Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
Vom Netzwerk:
hüpfte rum, als hätte er grade sein erstes Tor in der U16 geschossen. Für Terrys Begriffe kam Geld von der Straße zu klauen dem schon sehr nah.
    Langsam entstieg der Maulwurf der Dunkelheit des Lumumbataxis. Er trug einen schmuddeligen Overall und einen schweren Werkzeuggürtel mit einem zusätzlichen Schulterriemen um die Taille. Irgendwas schimmerte auf seinen Colaflaschen-Brillengläsern – ich konnte nicht sagen, ob es die Sonne war. Er trat in den Schatten, wo unsere beiden Autos einander berührten, hockte sich auf den Boden und fummelte in seinem Lederranzen herum. Terry kauerte sich neben ihn, die Hand auf der Schulter des Maulwurfs, und versuchte in den Ranzen zu schielen. Die teigigweißen Hände des Maulwurfs wirkten mit ihren Wurstfingern viel zu unbeholfen, um die Lasche aufzubringen, doch er hatte das Feingefühl eines Gehirnchirurgen. Er zog die Folienscheibe raus, ließ sie mir in die Hand fallen und blickte fragend zu mir auf.
    »Schaun wir mal«, sagte ich ihm und wickelte sie vorsichtig aus.
    In feinsäuberlicher, fast schon pedantischer Handschrift standen die Worte »Maltrom, Ltd.« drauf. Nichts weiter. Ich brauchte nichts weiter.
    »Gute Arbeit, Maulwurf«, sagte ich zu ihm.
    Der Maulwurf grunzte.
    »Hast du Max abgesetzt?«
    Er grunzte erneut. Max der Stille hatte diesen Namen nicht deswegen gekriegt, weil er sich so leise bewegte. Als freiberuflicher mongolischer Krieger verdiente Max seine Brötchen mit Kurierdiensten, indem er bestimmte Dinge für einen gewissen Preis in der Stadt herumtransportierte. Sein Leben war die Bürgschaft. Er war zuverlässig wie Krebs und nicht annähernd so ungefährlich. Max war der Schlucker gewesen, der gegen den Mittelsmann gestolpert war. Er hatte den Tritt in die Rippen eingesteckt, obwohl er den Mittelsmann wie ein Streichholz hätte knicken können. Ein Profi.
    Der Maulwurf hockte noch immer im Schatten. Der Bengel war neben ihm, wartete nun ruhig, wie man es ihm beigebracht hatte.
    »Ich habe zirka ’ne Stunde Zeit«, sagte ich dem Maulwurf.
    Er verzog das Gesicht – der Maulwurf hält das für ein Lächeln.
    »Willst du nicht erst deinen Makler anrufen?«
    Ich habe keinen Makler. Ich kriege keine Post, und ich habe kein Telefon. Vielleicht stimmt es, daß man sie nicht austricksen kann – aber man muß deswegen nicht gleich mitmachen.
    »Ich muß Michelle sehen«, meldete sich der Bengel. Ich suchte den Blick des Maulwurfs, nickte. »Gib ihr meinen Anteil«, sagte er.
    Ich lenkte den Plymouth über den Highway und suchte mir einen Weg durch die Nebenstraßen von Soho. Vorsichtig, wie bei allem, was ich mache.
    Lily betreibt einen speziellen Laden, wo sie mit mißbrauchten Kindern arbeiten. Sie machen Einzelund Gruppentherapie, und sie lehren Selbstverteidigung. Vielleicht ist es dasselbe.
    Max’ Frau arbeitet dort. Immaculata. Es ist noch nicht so lange her, daß sie drei Mistfinken davon abzuhalten versuchte, in der U-Bahn einen, wie sie glaubte, alten Mann anzugreifen. Der alte Mann war Max. Er erledigte die Finken wie eine Kettensäge ein Kleenex, ließ sie kaputt und blutig auf dem U-Bahnboden liegen und hielt um die Frau an, die für ihn eingetreten war. Vor ein paar Monaten war ihr Baby geboren – das Blut zweier Krieger in den Adern.
    Terry beobachtete mich, ohne den Kopf zu wenden, arbeitete, wie wir’s ihm beigebracht hatten. Doch er übte nur – er hatte keinen Schiß mehr. Als ich ihn das erste Mal zu mir ins Auto geholt hatte, war er der Mietknabe eines Luden gewesen. Wir hatten auf der Suche nach dem Bild eines anderen Bengels einen kleinen Schwindel eingefädelt. Danach hatten wir Michelle auf der Straße aufgelesen, damit sie auf Terry aufpaßte, während wir uns auf das Treffen mit seinem Louis vorbereiteten.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte an jene Nacht zurück. »Willste eine?« fragte ich ihn.
    »Michelle will nicht, daß ich rauche.«
    »Ich sag’s ihr nicht.«
    Der Bengel hütete sich, den Anzünder am Armaturenbrett zu benutzen. Ich riß ein Streichholz an, hielt es ihm hin. Er nahm einen tiefen Zug. Wir hatten eine Abmachung.
    Ich beobachtete ihn, wie er im Vorbeifahren die Straßen mit Blicken abgraste, ohne den Kopf zu bewegen.
    Ich war während des Kriegs in Biafra gewesen. Gegen Ende war es schlimm geworden. Am Leben zu bleiben war alles gewesen.
    Kein Essen, kein Entkommen, wo man hinschaute Soldaten, Flugzeuge, die Tod und Schrecken verbreiteten – sie flogen so tief, daß man sie mit einer

Weitere Kostenlose Bücher