Bullet Catcher 1: Alex
interessierte.
Mit bloßen Füßen und im Schneidersitz hockte sie auf dem Bett ihrer Schwester über dem Laptop und sah erst hoch, als er an die Tür klopfte, um sie zum Abendessen zu rufen.
»Ich bin nicht hungrig«, sagte sie.
»Dann setzen Sie sich einfach dazu, und wir gehen durch, was wir bislang haben.«
»Wir haben nichts«, gab sie zur Antwort. »Keinen Kalender, keinerlei Informationen, keine Spur. Und morgen früh muss ich scharfsinnig mit dem Bürgermeister plaudern.« Sie raufte sich die Haare, die in alle Richtungen abstanden. »Wussten Sie, dass Bolivien möglicherweise über die zweitgrößten natürlichen Gasvorkommen der westlichen Welt verfügt?«
»Im Ernst?«
»Und dennoch sind die Leute überzeugt, dass sie keine Rohstoffe haben.«
»Ich meinte, ob Sie im Ernst dieses Interview machen wollen.«
›Wach auf‹, sagte ihr Blick. »Darum bin ich doch hergekommen – um mich als Jessica auszugeben.« Sie drückte ein paar Tasten, klappte den Laptop zu und stand mit einer geschmeidigen Bewegung vom Bett auf. »Ich könnte doch was zu essen vertragen. Was gibt es?«
»Ihre Schwester hatte Steak und Salat vorbereitet. Für zwei Personen. Sie wollte also heute Abend zu Hause sein und Sie bewirten.« Er streckte einen Arm aus und legte die Hand auf den Rahmen, um ihr den Weg zu versperren. »Was soll das heißen, Sie sind hier, um sich als Jessica auszugeben?«
Sie bückte sich und ging unter seinem Arm hindurch. »Ich nehme ihren Platz ein, während sie mit etwas anderem beschäftigt ist.«
Er sah ihr hinterher. Die weiten Army-Hosen verbargen keineswegs ihren Hüftschwung. Nachdem sie um die Ecke verschwunden war, folgte er ihr.
Er musste sich ins Gedächtnis zurückrufen, was eigentlich sein Auftrag war. Offensichtlich war er genau wie Jessica Adams »mit etwas anderem beschäftigt«. »Was macht sie denn, während Sie ihren Platz einnehmen?«
»Recherche für eine Sonderstory.« Jazz stand in der Essecke und sah sich den Tisch an. »Das waren Sie? Gerade eben?«
»Ihre Schwester hatte das meiste schon vorbereitet. Der Tisch war auch schon gedeckt.«
Sie sah überrascht auf, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. »Das ist fast zu viel, nicht wahr? Talentiert, erfolgreich, anerkannt, und dann kann sie auch noch kochen.«
»Das stand ebenfalls in der Akte. Aber nichts über eine Sonderstory. Ehrlich gesagt hatte ich nicht den Eindruck, dass sie jemals investigativ gearbeitet hat.« Er setzte sich ebenfalls.
»Hat sie auch nicht. Deshalb ist es ja so wichtig.« Jazz hob das Glas und brachte einen spöttischen Toast aus: »Auf unsere abwesende Gastgeberin!«
»Sie hat zwei Weingläser hingestellt, aber keinen Wein.«
Jazz zuckte die Achseln und legte die Leinenserviette auf ihren Schoß. »Hören Sie, ich möchte nicht gleichgültig wirken, aber meine Schwester ist schon ein großes Mädchen und hinter einer streng geheimen Sache her. Wenn so ein Spinner ihr Angst gemacht hat, hätte sie mir bestimmt davon erzählt. Das weiß ich so sicher wie meinen Namen. Sie hätte nie den Vorschlag gemacht, dass ich ihren Platz einnehme, wenn es für eine von uns gefährlich wäre.«
Alex nahm das Messer und schnitt ins Steak. »Ein Interview, das landesweit übertragen wird, einem Neuling zu überlassen, geht schon als gefährlich durch – zumindest was die Karriere Ihrer Schwester anbelangt.«
»Mit so einem Auftritt hatten wir nicht gerechnet«, sagte Jazz, ohne den leisesten Anklang von Rechtfertigung. »Aber ich kann das. Ich habe Erfahrung im Moderieren von Fernsehnachrichten.«
»Ich dachte, Sie wären Privatdetektivin.«
»Bin ich auch. Jetzt.« Sie stocherte mit der Gabel im Salat. »Sehen Sie sich diesen Müll an. In Kalifornien ist der Salat weit besser.« Sie pickte eine Cherrytomate auf und fuhr fort: »Ich habe beschlossen, meine Recherchefähigkeiten einem anderen Beruf zu widmen. Aber bis vor ungefähr einem Jahr habe ich Reportagen und Nachrichten im Fernsehen gemacht.«
»In San Francisco? Ziemlich große Sache.«
Sie lächelte. »In Fresno. Nicht ganz so groß.«
»Warum haben Sie aufgehört?«
»Ich hab’s vergeigt.«
Er sah sie fragend an. »Und da denken Sie, Sie könnten für Ihre Schwester einspringen?«
»Ich hab’s nicht vor der Kamera vergeigt«, sagte sie. »Eher im Ränkespiel hinter den Kulissen. Dann habe ich mich einer aufstrebenden Detektei angeschlossen und gemerkt, dass mir die Sache gefällt. Jedenfalls viel besser als die hinterfotzige Art beim
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