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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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Spaß.
    R…Und wenn nur eine Seite Spaß hat?
    .Dann greife man nach alten Philosophien, denke sich neue
aus… Hauptsache man vertraut nicht blind irgendwelchen Prinzipien. Jede
wichtige Entscheidung soll neu erwogen werden, denn jedes Handeln hat eigene
Ursachen und eigene Konsequenzen….
     
      So und so ähnlich verbrachte ich den ganzen Tag, die ganze
Nacht und den Tag darauf. Ich beantwortete Fragen, provozierte, „machte Munde
zu und Augen auf“, diskutierte und stritt, hatte meinen Spaß, erfreute Andere,
ärgerte Unnachgiebige, hasste und liebte, bis ich keine Lust mehr auf
Gesellschaft hatte, mir wünschte allein zu sein, die Stadt verlassen hatte und
in den Wald ging.
     

Ich lief die ganze Nacht in einer Art Trance.
     
      Stimmen hallten in meinem Kopf, stellten immer weiter
Fragen, während andere Stimmen sie beantworteten. Körperlose Geister
durchquerten meinen Weg, ohne mich zu bemerken. Bäume schienen mich zu
beobachten. Ich hörte von Maultrommeln und Rohrpfeifen begleitete Gesänge.
Heidnische Rituale am großen Feuer schimmerten durch die dicken Baumstämme
hindurch… All das ignorierte ich, da mir ein unbestimmtes Ziel immer bewusster
wurde, der meinen Weg bald kreuzen sollte. Hinter jedem Baum erwartete ich
etwas, von dem ich weder die Größe, noch die Form wusste. Und wenn ich es nicht
hinter dem nächsten Baum sah, war ich mir sicher, es hinter dem Übernächsten zu
finden. Ich steckte in einer Schleife der Erwartung ohne Enttäuschung, da ich
anscheinend vom Langzeitgedächtnis befreit wurde.
     
      Erst, als es schon längst hell war, verschwand langsam der
Rausch. Ich fing an zu begreifen: Zuerst begriff ich, dass slawische Gesänge im
tropischen Dschungel vorzufinden ein wenig merkwürdig ... oder zumindest
ungewöhnlich ist. Dann, in anbetracht der allgegenwärtigen Totenstille, begriff
ich, dass nicht nur der Wald um mich herum unbewohnt ist, sondern auch die
hinter mir gelassene Stadt unbevölkert war, während all die Menschen in Weiß
und Blau, sowie die Menschen mit lustigen Dingen nur die Schöpfung meiner
Phantasie waren. Als mir das klar geworden ist, blieb ich stehen und fragte
mich selbst: welches Ziel ich so eifrig nachjage, was ich im Dschungel mache,
und ob die Welt um mich herum überhaupt real ist… Ich drehte mich ein Mal im
Kreis, vor Misstrauen jedem einzelnen Blatt gegenüber nur so strotzend…
     
      Mir wurde langsam klar, dass die Welt kein Bisschen echt
sein kann, weil ich mich daran erinnerte, wie ich in den letzten zehn –
fünfzehn Tagen ein Dutzend verschiedene Tode gestorben bin … und angefangen hat
die Serie mit einem Autounfall. Danach bin ich ertrunken, erstickt, verbrannt,
nach freiem Fall von der Erdoberfläche erschlagen, von einer Explosion zerfetzt
… was noch … von einem Felsbrocken zerquetscht … und bin jedes mal wieder
woanders aufgewacht – im Optimalfall in der Nähe der Oberfläche auf einem
Kontinent … und am besten nicht über glühendem Lava.
     
      Mir ist mein letzter Tod eingefallen: ich fiel, wenn nicht
aus dem Weltall, dann wohl aus großer Höhe auf einen schwarzen Wagen … namens
Kamikaze ..!. und plötzlich wurde mir das Ziel bewusst, das ich nachjagte, und
ich begriff, dass es sicher nicht hinter dem nächsten Baum zu finden ist, dass
ich lange, lange laufen müsste … und dann erst ist mir wieder alles
eingefallen: dreißig Tage allein auf der Erde, ohne zu schlafen … und ohne zu
sterben – eine schmerzvolle Erinnerung, die mein Geist nicht ohne Grund
versucht hat zu verbannen, denn ich habe bis jetzt maximal drei Tage ohne
Schlaf geschafft und empfinde die ganze Angelegenheit als eine Qual knapp an
der Grenze zum Sadismus.
     
      Ich senkte entrüstet meinen Kopf die Fäuste
zusammenballend, während ich vor meinem „inneren Auge“ wohl auf die Knie fiel,
um den Himmel um Gnade zu bitten. Mir blitzten unterschiedliche Gedanken durch
den Kopf, einige von denen durchaus ehrloser Natur waren. Doch, wie es nicht
anders zu erwarten war, hob ich nach dem fünften, sechsten Gedanken wieder den
Kopf und lockerte meine Finger, um dezent lächelnd weiterzulaufen … gleich
nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass die Richtung stimmt.
     
      Ich konnte lächeln, obwohl ich nun wusste, dass mein Ziel
Tage und keine Sekunden entfernt liegt, ob nun wegen oder trotz des klaren
Kopfs – das war mir egal – ich wusste dass ich beobachtet werde, und dass sie
mich hier nicht herauslassen solange der schlaflose

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