Butterschmalz zum Fruehstueck
Touristenattraktion ausgewiesen wurde, nicht umgesiedelt wurde. Man zeigt uns Webarbeiten. Meistens handelt es sich um bunt gestreifte oder karierte Stoffe mit Mustern. Viele Einwohner wissen, was Touristen gerne fotografieren wollen und zeigen ihnen dies auch, hinterher wollen sie aber einen Euro dafür. So ist es eigentlich eher ein Freilichtmuseum mit Fotogebühr. Schön ist es trotzdem. Bezüglich der Webarbeiten ist das Dorf allerdings völlig autark. Die Bewohner bauen Baumwolle an, spinnen, färben, weben sie und verkaufen die fertigen Produkte.
Es geht weiter mit den Pagoden, von denen einige Mitreisende nicht genug kriegen können, aber dazu gehöre ich nicht. Leicht abgeschlafft schlappe ich mit, aber nichts fesselt mich so, dass es sich lohnen würde, es vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu überführen, zumal ich mir auch keine Notizen mehr machen will.
Madame Gelbe Blume ist immer noch dabei, ihr Personal auf Kurs zu bringen und versucht alles, um uns zufriedenzustellen. Deswegen führt das Hotelpersonal nach unserer Rückkehr eine kleine Tanzshow auf. Es ist schon dunkel und die Tänzer haben Kerzen in den Händen, mit denen sie leuchtende Kreise zeichnen. Ein Schauspiel, das jegliche Unzulänglichkeit vergessen lässt.
2. Januar 2013
Über und unter den Wolken
Für mich heißt es wieder, um fünf aufzustehen, weil ich mit einer Handvoll Leute eine Ballonfahrt mache. Wir werden von einem uralten Bus aus Teakholz abgeholt, der noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammt. Diese Busse haben die Engländer noch aus der Kolonialzeit zurückgelassen, und der Ballonveranstalter hat sie aufgemöbelt und lässt uns mit diesen siebzig Jahre alten Monstern durch die Gegend kutschieren. Als es langsam hell wird, sind die Ballons alle aufgeblasen und startbereit. Ich sitze in einem riesigen Korb mit sechzehn Leuten. Dadurch kann man sich nicht drehen, sondern muss an seinem Platz stehen bleiben, was die Aussicht einschränkt. Allerdings kompensiert der Pilot das dadurch, dass er den Ballon sich um die eigene Achse drehen lässt. Es sind etwa zehn Ballons am Start, die sich gegenseitig immer wieder die Sicht nehmen. Aber das wird noch viel schlimmer werden. Die Ballonfahrerei ist ein Bombengeschäft, und die Ausweitung des Business ist beschlossene Sache. Das Zeitfenster für den Start ist jedoch sehr eng, weshalb es bei Sonnenaufgang dann immer ein Gedränge am Himmel geben wird. Mich haben die vielen anderen Ballons gestört, andere wiederum fanden es toll, auf die anderen Ballons zu gucken. Wir fahren zunächst über den Ort (ein Ballon fliegt nicht, sondern er fährt). Der Pilot fordert uns auf, uns das alles anzugucken und uns dann nie mehr über unsere Lebensbedingungen zu beschweren, womit er völlig recht hat. Unter uns Bambushütten ohne Wasser oder Strom, beengte Wohnverhältnisse, knappes und einfachstes Essen. Das Zusammenleben von Mensch und Tier sieht aus der Luft idyllisch aus, dürfte aber gesundheitlich problematisch sein. Dann sind wir, noch ziemlich niedrig, eine Weile am Fluss, wo ein Fischer unbeweglich auf seinem Boot steht. Als wir aufsteigen, schweben wir über dem Morgennebel, der die Landschaft in romantisches Licht taucht. Der Anblick von oben ist einfach gigantisch. Soweit das Auge blickt, grüne Bäume und terrakottafarbene Pagoden. Der Horizont wird durch Berge begrenzt, aber auf einer Seite schlängelt sich vor den Bergen noch der Irawaddy durch. Der Pilot fährt immer ziemlich dicht an die eindrucksvollsten Pagoden heran, sodass wir tolle Bilder bekommen. Ich freue mich sehr, dass wir an der Dammayazhika -Pagode vorbeikommen, deren fünfeckige Struktur man aus der Luft sehr schön erkennen kann. Nach der Landung bekommen wir ein Glas Sekt gereicht, dann rumpeln wir wieder mit den Uraltbussen in unsere Hotels. Insgesamt ein sehr schönes, aber teures Vergnügen.
Wir nehmen Abschied von Pagan und machen uns mit vielen Zwischenstopps auf den Weg nach Mandalay. Mit einem Boot voller bequemer Liegestühle tuckern wir nach Pokokke . Eigentlich sollte die Bootsfahrt knapp drei Stunden dauern, aber der Irawaddy ist ein wilder Fluss, der sich noch so bewegen darf, wie es ihm passt. Der Blick zurück auf Pagan ist schön, vor ein paar Jahrhunderten muss er einfach überwältigend gewesen sein, als die Zahl der Pagoden dreimal so hoch war und diese mit Stuckarbeiten, Schnitzereien und Gold versehen waren. Auf der einen Seite des Flusses befinden sich endlose Sandbänke, die während
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