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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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die Innenfläche seiner rechten Hand. »Falsch gedacht. Jetzt bekam sie plötzlich Lust zu studieren. Geschichte, das muss man sich mal vorstellen! Ihr Vater tippte sich an die Stirn, mein Vater tippte sich an die Stirn, und ich …« Sein Achselzucken beendete den Satz.
    »Sie haben mitgemacht in der Tippgemeinschaft.«
    »Die Stimmung war erst mal im Keller. Ich meine, worauf sollte das denn hinauslaufen mit dem Studium? Evelyn war ja keine 17 mehr, hatte eine abgeschlossene Ausbildung, und irgendwann wollten wir auch Kinder. So was Verrücktes! Sie meinte, das wäre jetzt wichtig für sie, sie wollte nicht ihr Leben lang in Labors herumhocken, und als Muttchen am Herd sähe sie sich auch nicht. Aber dann studieren! Das ist doch keine Alternative!« Deininger atmete tief durch, kontrollierte den Inhalt seiner Kaffeetasse, stellte sie wieder zurück. »Also, da war wirklich Dampf in der Bude. Und ich, was tat ich? Ging ihr zuliebe mit nach Heidelberg und schrieb mich auch ein. War vielleicht naiv, schon möglich. Jedenfalls kann mir keiner vorwerfen, ich hätte es nicht versucht. Natürlich merkte ich sofort, dass es mit mir an der Uni nichts würde, trotzdem habe ich drei Semester durchgehalten. Mein Gott, war ich froh, als ich wieder an meinem Schreibtisch in der Bank saß!«
Diesen Satz ließ ich mir auf der Zunge zergehen. Ein Resopaltisch in der Sparkasse als Paradies auf Erden! Okay, einem Studium konnte ich genauso wenig abgewinnen wie Deininger, aber die zehn Pferde, die mich an den Beratertisch einer Bank brachten, mussten erst noch gezüchtet werden.
    »Dass ich mir eine Stelle in Heidelberg suchte«, fuhr er fort, »war ein Zugeständnis an Evelyn. Beziehungsweise an unsere Ehe. Wäre ich zurück nach Schnakenbach gezogen, um irgendwo anders zu arbeiten, hätten wir uns gleich trennen können. Wissen Sie, ich bin hier nie richtig heimisch geworden. Evelyn schon, sie behauptet es wenigstens.«
    »Immerhin haben Sie hier gebaut.«
    »Aber das war doch auch so ein Kompromiss! Wie sollen wir denn eine richtige Familie werden ohne eigenes Zuhause? In Dossenheim gibt es zwei Kinderzimmer, das mit den Hunden lässt sich regeln, ich habe mein Einkommen   –   nun muss nur noch Evelyn mitspielen! Und was tut sie? Hängt an ihren Abschluss eine Promotion dran! Wieder drei, vier verlorene Jahre.«
    »Verloren? Das sagen Sie.«
    »Natürlich sind es keine verlorenen Jahre für sie, für ihr Ego, für ihr was weiß ich. Aber für uns als Familie. Wir sind Mitte 30, Evelyn und ich, da ist der Zug allmählich abgefahren, Herr Koller!«
    »Moment, Moment, wieso denn abgefahren?«, protestiert ich. Was fiel dem Kerl ein, mich zu zitieren?
    »Alle meine Kumpel in Schnakenbach haben längst Familie, sind in sicheren Verhältnissen, und die, die es nicht sind, werden es auch nicht mehr. Wissen Sie, ich hatte es satt, von Evelyn diesbezüglich immer nur vertröstet zu werden: Lass mich mal ein bisschen Uniluft schnuppern, Schatz   –   das mit dem Abschluss dauert noch ein bisschen   –   der Gärtner hat mir eine Promotionsstelle angeboten   …   Ich konnte es nicht mehr hören. Schluss, aus! Und dann klappte es nicht mit der Stelle, aber promovieren wollte sie trotzdem, was sich natürlich länger hinzog als geplant, ein Stipendium bekam sie auch nicht, und ich hatte mich völlig verschuldet für das Haus.« Er schnappte nach Luft. »Seit Jahren ging das so. Es stand mir hier.«
    »Haben Sie einmal überlegt sich zu trennen?«
    »Nein. Also, überlegt vielleicht. Aber ich könnte das nicht tun. Ich nicht.«
    »Ihre Frau?«
    Sein weiches Gesicht verzog sich. »Zumindest würde sie es eher überstehen als ich. Wissen Sie, das Verhältnis zu ihrem Doktorvater   …   Ich habe keine Ahnung, was zwischen den beiden läuft, ob da was läuft   …   ich will es auch gar nicht wissen. Es ist jedenfalls mehr als ein reines Arbeitsverhältnis, und deshalb ist das Institut für Evelyn auch mehr als ein Arbeitsplatz. Manchmal denke ich, sie flüchtet jeden Morgen dorthin. Verstehen Sie, dass ich sie dort unbedingt raushaben will?«
    »Nein. Warum lassen Sie sie nicht ihren Weg gehen?«
    »Weil wir das mit den Kindern dann endgültig knicken können. Diese Promotion hat keine Zukunft, das sage nicht bloß ich, das sagt jeder, der sich mit der Uni auskennt. Wie soll es denn weitergehen mit Evelyn? Wahrscheinlich müsste sie sich jahrelang mit Lehraufträgen und Vertretungen durchschlagen, wie es so viele tun. Im besten

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