Burning Wings 02 - Die Mächte
Erscheinungsbild zu gewöhnen . «
Mag sein , dachte ich .» Aber das erklärt nicht, warum sie mich in einem Moment wie Luft behandelt, im nächsten mir am liebsten einen Dolch ins Herz stoßen will, und mich nebenbei für einen Idioten hält . «
Daraufhin schwieg er. Allerdings glaubte ich zu fühlen, was er in Bezug auf meine Worte empfand. Es war eine seltsame Mischung aus Traurigkeit, Sehnsucht und einem Funken Freude, wobei die Sehnsucht überwog.
» Ich habe einen Vorschla g« , raunte er mir ganz leise zu .» Am besten lernt ihr euch noch einmal ganz neu kennen. Das habe ich ihr vorhin auch schon geraten. Zuerst war sie ein wenig stur, aber sie hat zugestimmt . «
Na, das kann ja heiter werden. Und wenn sie nur ein wenig stur ist, wie ist sie dann, wenn sie ihren Dickschädel durchsetzen will?
»Klingt vernünftig«, sagte ich stattdessen laut, obwohl ich mir sicher war, Raphael wusste, was ich eben gedacht hatte.
» Wunderbar! Dann könnt ihr beide morgen schon anfangen mit dem Schwertkampf. Taria ist eine ausgezeichnete Kämpferin.« Als hätte er einen Witz gemacht, begann er zu lachen.
» Hatte ich schon einmal erwähnt, dass wir dringend an deinem Humor arbeiten müssen ? «
Kaum hatte ich das gesagt, lachte er noch lauter, sodass sich die anderen zu uns umdrehten. Luzifer blieb sogar stehen und wartete, bis wir zu ihm aufschlossen. Im Geiste warnte ich meinen besten Freund, nichts von dem eben Gesagten zu verraten. Und offensichtlich hatte ich mich nicht geirrt, dass Raphael meine Gedanken las.
» Euch scheint es gut zu gehe n« , meinte Luzifer und hielt mir ganz plötzlich ein Messer unter die Nase. Erschrocken ging ich auf Abstand und starrte die gewellte Klinge an. »Nimm das Messer. Ich möchte nicht, dass du unbewaffnet herumläufst.«
Neugierig nahm ich sie in die Hand. Der Griff war mit schwarzem Leder umwickelt. Ich kannte diese Waffe, sie gehörte Luzifer. Er drückte mir anschließend noch eine Lederscheide in die andere Hand.
» Verstecke es gut. Am besten am Hosenbund .« Er zwinkerte mir zu. »Und wenn wir später zurückkommen, dann ziehst du dir etwas ordentliches an.« Dabei wanderte sein Blick zu Raphael, er blieb bei der offenen Weste haften. »Du allerdings könntest so etwas öfter tragen.«
Bildete ich mir das nur ein, oder schien Raphael mit einem Mal verlegen zu sein? Das gefiel mir, und instinktiv musste ich schmunzeln.
» Jetzt haben wir genug geredet, da vorne ist der Ausgang. Seid ihr bereit ? «
Jedes Mal, wenn ich das gefragt wurde, kannte ich keine Antwort darauf. Also nickte ich nur, Raphael schloss sich mir an.
» Bevor wir gehen, schuldest du mir aber noch eine Erklärun g« , warf ich schnell ein. Die verdutzten Blicke der beiden amüsierten mich .» Wieso eigentlich der alte Stützpunkt ? «
Luzifer grinste mich an, aber Raphael war derjenige, der antwortete:
» Das ist das gleiche Prinzip wie schon im Palast. Metatron denkt, er hätte die Höhle und alle Gänge zerstört. Also wird er hier nicht mehr nach uns suchen lassen . «
Immer wieder versuchte ich, meine Erinnerungen an die zahlreichen Straßenzüge mit dem Bild zu vergleichen, welches sich mir bei jedem weiteren Schritt durch die Unterstadt bot. Meine ständig wachsende Nervosität war dem Schock gewichen. Schock und Bestürzung vor dem Elend, das mich kurzzeitig in eine andere Welt versetzte. Als Damian hatte ich auf der Erde viele Berichte im Fernsehen über Dritte-Welt-Länder und deren Not gesehen. Die Unterstadt hatte sich in den zwei Jahren meiner Abwesenheit genau in diese Richtung entwickelt.
Wie konnte es nur so weit kommen?
Bei meinem letzten Besuch war es noch das Arbeiterviertel gewesen, jetzt war es zu einem Slum verkommen. Innerhalb von nur zwei Jahren! Von Raphael erfuhr ich, dass Metatrons Soldaten seitdem bewaffnet durch die Straßen patrouillierten und Arbeiter gefangen nahmen, die sich schon beim bloßen Gedanken an den Widerstand schuldig machten. Außerdem wurde die Versorgung der Unterstadt inzwischen vom Rat geregelt.
Mordechai will die Bevölkerung wohl aushungern , dachte ich ständig und konnte es einfach nicht fassen.
Hauswände waren mit Parolen der Rebellen beschmiert, andere hingeben bei Straßenkämpfen mit den Soldaten teilweise eingestürzt. In den dunklen Ecken verbargen sich zwielichtige Gestalten. Und es roch hier unangenehm nach Unrat und verfaultem Abfall.
Die Unterstadt war einmal ein schöner Ort gewesen, der mit dem jetzigen
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