Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Botschaft für die Zuschauer?
R…Sagen Sie etwas!
°°°JA! Sag etwas!
.Hm… Angenommen ich sage etwas … dann werden meine Worte
durchgekaut, verdaut und in Form von Schriften ausgeschieden; sie werden
gesammelt, mit Sand und Honig vermengt – dann sind sie erst ein Mal so weit,
die Saht aufzunehmen … darauf wachsen dann ganze Kulturen von Früchten, die
geerntet, in kleine Scheibchen geschnitten und auf einem Teller serviert
werden… Und auf der Speisekarte steht mein Name, dann ist die Illusion perfekt
– wer kommt da noch auf die Idee, >meine Worte< zu hinterfragen!
Es dauert eine Zeit lang, bis meine Ansprache verdaut
wird. Ich kann fast hören, wie diese Menschen ihre Köpfe anstrengen. Einige
denken mit offenem Mund, Andere bewegen ihre Lippen und zucken mit den Augen
hin und her. Eine von den Letzteren schluckt als Erste das Gesagte, fährt mit
dem ganzen Körper abwährend zurück, dreht ihren Kopf zur Seite, als hätte ich
Mundgeruch und fragt ganz vorsichtig:
R…Wollen Sie damit etwa sagen … dass all unsere heiligen
Bücher Mist sind?
Alle anderen drehen verblufft ihre Köpfe und die lustigen
Dinge auf den Schultern zu ihr: einige mit immer noch offenem Mund, andere
entsetzt über ihren Gedankengang … dann – voller Erwartung – wieder zu mir… Ich
schau mir die Frau an, wie sie mir, leicht verstört, ihr lustiges, kleines Ding
entgegen hält; blicke ihr tief, aber freundlich in die Augen und sage in ihr
lustiges Ding, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, langsam und deutlich:
.Dün-ger…
„Das ist ja unerhört!“ „Was fällt Ihnen ein!“ und „Das
sagt ausgerechnet ein nackter Mann!“ – schreien alle durcheinander … nur die
eine Frau bleibt wortlos, wie hypnotisiert … und ein Mann, der womöglich die
ganze Aufregung nicht verstanden hat, fragt:
R…Wie ist eigentlich Ihr Name?
.Nennt mich beim Vornamen „Ein“ gefolgt vom Nachnamen
„Philosoph“ … dann habe ich keine Angst davor, zitiert zu werden.
R…Ein Philosoph? Ist das ein Scherz?
R…Warum sind Sie nackt?
R…Wurden Sie ausgeraubt?
.Sagt mir – liebe Menschen … was sind das für lustige,
kleine Dinge in euren Händen?
R…Das sind Mikrophone – wenn Sie hineinsprechen, wird Ihre
Stimme aufgenommen.
R…Noch nie gesehen?
.Aufgenommen also. Hm. Heißt das vielleicht … wenn ich ein
Wort sage, wird es dann unters Volk gebracht?
R…Normalerweise schon.
R…Kommt ganz darauf an.
R…Außer einigen unerlaubten Wörtern – die werden dann
zensiert.
R…Aber nicht nur Ihre Stimme, Ihr Bild auch.
R…Außer diesem … speziellen Bereich – das wird zensiert.
Leute vor mir fuchteln mit ihren Händen – versuchen, die
Sicht auf die untere Hälfte meines Körpers zu versperren. Wohl gemerkt – nicht
alle: Einige bleiben zwanglos, Andere werfen verstohlene Blicke oder stieren
ungeniert.
.Das ist optimal. Das erleichtert meine Aufgabe um
Tagesmärsche… Es freut mich richtig, dass ihr hier seid.
Einer von den Männern in Blau oder den Männern in Weiß,
die immer noch hinter meinem Rücken stehen, meint flüsternd zu seinen Kollegen:
„Wollen wir doch mal sehen, wer hier nicht berühmt werden will“.
.Nun sagt mir, liebe Menschen, aufrichtig und unverstellt:
Wer von euch will sich bei der Hitze >nicht< all die Kleider vom Leib
reißen? Wer von euch würde es bestimmt >nicht< tun, wenn keine andere
Seele im Umkreis von einem Tagesmarsch da wäre – die sehen könnte?
Liebe Menschen denken nach, ziehen an ihren Kleidern,
pusten drunter, wischen sich den Schweiß von der Stirn. Sie Atmen durch den
offenen Mund, der ein Lächeln imitieren soll, doch ihre Augen spiegeln eine
Qual wieder – einen Kampf zwischen Wollen und Dürfen… Wiederum von hinten kommt
eine Stimme, die, wie ein Messer die Stille durchbohrt:
W…Ich würde es definitiv nicht tun – von der leichtesten
Windbriese werde ich sofort krank.
.Doktor Sagmalwas! Richtig? Meine Stimme im Kopf erzählt mir
von einem kleinen Jungen, der zu jedem Wetter warm angezogen wurde, nie mit
Sand spielen oder vom Boden essen durfte, der immer dann lernte, wenn die
anderen Kinder draußen Ball spielten…
Ich drehe mich zum Doktor, schaue in das leicht verstörte
Gesicht eines kleinen Jungen im Körper eines verkrümmten Mannes mit Glatze. Ich
komme ihm nah. Ich lege meine rechte Hand auf seine Augen, die linke auf seinen
Nacken und presse ihn so hart gegen
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