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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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das.
    »Mama«, schluchzte ich. »Wie kann ich aufhören zu weinen? Bitte sag mir, wie ich das schaffen soll? Ich weiß es nicht. Du weißt doch genau, dass ich zu meinem Vater keine Beziehung habe, aber…«
    »… er ist dein Vater«, beendete sie den Satz.
    »Ja. Er ist mein Vater.«
    Ich kam mir so hilflos vor. In dem Moment war ich wieder sechs Jahre alt, der kleine Junge, der seine Mutter um Rat fragte.
    »Mama, ganz ehrlich: Die Sache mit meinem Vater, die ist gelaufen. Er wird auch nicht mehr gesund. Das Einzige, was ich machen konnte, war, zu ihm zu fahren und ihm zu vergeben.«
    »Und das war sehr tapfer von dir, mein Junge.«
    »Mama, hör mir gut zu. Du musst gesund werden. Es gibt keine Alternative! Du musst einfach.«
    Im Nachhinein kam ich mir richtig bescheuert vor. Ich redete mit meiner Mutter, als ob sie sagen könnte: »Ja okay, kein Problem, dann werde ich eben wieder gesund.«
    Aber in dieser Situation wusste ich einfach nicht, was zu tun war.
    »Mama, Mama«, sagte ich immer wieder. »Egal, was passiert, und ich will, dass du das jetzt hörst. Du darfst nicht sterben. Ich akzeptiere das nicht. Ich kann das nicht akzeptieren. Das geht nicht. Ich kann da-
mit nicht leben, Mama. Ich erlaube dir nicht zu sterben, hörst du.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie wieder. »Ich bleibe noch eine ganze Weile bei dir. Mach dir keine Sorgen.«
    Mach dir keine Sorgen! Wie oft hatte ich diesen Satz schon gehört.
    »Mama, da gibt es noch eine Sache. Ich habe meinem Vater versprochen, dir eine Nachricht von ihm zu übermitteln. Sein allerletzter Wunsch wäre es, dich noch einmal zu sehen und dass auch du ihm vergibst.«
    Ich war noch nicht einmal fertig mit dem Satz, da sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken: »Aber das ist doch kein Problem. Natürlich fahre ich zu ihm.«
    »Aber Mama, du kannst doch nicht in deinem Zustand auf Reisen gehen. Die Ärzte haben doch selbst gesagt, dass du dich während der Chemo erholen musst.«
    »Gibt es eine Alternative? Du hast doch erzählt, dein Vater ist todkrank. Wie will er denn nach Berlin kommen? Nein, nein. Wir fahren nach Düsseldorf und besuchen ihn.«
    Dann lächelte sie mich an. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, entschloss sie sich, meinem Vater seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Meine Mutter nahm mich in den Arm und streichelte mir behutsam über den Rücken. So wie sie es immer gemacht hatte, als ich noch ein kleiner Junge war.
    »Ich bin so stolz auf dich und auf das, was du aus deinem Leben gemacht hast. Immer wenn ich dich im Fernsehen sehe, lacht mein Herz.«
    Ich musste immer mehr heulen, weil sich ihre Worte so krass nach Abschied anhörten.
    »Mama, rede nicht so. Ich will das nicht hören. Ich will nicht das Gefühl haben, dass du mir noch ein paar letzte Worte mit auf den Weg geben willst. Sag das nicht.«
    »Anis, schau mich an«, sagte sie plötzlich sehr ernst. »Du gehst rüber in deine Wohnung, ziehst dich an und fährst sofort ins Café. Ich will nicht, dass du jetzt allein bist. Ich werde in einer halben Stunde auf den Parkplatz gucken und wenn ich dein Auto dort sehe, werde ich richtig sauer, hörst du?«
    »Ja, Mama.«
    »Und du setzt dich auch nicht mehr vor den Computer!«
    »Okay, Mama.«
    Ich küsste sie und ging aus dem Zimmer. 15 Minuten später saß ich im Auto. An einer Ampel winkte mir ein kleines Mädchen zu. Sie erkannte Bushido, den krassen Popstar, der ein scheinbar perfektes Leben führte. Bisher war mein Schicksal wirklich fast ausschließlich mit meinem Beruf verknüpft gewesen. Es ging nur um meine Musik, um Auszeichnungen, Preise, Rekorde und irgendwelche sinnlosen Skandale. Zum ersten Mal traf das Schicksal jetzt auch meine Familie. Ich hatte wirklich Angst davor, dass ich in diesen Mir-ist-alles-scheißegal-Film hineinrutschen würde. Ich meine, noch nie in meinem Leben hatte ich so wenig Angst davor zu sterben. Wenn ich jetzt mit meinem Auto frontal gegen eine Wand fahren würde, dachte ich, dann wäre wenigstens alles vorbei und ich müsste nicht mehr gegen diese Dämonen in meinem Kopf ankämpfen. Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich Angst vor der Zukunft hatte.
    Im Café erzählte ich Arafat und Ashraf davon.
    »Deine Mutter hat das Herz eines Löwen«, sagte Ashraf. »Solche Menschen findest du nicht oft auf der Welt, glaube mir. Du kannst stolz auf sie sein.«
    »Wisst ihr eigentlich, wie meine Mutter mit Nachnamen heißt? Ich meine ihren Geburtsnamen«, fragte ich sie.
    »Nein,

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