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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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wissen, was er sich alles ausgemalt hat. Kein Wunder, dass der Junge nur noch stromern wollte. Und als man ihn ausquetschte und nicht nachgab, hat er eben gesagt, dass es Sören van Doom war, den er gesehen hat. Der war ja sowieso ein Feind der Familie.«
    »Und wie passen die angenagelten Tiere dazu?«, fragte Harm.
    Olly verzog ihr nettes Pferdegesicht zu einer Grimasse. »Das hat Oma Inse uns auch erzählt. Als Bärbel rausbekam, was ihre Mutter getan hatte – vielleicht hat Boris es ihr erzählt, oder sie ist von selbst draufgekommen –, da wollte sie Steffi rächen. Und brachte das um, woran die Oma hing, nämlich …«
    »Murmeli und Kurt«, sagte Elias.
    »Hießen die echt so bescheuert?«, fragte Hedda.
    »Na ja«, sagte Elias und bemühte sich, Olly nicht anzusehen. »Bärbel wollte ihre Mutter nicht anzeigen, aber sie hatte ihre traurige Revanche. Boris wusste vielleicht auch über den Tiermord Bescheid, aber er hielt in dieser Sache ebenfalls den Mund. So sind Kinder ja, wenn sie in einem Loyalitätskonflikt stecken. Als er dann aber mitbekam, dass wir Franz Büttner im Verdacht hatten, den er doch gut leiden konnte, wusste er gar nicht mehr weiter und versteckte sich in seiner Baumhütte.«
    »Also war nur Gitta unwissend«, fasste Harm zusammen.
    »Sie findet uns übrigens furchtbar. Sie will nicht, dass jemand von der Truppe bei Bärbels Beerdigung erscheint«, sagte Olly.
    »Warum ist Bärbel denn überhaupt fortgelaufen?«, fragte Harm. »Sie hatte mit dem Mord doch gar nichts zu tun.«
    »Wegen Oma Inse«, sagte Elias. »Die beiden haben in der Nacht, als ich sie gemeinsam im Hof gesehen habe …«
    »Das war, als Elias meinen King Kong entführt hat«, erinnerte Olly und klang dabei ein bisschen giftig.
    »… miteinander gestritten. Bärbel hat Inse vorgeworfen, dass sie der Steffi was angetan hat, und Inse hat Bärbel vorgeworfen, dass alles ihre Schuld sei, weil sie nicht mitgeholfen habe und ihnen das behinderte Kind überhaupt erst aufgehalst habe, und da ist Bärbel weg. Sie steckte ja auch in der Zwickmühle. Auf ihre Mutter hatte sie nach der Sache mit Steffi einen regelrechten Hass entwickelt. Aber anzeigen wollte sie sie nicht. Vielleicht Schuldbewusstsein oder das Gefühl, dass sie gegen ihre Mutter sowieso nicht ankäme, wenn sie vor Gericht aussagen müsste, oder auch ein Rest Solidarität. Trotzdem wollte sie nicht mehr mit ihr unter einem Dach wohnen, das hat sie wohl nicht ausgehalten. Und da ist sie erst in die Hütte am Eislaufplatz und dann zu ihrer Patentante. Und am Ende …« Er blickte auf seine Hände und seufzte. »… ist sie vor dem Bullen weggelaufen, der sie vielleicht gezwungen hätte, doch gegen ihre Mutter auszusagen. Direkt in den Traktor rein.«
    Hedda klopfte ihm tröstend auf die Schulter.
    »Wir sind nur die Polizei. Wir können die Welt nicht retten«, sagte Harm. Seine Kollegen nickten. So war das ja auch.
    »Jedenfalls«, sagte Olly zwei Tage später, als sie endlich etwas Luft hatten und abends gemeinsam nach Leer in die Altstadt fuhren, »werde ich keine großen Chancen auf einen Richterspruch mit lebenslänglich Gefängnis haben. Die Verteidigung wird darauf plädieren, dass Steffis Tod ein Unfall war und Oma Inse einfach kopflos gehandelt hat, und der Richter wird nicht wild darauf sein, Opa Bartel oder Oma Inse in den Knast zu stecken. Was sollen die da auch mit den beiden anfangen?«
    Ja, das leuchtete ein. »Außerdem glaube ich, dass die Verteidigung recht hätte«, sagte Elias.
    Sie parkten am Wasser und suchten sich ihren Weg zur Haneburg, wo das Konzert stattfinden sollte, das seine Mutter mit Günther Nowotny besuchen wollte.
    Und da standen sie auch schon. Mutter in einem leuchtend roten Abendkleid, in der Hand eine Rose, auf dem Gesicht ein glückliches Lächeln, und daneben Günther. Man erlebt es ja nicht oft, dass jemand im Aussehen dem entspricht, was man sich vorgestellt hat, aber bei Günther war das so. Er überragte Mutter um einen Kopf, war schlank, aber kernig, mit einem weißen Haarkranz, einer sauberen Rasur, einem noblen schwarzen Anzug und einem Lächeln, das ein ganzes Seniorenheim vor Aufregung ins Koma bringen konnte.
    Elias schüttelte ihm lächelnd die Hand. Seine Mutter war überrascht über ihr Kommen, aber sie begrüßte Olly herzlich und tat so, als nehme sie nicht wahr, dass die Begleiterin ihres Sohnes in einer Jeans, superengen Stiefeln und einem gewickelten Oberteil zum Konzert kam. Vielleicht nahm sie es auch

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