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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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geschwungen hat. Was aber noch mehr Angst macht, als sein Leben in Dumpfheit zu verbringen, ist die Tatsache, daß man nicht weiß, ob man draußen in der Freiheit jemanden findet, der durch denselben Wald seines Weges zieht und einen Picknickpartner sucht.
    Die grauenhafte Angst vor der Einsamkeit in der Freiheit ist es, die dem Startwillen in uns immer wieder eins in die Kniekehlen tritt und ihm zuflüstert: >Sei doch nicht blöd - bleib sitzen - besser ein abgestandenes Bier in der Hand als ein schmutziger Stock im Auge.<
    Das Ergebnis ist ein Zunehmen des Bierkonsums und die Tatsache, daß alle Filme Kassenschlager werden, in denen der Held am Ende tatsächlich auf den Sheriffsposten pfeift und in die untergehende Abendsonne reitet.
    Mit Stefan war aber alles möglich, wovon jemand wie ich in seiner halbbezahlten Eigentumswohnung nur träumen kann - also schwangen wir uns tatsächlich auf das Pferd und ritten einfach los -«
    »Und Frauen?«
    »>Und Frauen< - fragst du einfach, so mir nichts, dir nichts?«
    »Ja, ich frage so mir nichts, dir nichts - >und Frauen    »Ja - mit den Frauen war das so eine Sache, weil einfach immer weniger Fanghaken für Oberflächlichkeiten vorhanden waren, die ineinandergreifen konnten.
    Ich habe einfach keine Lust mehr gehabt, Erwartungshaltungen zu erfüllen, die in den Balzritualen verankert sind, mit denen man bei uns das Zubettgehen einleitet - verstehst du mich - entweder bin ich auf Frauen gestoßen, die unbedingt meine Rolle als Besieger von mir haben wollten, oder es war das Gegenteil der Fall -«
    »Das Gegenteil?«
    »Ja - das Gegenteil - ich meine Frauen, die in einem berechtigten Erkenntnisschub, daß alles Mist ist und aller Mist von Männern in unserer Welt produziert wird, nicht glauben konnten, daß es auch Männer gibt, die aus diesem Mist herauskommen wollten -verstehst du mich?«
    »Ich verstehe dich.«
    »Für die einen war ich nur der potentielle Ernährer unserer noch zu zeugenden Bambini und für die anderen der Träger eines Dinges, das man erst einmal abschneiden müßte, bevor man auch nur eine Sekunde an Lebenszeit in eine Begegnung investieren kann.«
    »Und das Ergebnis -«
    »Das Ergebnis ist, daß ich bei Rendezvous der einen wie der anderen Art immer an den unpassendsten Stellen zu lachen angefangen habe und dadurch immer den Moment verpatzt habe, auf den es angekommen wäre. Das heißt, daß mir immer deutlicher bewußt wurde, daß ich mich durch meine Art zu leben zwischen all die möglichen Stühle setzte, die in den unterschiedlichen Klubs der einsamen Herzen herumstehen und auf Opfer warten -«
    »Wie schade.«
    »Ja, das ist schade, und das ist eigentlich auch irrsinnig
    traurig, und wenn man in solchen Momenten allein wäre, könnte man sich tatsächlich zu sagen beginnen: >Lieber ein Mißverständnis unter der Decke, das wärmt, als das ewige Alleinsein in der Kälte unüblichen Mannestums.<
    Aber >einmal auf dem Mustang - immer auf dem Mustange, und der langen Rede kurzer Sinn ist der, daß du überhaupt die erste Frau bist in meinem Leben, von der ich sagen kann, daß ich sie verstehe, und von der ich glaube, daß sie mich versteht.«
    »Ui!!«
    »Ja - >ui -!< - ist das einzig richtige Wort, aber was soll ich tun - dir kann man ja kein X für ein U vormachen, also warum sollte ich dir nicht etwas sagen, was du ja ohnehin siehst und spürst und weißt und hörst -«
    »Und fühlst -«
    »Und fühlst!«
    Ja, das war es - ich fühlte zum ersten Mal seit Jahren wieder, was es heißt, mit einer Frau lebendig zu sein -nein - falsch - Fehler. Ich spürte überhaupt zum ersten Mal, was es heißen kann, mit einer Frau lebendig zu sein - da alle früheren Begegnungen in meinem Leben immer aus Akkorden bestanden hatten, in denen das Mißverständnis so selbstverständlich eingeplant war wie die Perforationslinie auf dem Bastelbogen für Papierflugzeuge.
    Mit Maria aber war etwas in den Raum meines Lebens getreten, das den Schonbezug von den Polstersesseln meiner Wünsche herunternahm und die Kissen zum ersten Mal wirklich aufschüttelte.
    Ich hatte das Gefühl, daß da ein Mensch mit mir unterwegs war, der immer leichter die Kiste zu tragen begann, in die ich die Früchte meines bisherigen Lebens stapelte.
    Alles in mir hatte Vertrauen zu ihrem Lächeln, zu ihren Augen, zu ihrer Art, mir zuzuhören, und zu ihrer eigenen Geschichte, auf deren Details ich zu warten begann wie auf die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum, die man, schon bevor die

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