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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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Leben mit dir, wie ich es bis vor einer Woche nur mit Stefan war - und das ist das größte Wunder für mich, das ich mir jemals vorstellen konnte. Obwohl es eigentlich ganz normal sein sollte und ganz >einfach< selbstverständlich, daß zwei Menschen sich so begegnen, wie wir es tun. Aber ich kann nichts dafür, daß wir in einer Welt leben, in der nicht einmal der Schnee in der Antarktis einfach weiß ist -Ich habe aber Sehnsucht nach klarem Wasser und nach der Wirklichkeit meiner Gefühle, die ich mit dir teilen möchte, und das nicht nur hier, wo alles einen goldenen Rahmen bekommt - sondern dort, wo der Gegenwind herrscht und es schwierig wird, sich nicht aus den Augen zu verlieren. Dort möchte ich gerne diesen Weg weiter mit dir gehen und uns die Wünsche erfüllen, von denen alle träumen.
    Ich weiß, daß man Angst bekommen kann, wenn man sich auszieht und sagt: >So bin ich, und das einzige, was ich mir wirklich wünsche, ist, zu lieben und geliebt zu werden und mein Leben in Ruhe und Frieden und Geborgenheit zu verbringen -< Ich habe auch oft Angst davor, mich hinzustellen und das zu sagen -aber du gibst mir den Mut, nicht zu glauben, daß ich mich dadurch lächerlich mache - sondern zu erkennen, daß es lächerlich ist, seinem Herzen den Mund zuzuhalten.
    Ich möchte, daß du das alles weißt, Maria, und ich habe auch keine Möglichkeit, mir das einzuteilen, was ich dir zu sagen habe, um nicht >zuviel auf einmal< zu sagen, weil es jetzt und hier meine Wahrheit ist, die ich dir schenken möchte und die dir zeigen soll, daß ich keinen doppelten Boden habe, in dem ich das >Pik-As< aufbewahre.
    Ich bin ganz einfach glücklich und dankbar, daß es dich gibt und daß es uns gibt, und möchte dir ganz einfach sagen, daß es wunderschön mit dir ist und daß wir doch ganz einfach so weitermachen könnten -wenn du willst.«
    Sie sah mich lange an, und die Spuren ihrer Trauer begannen sich zu verlieren, als sie in meinen Augen erkannte, daß ich das, was ich sagte, auch wirklich meinte.
    »Ich möchte sehr gerne« - sagte sie dann, und dann ließen wir unsere Hände nicht los und blickten über den weiten Platz, der langsam seine Farbe zu verändern begann.
    Der Abend eroberte sich Stein um Stein die Fassaden und die Bögen der Arkaden, und die Ober in den Cafés vollzogen unauffällig ihren Schichtwechsel, der eine neue Runde an diesem Tag in der Stadt am Meer eröffnete.
    Die Taubenfutterverkäufer ordneten ihre übriggebliebenen Säckchen mit Maiskörnern, und ihre Schützlinge flogen schon ab und zu in kleinen Gruppen zu ihren Schlafplätzen unter den Dächern der Häuser.
    Das Licht zerrann langsam zu einer zartblauen Mischung, die den violetten Farbenraum zu überdecken begann, der zwischen dem Weißgelb des Tages und dem samtenen Schwarz der Nacht gelegen hatte und nie länger dauert als der Atemzug eines Riesen, der in Arkadien schläft. Die Scharen der Durchreisenden verloren sich allmählich wieder in den Abflüssen des Platzes, die zu ihren Bussen führten, und die eisernen Männer über der Turmuhr schlugen mit ihrem Hammer achtmal auf ihre Glocke.
    »Acht Uhr ist es schon« - sagte sie und sah mich fassungslos an - »wir sind doch eben erst ... ich meine -nein - das gibt es nicht.«
    »Doch, doch, das gibt es« - sagte ich und dachte darüber nach, was er für eine Absicht gehabt hatte, als er den Menschen das Gefühl gab, daß die Zeit, in der sie wirklich gelebt haben, zehnmal schneller verstreicht als die verlorene Zeit des Unglücklichseins.
    »Ja, was machen wir denn jetzt?« fragte sie und blickte erstaunt über die Unzahl von leeren Gläsern und Tassen, die sich auf unserem Tisch aneinanderdrängten wie die leeren Kokons der bunten Schmetterlinge, die wir Schluck für Schluck und Wort für Wort und Menta für Menta hatten ausfliegen lassen.
    »Na - ich denke, wir werden langsam zahlen und uns auf den Weg machen« - sagte ich und bat einen Ober an unseren Tisch, der dezent auf diesen Moment gewartet hatte und uns eine wunderschön bedruckte
    Rechnung vorlegte, deren Erlös den Weiterbestand dieses Kaffeehauses garantieren konnte.
    Wir standen auf und streckten uns in die Höhe, um unseren Kreislauf anzuwerfen, der sich schon darauf eingestellt hatte, die Nacht unter dieser Sternendecke zu verbringen, die sich über den Platz spannte und das Navigieren mit dem Kompaß überflüssig machte - so klar konnte man sehen, wohin der Große Wagen rollte.
    »Laß uns doch in die Markuskirche gehen« -

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