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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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Gegensatz zu der Frau, bei der es sich wohl um seine Mutter handelte, wirkte er ziemlich intelligent. Er war still, einer von denen, die den Mund halten, aber dabei hellwach bei der Sache sind. Dass er sich seiner Mutter schämte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Was ihn aber wirklich beschäftigte – er stierte regelrecht drauf –, waren der Computer und die Polizistin. Warum? Interesse an der Technik? An den beiden aparten Hügelchen unter dem weißen Hemd? Aber dann hätte er anders aussehen müssen. Irgendwie … entspannter.
    War er aber nicht. Hände verkrampft, Blick ängstlich, dabei hoch konzentriert, registrierte Elias. Hätte er seinen Block mit den gelben Klebezetteln dabeigehabt, auf die er nach alter Gewohnheit Ermittlungsergebnisse notierte, hätte er diese Stichworte aufgeschrieben. War es dem Jungen wichtig, dass die Polizistin die Beschreibung des Buckligen korrekt in den Computer eingab?
    Frau Coordes schlurfte zu ihrem Stuhl zurück und brummelte ein Wort, das wie »Boris« klang.Wohl der Name des Jungen. Dann folgte ostfriesisches Kauderwelsch. Boris zog den Daumen, an dem er geknabbert hatte, aus dem Mund und setzte sich drauf, es war offenbar eine Ermahnung gewesen. Der gute Vorsatz hielt zwei Sekunden, danach war der Daumennagel wieder im Mund.
    Notiz auf den imaginären Klebezetteln: Boris ist nervös.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie später noch mal wiederkämen, Frau Coordes. Der Kollege ist offenbar …« Die Polizistin hinter dem Tresen brach ab, weil die Tür aufging. Eine Frau in einem Patchworkmantel kam herein. Mitte dreißig, schätzte Elias, eins achtzig groß, drahtig gebaut. Sie trug Jeans und enge Stiefel. Die Haare waren lockig, in einem Farbton zwischen Rot und Orange, als hätte sie sich beim Färben nicht entscheiden können. Noch eine beunruhigte Bürgerin?
    Die Polizistin sprang auf. »Frau Staatsanwältin! Gut, dass Sie da sind. Herr Ippen hat ’nen Zettel hiergelassen, dass er Sie sprechen muss, wegen der Sache …«
    »Weiß ich«, brummte die Staatsanwältin griesgrämig.
    »Er sagt, es sei eilig.«
    »Isses doch immer, oder?« Die Frau wollte weiter. Sie hatte ein Pferdegesicht und wirkte nicht besonders verbindlich, aber auch nicht unsympathisch. Unterm Arm trug sie eine Kladde. Elias versuchte sie sich in einer schwarzen Robe vorzustellen. Das war schwer wegen der rotorangen Haare. Die sahen eher nach Leck mich aus als nach Paragraf zweihundertfünfzehn b Absatz römisch drei . Als sie seinen Blick auffing, zögerte sie.
    »Der neue Kollege«, erklärte das Mädchen hinter dem Tresen hilfsbereit. »Herr Schröder aus Hannover. Der von der Fallanalyse.«
    »Ach, nee.« Die Staatsanwältin reichte Elias die freie Hand. »Kellermann.« Ihr Händedruck war ein Mittelding zwischen Schraubstock und Pressluftramme und passte zum Pferdegesicht. »Sie sind also der, den man sozusagen … versetzt hat?«
    Strafversetzt. Es war offenbar schon durch sämtliche Flure gegangen. Elias nickte.
    »Wegen … Luftballons?«
    »Na ja.«
    Die Staatsanwältin musterte ihn, sagte: »O Gott!« und eilte weiter. Elias merkte, dass die Frau in der beigen Jacke ihn anstarrte. Ihre Lippen bewegten sich, als würde sie einen Gedanken durchkauen. Jetzt, da sie wusste, dass er ebenfalls von der Polizei war, erwog sie vielleicht, sich lieber an den Spatz in der Hand zu halten, statt auf die Taube zu warten, die nicht kommen wollte. Sie zuckte zusammen, als der Junge etwas fallen ließ. »Bumskopp!«, schnauzte sie. Bei dem Gegenstand handelte es sich um eine kleine Metallbox, auf der Kosmos und Geheimschrift stand. Der Junge hob sie auf und steckte sie in die Tasche zurück. Seine Hand zitterte. Elias beugte sich vor. Eigentlich ging ihn die Sache ja nichts an, aber immerhin war er Bulle. »Wie war das denn mit dem Buckligen? Erzähl mal.«
    »Der kam mitten in die Nacht, als ich grad die Flimmerkiste ausgeschaltet hab«, antwortete Frau Coordes für ihren Filius. »Ich war eingeschlafen und wieder aufgewacht und wollte ins Bett und halt die Fernbedienung in der Hand – also, die neue jetzt. Die hab ich von meiner Schwester, weil die alte kaputt ist – da ging der Lautknopf nicht mehr richtig.«
    »Und dann?«, fragte Elias und schaute Boris an.
    »Da steht er auf einmal im Zimmer«, sagte die Mutter. »Wie ’n Zombie. Das war vielleicht gruselig. Ich hab ’n schwaches Herz, ich hätte glatt tot umfallen können.«
    »Ein buckliges Männlein?«
    »Sag ich doch.«
    »Und wer war

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