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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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es nur noch gelungen, sich auf die Seite zu legen. Er öffnete ein letztes Mal die Augen, versuchte, den Blick nach oben zu richten. Er sah den singenden Vogel. Die weißen Wolken. Den azurfarbenen Himmel. So schön! Wie herrlich! Ein Blitz fuhr durch seinen Körper. Er röchelte. Dann starb er.
    »Scheiße!«, rief Tanja Itzenga. Sie hatte vergessen, das Megafon auszuschalten.

38
     
     
    »Die Idee ist Ihnen nie gekommen?« Tanja Itzenga fiel es schwer zu glauben, dass Dietmar Stöwers nicht geahnt haben wollte, die Anschläge könnten etwas mit seiner Vergangenheit als verdeckter Ermittler der Staatssicherheit zu tun haben. Stöwers hielt das verletzte Bein gerade, weil er einen Verband trug. Mit Krücken hatte er sich in das Polizeipräsidium geschleppt.
    »Die Sache ist mehr als zwei Jahrzehnte her. Ich hatte damit abgeschlossen«, Stöwers blickte ausdruckslos ins Leere. »Wie kann ich ahnen, dass der Typ überhaupt noch lebt, und ausgerechnet in Ostfriesland. Woher sollte ich wissen, dass er meine Akte in dieser …. dieser Birthler-Behörde, dass er die von vorn bis hinten gelesen hat.« Dietmar Stöwers sah alles andere als glücklich aus. Seine Vergangenheit hatte ihn innerhalb kürzester Zeit eingeholt. All das, was er zurückgelassen hatte. Sein Land, seine Überzeugung, seinen Beruf, Freunde, Familie.
    »Es ist Ihnen doch klar, dass Sie daran beteiligt waren, kritische Mitbürger Ihres Landes hinter Gitter zu bringen?«
    »Sie mussten ja nicht immer gleich hinter Gittern landen! Wir haben Beobachtungen gemacht und aufgeschrieben, fertig.«
    »Beobachtungen aufgeschrieben – Mann, das klingt, als hätten Sie einen Schulausflug gemacht und ein Protokoll dazu verfasst. Sie haben den Mann vielleicht nicht persönlich in Haft genommen, aber Sie haben die entscheidende Vorarbeit geleistet!«, warf Ulferts aufgebracht ein. Wie konnte man fortwährend bei dieser Ich-habe-nur-meine-Pflicht-getan-Mentalität und der damit verbundenen Entschuldigung bleiben, man sei nur das kleine Rädchen gewesen, die wirklich bösen Buben waren doch die anderen?«
    Stöwers Gesicht schien ausdrucksloser, grauer zu werden. Er alterte in Sekunden. Es dauerte, bis er reagierte: »Sie können überhaupt nicht beurteilen, was damals los war, was da abging. Ich wurde selbst unter Druck gesetzt. Glauben Sie, all die inoffiziellen Mitarbeiter hätten aus purer Lust und Freude diese Jobs gemacht? Das war ein ausgeklügeltes System …«
    »Und dennoch haben es manche geschafft. Die waren nicht bei dem Laden. Die haben nicht Freunde, Bekannte, Verwandte verpfiffen …«
    »Sie«, brauste Stöwers auf, »Sie, Herr Kommissar, wären sicher auch so ein Held gewesen! Ich bleibe standhaft, selbst bei härtesten und miesesten Drohungen, ich mache das nicht! Nein!« Stöwers sah Ulferts in die Augen, das letzte ›Nein‹ hatte er laut und weit gedehnt gesprochen. »Ich spreche Ihnen, ehrlich gesagt, das Recht ab, diese Dinge zu beurteilen. Was wir getan haben, mag aus heutiger Sicht verwerflich sein. Aber viele hier im Westen müssen nach wie vor mal begreifen, dass wir, die das erlebt haben, doch erst heute so denken, so denken können . Damals schien es mir notwendig, dass gewisse … gewisse Elemente eben nicht ohne … Ach, es ist eh alles egal!« Stöwers wollte das nicht weiter diskutieren.
    Ulferts entgegnete nichts. Ihm wurde bewusst, dass ein Quäntchen Wahrheit in dem steckte, was Stöwers ihm vorhielt, auch wenn ihm der Begriff ›Elemente‹ übel aufstieß.
    »Wussten Sie, dass Meinertz aufgrund Ihrer Berichte in die Untersuchungshaftanstalt Schwerin gebracht wurde?«, brach Tanja Itzenga das Schweigen, die einen ebenso nachdenklichen Eindruck machte.
    »Nein, natürlich nicht. Dass er aber kaum in ein First-Class-Hotel gebracht wurde, soweit wir damals so etwas in unserem Land überhaupt hatten, konnten wir uns schon denken.« Stöwers’ Sarkasmus war schwer erträglich, er sprach weiter, sachlicher: »Wir haben unsere Beobachtungen gemacht, fertig. Übrigens nicht wir allein, natürlich wurde er auch abgehört, das ganze Programm. Aber selbst das hat unser Führungsoffizier nur mal angedeutet, wir haben uns unseren Teil gedacht. Darüber wurde nicht gesprochen, allenfalls hinter vorgehaltener Hand, so war das. Der eine sollte gar nicht so viel vom anderen wissen. Und …«, Stöwers stockte die Stimme, als würde er sich erst in diesem Moment bewusst, was er damals angerichtet hatte, »… und wir haben Berichte geschrieben,

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