unhandlich war? Kurzwaffen konnte man einfacher verstecken … Hatten die Kollegen vielleicht etwas übersehen? Immerhin saß Ahlert jetzt in Untersuchungshaft, das Haus war nicht mehr zugänglich, es war verplombt worden. Es sei denn, seine Frau … Doch sie würde es nicht wagen, den amtlich verfügten Verschluss zu ignorieren. Oder? Letztlich hielt sie zu ihrem Mann, das hatte man während des Gespräches gemerkt. Aber hatte Ahlert seiner Frau überhaupt gesagt, welche Waffen er besaß? Andere würden erst recht nichts darüber wissen. Obwohl, die langjährige Bekanntschaft mit Leuten wie Landwirt Kremers – womöglich war beim abendlichen Bier am Kanal das eine oder andere Wort dazu gewechselt worden? Schließlich waren beide an Waffen interessiert. Ob er noch einmal bei dem Bauern nachhaken sollte? Vielleicht hatte Ahlert sie bei ihm gelagert? Irgendwo unter Heu- und Strohballen versteckt? Es war alles möglich, irgendwie mussten die Untersuchungen aber weitergehen. Bevor weitere Befragungen stattfanden, würde die Meerbude nochmals und gründlicher durchsucht, eventuell gab es ein Versteck, das noch nicht gefunden war. Das wäre nach gegenwärtiger Sachlage das einzig Sinnvolle, entschied Ulferts. Er versuchte, sich Ahlert in einer Ausnahmesituation vorzustellen – wie damals, als es beinahe zur Schlägerei mit seinem Nachbarn Wientjes gekommen war. Oder derjenigen kürzlich im Schilf. Der Mann hatte das Potenzial! Der schoss, wenn es sein musste.
    Ahlert hatte zwar den illegalen Waffenbesitz zugegeben, den er durch seine Flucht durch die Hintertür vertuschen wollte. Er hat jedoch vehement bestritten, für die Schüsse auf das Ruderboot und Wientjes’ Haus verantwortlich zu sein. Dank des Wissens um die Tulski Korowin hatten sie jetzt neue Informationen an der Hand. Sie mussten versuchen, diese in der nächsten Vernehmung geschickt einzusetzen. Das könnte Ahlert zum Reden bringen. Sollte er denn tatsächlich mehr wissen, als er momentan zugab.
    Ulferts sah sich erneut die Fotos der Waffe und diejenigen von Wientjes’ Wohnung an, welche die Zerstörungen im Fenster, auf dem Essenstisch und schließlich das Einschussloch im Wohnzimmerschrank zeigten. Dann kam ihm eine Idee: Wollte Ahlert Wientjes einfach nur vergraulen? Wenn auf das eigene Haus geschossen wird, muss man eben wegziehen … Endlich kein Nachbar Wientjes mehr, endlich Ruhe. Nach einem jahrzehntelangen Generationenstreit. Konnte jemand so denken? Einer wie Ahlert? War das nicht zu naiv?
    Ulferts rieb sich mit der Hand durch das Gesicht, schloss die Augen und blieb eine Zeit lang so sitzen. Er versuchte, sich Ahlert aus allen Richtungen zu nähern, auch die krudesten Ideen einzubeziehen. Es ermüdete ihn. Schließlich schlief er ein.
    Als er beinahe vom Stuhl gerutscht wäre, erwachte er aus seinem Sekundenschlaf. Er schüttelte den Kopf, schob Papiere, Fotos und Laptop mit beiden Unterarmen ein Stück weit nach oben. Aus seiner speckigen Ledertasche fischte er eine Tupperdose. Er nahm ein Schwarzbrot mit mittelaltem Gouda heraus und biss herzhaft hinein. Jetzt fehlte nur eine Tasse Tee. Der war allerdings aufgebraucht. Immer vergaß er, rechtzeitig für Nachschub zu sorgen. Ein Glas Mineralwasser musste genügen.
    Tulski Korowin, Korowin TK, ging es Ulferts durch den Kopf, wieder und wieder. Er vergegenwärtigte sich zum wiederholten Mal, was der Kriminaltechniker ihm über die Herkunft der Waffe, ihre Verwendung, Referenzgeschosse und die beeindruckenden Datenbanken des BKA erzählt hatte.
    Plötzlich stoppte er den Kauvorgang. Er verschluckte sich, hustete – ihm war eine Idee gekommen. In der

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