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Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Jack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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allmächtig.

1
    Astor Cove, New York
    The Hudson River Valley
    Spätsommer 2008
    Lucy Sharpe wurde von Schüssen geweckt, die aus der Ferne zu ihr drangen. Sie kamen in einer regelmäßigen, endlosen Abfolge, und die Knallerei machte jeden Schlaf unmöglich.
    Splitterfasernackt, hellwach und stinksauer schwang sie sich aus dem Bett und ging zum Fenster. Wer bitte schön machte morgens um drei Uhr Schießübungen?
    Sie spähte auf das Trainingsgelände, das in ein paar Hundert Metern Entfernung lag. Ein paar Sicherheitslampen an der Umzäunung warfen gelbe Kreise auf den Boden, doch sonst lag alles im Dunkeln. Es gab nur einen Mann, der den Nerv hatte, so etwas zu tun: Jack Culver, Meister in der Kunst, an Orte zu gelangen, an denen er nichts verloren hatte.
    Sie widerstand dem Drang, sich nach ihrem verlassenen Bett umzuschauen. Stattdessen schnappte sie sich die Hose ihres Satinpyjamas und schlüpfte hinein, um sich dann das passende Oberteil überzustreifen.
    Während sie ihr langes Haar aus dem Halsausschnitt hob, nahm sie ihre Glock 23, prüfte das Magazin und verließ dann den Raum. Barfuß, bewaffnet und wild entschlossen, dem verdammten Mistkerl einen gehörigen Schrecken einzujagen, tapste sie durch den langen, dunklen Flur, der ihre Privaträume mit dem Rest der tausend Quadratmeter großen Villa verband.
    Wieder ertönte ein Schuss.
    Dabei hatte er ein für alle Mal sein Recht verwirkt, Schusswaffen zu benutzen. Im Erdgeschoss entschärfte sie die Alarmanlage in der Küche und trat in die Nacht hinaus. Der Steinpfad fühlte sich kühl an unter ihren Füßen, während sie lautlos am Gästehaus vorbeiging. Diese kleinere Kopie ihrer Tudor-Villa lag im Dunkeln. Alle Bodyguards und Sicherheitsexperten, die zurzeit zu Trainingszwecken oder Besprechungen im Hauptquartier verweilten, schliefen.
    Ein weiterer Schuss. Alle schliefen, bis auf einen.
    Die Schüsse erfolgten jetzt in größeren Abständen. Vermutlich benutzte er nun eine .45er und wurde durch seinen versteiften Abzugsfinger und die Blockade in seinem Kopf gebremst. Das Echo verriet ihr, dass er auf dem Schießplatz hinter dem zweistöckigen Ausbildungs- und Trainingsgebäude mit den Seminarräumen und Simulationskabinen zugange war.
    Gegen alle Regeln. Ihrem Zorn zum Trotz. Das war typisch Jack.
    Als sie vorsichtig um den Bau herumschlich, sah sie die Silhouetten der Zielobjekte, fünf davon feststehend, die anderen an Schnüren befestigt und beweglich. Sie hörte, wie er die halb automatische Waffe spannte, die er weder tragen noch abfeuern durfte, und in Position ging.
    Mit vorgehaltener Glock schlich sie weiter, den Blick auf das mittlere der beweglichen Ziele gerichtet. Wenn sie den Pappkameraden mitten ins Herz traf, würde Jack sofort begreifen, dass er aufhören sollte. Sie ließ gerade den Finger über den Abzugshebel gleiten, als der Mond hinter einer Wolke hervorkam und silbriges Licht auf den Schießstand warf … und auf Jack.
    Lucy konnte nicht mehr wegsehen. Sie konnte kaum noch atmen.
    Sein dunkles Haar fiel ihm auf die breiten, nackten Schultern herab, darunter konnte sie seinen glatten, modellierten Rücken erkennen. Breitbeinig aufgestellt, hielt er die Waffe mit sicherer, starker Hand. Er trug nur Jeans, die tief auf seinen schmalen Hüften saßen und sich eng an seinen festen, prallen Hintern schmiegten.
    Sie schloss die Augen und drückte ihr erhitztes Gesicht an die kühle Steinwand, die Gedanken erfüllt von diesem Anblick.
    Moment mal. Irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild …
    Jack schoss mit der linken Hand.
    Sie lugte noch einmal um die Hausecke, um sich zu vergewissern. War das nicht wieder unfassbar arrogant, stur und dumm? Glaubte er denn, sie würde ihre Meinung ändern und ihn wieder eine Waffe tragen lassen, bloß weil er mit der anderen …
    Der Schuss krachte, und der Pappkamerad hing mit einem Herzschuss tot in seinem Seil.
    Okay – jeder konnte mal Glück haben. Jack sowieso. Mit gesenkter Waffe schaute sie weiter zu.
    Er feuerte – und traf in den Kopf. Er feuerte wieder – und traf direkt ins Herz. Er feuerte – und traf die Nieren. Feuerte – genau zwischen die Augen.
    Dann senkte er die Pistole und stieß, das schimmernde Mondlicht auf seinem schwarzen Haar, einen kurzen, triumphierenden Schrei aus. Der Laut traf Lucy unvorbereitet, und wider Willen war sie berührt davon.
    Dabei verabscheute sie diesen Mann, der um ein Haar einen ihrer besten Leute getötet hätte und den sie deshalb gefeuert hatte.

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