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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Weiter in den Heller, der hier eine kleine grüne Fläche bildete. Er ging bis zur Abbruchkante, nur wenige Zentimeter hoch, wo die salzwasserbeständige Vegetation einfach im Wattschlamm stand. Queller, Erstbesiedler. Den konnte man essen, hatte ihm mal jemand erzählt. Damals, in den schlechten Zeiten, nach dem Krieg, sei das gang und gäbe gewesen. War sicher ziemlich salzig, er hatte es nie probiert. Er brach ein Stückchen ab und steckte es in den Mund. Kaute. Salzig, ein bisschen glitschig. Aber wenn nichts anderes da war, mochte es den Hunger stillen. Vielleicht musste man das Grünzeug erst einen Tag in Süßwasser legen?
    Ein schönes Stückchen Erde, ließ Meinertz seinen Gedanken freien Lauf, holte Luft, sein Blick schweifte in die Ferne, seine Gedanken an die Mecklenburger Seenplatte. Ferien, damals, als Kind, unbeschwert. Pionierlager, alles noch ohne Hintergedanken, bei den Pionieren, zumindest. Ein kurzer Moment der Zufriedenheit ließ ihn erschauern, ja, es hatte glückliche Momente in seinem Leben gegeben. Später war vieles anders gekommen, als er es sich vorgestellt hatte. Weil er nicht ertrug, dass der Staat sein Leben bis ins Kleinste bestimmen und ihn führen wollte. Das hatte ihn in die Untersuchungshaftanstalt gebracht. Jedoch nur, weil es Leute wie Stöwers gab. IM Rabe … IM Schwein, nein, IM Schweinehund wäre passender gewesen.
    Noch einmal sog er die klare, nach Watt und Meer riechende Luft ein. Hier ist Ende! ging es ihm durch den Kopf, endgültig.

37
     
     
    »Herr Meinertz, legen Sie die Waffe vor sich auf den Boden! Sie machen alles nur noch schlimmer. Bis zu diesem Punkt gab es keine Toten – Sie haben es in der Hand, dass es so bleibt!« Das Knie schmerzte enorm, aber Tanja Itzenga hatte sich in der Gewalt und hielt das Megafon dicht vor ihren Mund. Der kleine Parkplatz auf dem Deichdreieck stand voller Polizeiwagen. Ein Präzisionsschütze war in Stellung gegangen. Für Ralf Meinertz gab es keine Deckung, er stand auf dem Heller, die Pistole zum Deich gerichtet. Ob er eine spezielle Person im Visier hatte, war nicht genau auszumachen. Die Polizisten konnten sich an die Deichkrone legen und über dieselbe hinweg lugen, das gewährleistete Deckung.
    Die Meldung des Taxifahrers, die er zügig gemacht hatte, nachdem er sich außer Schussweite befand, hatte die Fahnder, die bereits auf der Ostermarscher Landstraße unterwegs waren, schnell zum richtigen Ort gelotst.
    Meinertz stand indes auf der kleinen Hellerfläche und besah stumm die Szenerie. Er war abwesend, als sähe er die Welt durch einen Schleier. Wie hatte er es geschafft, sich in eine solche Situation zu bringen? Vor wenigen Tagen hatte er geplant, am nächsten Wochenende irgendwo am Großen Meer eine längere Wanderung zu machen, einzukehren, ein Stück Kuchen essen, wenn die Monatskasse es hergab …
    Meinertz hatte den Präzisionsschützen registriert und fragte sich einen Moment lang, ob er sich freuen sollte über den Aufwand, der seinetwegen betrieben wurde. Er stand dort mutterseelenallein im Heller. Nur eine falsche Bewegung, und der Scharfschütze würde seinen Job machen. Dann war Ende, endgültig. Hatte er eine Chance? Lohnte es sich überhaupt noch, auf eine zu hoffen?
    »Herr Meinertz, begehen Sie nicht erneut eine Dummheit!« Tanja Itzenga versuchte, deeskalierend mit ruhiger Stimme auf den Mann im Deichvorland einzuwirken. Das Knie pochte und immer wieder durchdrangen scharfe Stiche ihren Körper, die von dem Gelenk ausgingen. Als habe Meinertz ihr die Kniescheibe zertrümmert. Sie erschauerte. Würde sie noch joggen können? Sie konzentrierte sich wieder.
    »Was sollen wir nun machen?«, flüsterte Tanja Itzenga ihrem Kollegen Ulferts zu.
    »Frag mich was Leichteres!«, antwortete der. »Er muss diese Scheißpistole erst einmal wegwerfen!«
    »Herr Meinertz …«, begann Itzenga von Neuem, doch in diesem Moment richtete Meinertz die Waffe in Richtung der Kommissare. Endgültig, endgültig, endgültig, hämmerte es durch seinen Kopf, immer wieder, er konnte an nichts anderes denken als an dieses eine Wort. Endgültig.
    Er zwang sich zur Konzentration. Umständlich fischte er ein Stück Papier aus seiner Hosentasche, zweimal gefaltet, etwas zerknittert. Meinertz wirkte unbeholfen, bemühte er sich doch, die Pistole auf die Kommissare gerichtet zu halten. Er hielt den Zettel kurz hoch.
    »Frau Kommissarin«, rief er, »ich habe hier ein paar Dinge aufgeschrieben, die Ihnen alles erklären. Sagen Sie Ihren

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