Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
meinen Körper, dass seine Wirbelsäule und
seine Rippen anfangen zu knacken, sicht zu biegen und sich zu richten. Der
kleine junge hat keinen Willen, sich zu wehren. Seine Gelenke werden schwach –
er steht kaum. Mit meinen Fingern spüre ich die Tränen um seine Augen.
.Erinnerst du dich daran, was >du< wolltest, als du
Steine sammeltest und sie zu Figuren formtest? Denkst du nicht, dass es dich
glücklicher machen würde, mit Händen und Phantasie zu arbeiten, als die jetzige
Arbeit, die du verabscheust und ein Mercedes, den du mehr liebst, als deine
Frau es vermögen? Willst du wirklich, dass deine Ängste dich mehr definieren,
als deine Wünsche? Ist es nicht an der Zeit „aufzustehen“, um deinen wahren
Willen deinen Eltern und der ganzen Welt zu präsentieren, so wie du es jeden Tag
geträumt hast, seit der Entdeckung deines eigenen „Ichs“?
W…Meine Eltern sind tot…
.Sie werden erst tot sein, wenn du aufhörst sie zu lieben
und zu hassen. Du kannst sie immer noch stolz machen. Geh und zeige ihnen, wer
und was du wirklich bist – sag ihnen die Wahrheit!
Ich lasse den Mann los und gehe einige Schritte langsam
zurück. Alle machen einen kleinen Schritt weg von dem „Neugeborenen“. Er sieht
verändert aus: ist nun fünf Zentimeter größer, sieht fünf Jahre junger aus,
steht aufrecht und selbstsicher; ein starker Wille hat den Zynismus in seinen
immer noch feuchten Augen ersetzt. Sein Blick streift die Menge und landet bei
seinen Kollegen in Weiß, die er warm anlächelt. Mit demselben Lächeln zieht er
seine weiße Uniform aus und übergibt sie dem nächststehenden Mitarbeiter. Dann
knöpft er sein Hemd auf und „reißt“ es von seinem Körper.
B…Hey wow! Langsam Herr Doktor …
Herr Doktor überlegt kurz, ob er mit dem Officer
diskutieren will … er wirkt unsicher – er dreht sich zu mir und schaut mich fragen
an, als wäre da noch etwas, was ich ihm habe vergessen zu sagen.
.Du sollst aufhören, Erwartungen zu erfüllen, wenn es dir
widerstrebt… Was willst >du
Er macht die Augen zu, er denkt kurz nach … nun lächelt er
und macht die Augen wieder auf. Er bedankt sich bei mir mit einem Kopfnicken,
dreht sich um und geht stolzen Schrittes nach Hause. Sein weißer Oberkörper
leuchtet unter der brennenden Sonne. Er kann zum ersten Mal seit vierzig Jahren
wieder frei atmen.
Während er weggeht höre ich die Stimme in meinem Kopf
sagen: „Das hast du gut gemacht: Gut, dass er weg ist – er hätte noch die ganze
Angelegenheit sabotiert!“ Ich antworte der Stimme: „Ich frage mich, ob das ein
gutes Ende nimmt … ich glaube, ich werde ihn vermissen.“
Noch bevor das „Publikum“ aufwacht, um mich mit ihren
kleinlichen Fragen zu bedrängen, komme ich ihnen zuvor, stelle mich vor die
Mikrophone und rede unaufgefordert:
.Wenn ich das richtig verstehe, und wie mir die Stimme in
meinem Kopf sagt, wollt ihr jetzt alle lieber unbekleidet sein, erlaubt es euch
aber gegenseitig nicht. Was habt ihr gegen den natürlichen Körper, dass ihr ihn
verpacken müsst, wie einen dornigen Blumenstrauß? Ihr sperrt euch hinter den
Zäunen und Mauern ein, um mehr oder weniger bloße Haut vom Stoff zu befreien,
bezahlt dafür, um Eins mit der Natur zu werden. Sind eure Gesetze und eure
Moral so heilig, dass ihr dafür eure Freiheit und Behagen aufgebt?..
B…Ich fühle mich unbehaglich in Gegenwart eines nackten
Mannes!
. Offizier Dosomething!
Ich drehte mich zu dem Mann in Blau, der abwehrend einen
Fuß zurücksetzte und zu seinem Stock am Gürtel griff. Seine Augen zeigten
Entsetzten vor dem erwarteten Bevorstehenden.
.Ich sehe vor mir einen Mann, der sich außerhalb seiner
Uniform schon lange nicht mehr wohl fühlt, der vergessen hat, ein liebender
Ehemann, ein Vater von zwei Kindern zu sein, der einst ein herausragender
Turner mit einem prachtvollen Körper war, der aus der Form gekommen ist, weil
seine Uniform eines Tages seine gesamte Individualität ersetzt hat, der sich
nun seines Körpers schämt und vor Fremden Angst hat…
B…Ich schäme mich gar nicht!
.Und >wie< schämst du dich – dein Körper ist schlapp
und runzelig!
B…Ist er gar nicht!
.Natürlich ist er das – ich kann durch deine Uniform
hindurch sehen.
B…Einen Aas kannst du sehen! Ich bin immer noch in Form!
.Das ist nicht wahr!
B…Ich trainiere drei Mal die Woche!
.Nein!
B…Ich bin immer noch topfit!
.Gar nicht!
B…Okay! … Okay!!!
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