BY702 - Heroin in harten Händen
Lachen.
Dann sah ich, wie sich sein Körper spannte.
Mein 38er bellte auf.
Die schwere Luger flog in hohem Bogen durch die Luft und klatschte auf den Boden. Sekundenlang starrte Carnegie wie gelähmt auf seine leere rechte Hand.
Dann wirbelte er herum. Seine Füße federten vom Boden ab. Mit einem geschmeidigen Hechtsprung hatte er sich über die Waffe geworfen. Gleichzeitig zuckte Baby Lorne zur Schulterhalfter.
Endlich reagierte Mike O’Neill.
Er riß einen Revolver aus der Tasche. Kugeln spritzten in den Sand. Aber er hatte Carnegie nicht getroffen. Der Gangster sprang auf, jetzt wieder die Luger in der Hand, und machte zwei, drei schnelle Schritte.
Dann überschlugen sich die Ereignisse.
Baby Lorne riß die Waffe hoch, brüllte auf und griff sich an den Arm, wo ihn Phils Kugel getroffen hatte.
Mike O’Neill hetzte wie ein gejagtes Wild auf das Gebüsch zu.
Carnegies Luger blitzte auf. O’Neill stolperte, raffte sich aber wieder auf.
Die Kugel aus meinem 38er pfiff dicht an Carnegies Hüfte vorbei. Er warf sich auf den Boden. Auch die anderen waren in Deckung gegangen. Die Luger bellte. Auch ein kleiner 32er schien mitzumischen.
Mike O’Neill rannte immer noch. Er war offenbar nicht getroffen worden. Aus dem Gebüsch neben mir blitzte in Sekundenschnelle das Mündungsfeuer von Dillaggios 38er, der dem Iren Feuerschutz gab.
O’Neill blieb einen Moment stehen und sah sich gehetzt um.
»Hierher, O’Neill!« schrie ich.
Er warf sich herum und rannte auf die Felsen zu. Eine Kugel der Luger streifte ihn am Arm, riß ein Stück Stoff aus seinem Jackett und brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht. Phil und Steve schossen aus allen Rohren, um die Luger zum Schweigen zu bringen.
Dann stolperte Mike O’Neill atemlos neben mich gegen den Felsen.
Auf seinem Gesicht lag ein wildes Grinsen. »Großartig!« keuchte er. »Ihr G-men versteht euer Geschäft, das muß man euch lassen.«
»Sind Sie verletzt?«
»Nur ein Kratzer!« Er war gerade um Haaresbreite dem Tod entgangen, aber er grinste schon wieder über das ganze Gesicht. »Kriege ich jetzt meine Begnadigung?«
»Wahrscheinlich«, sagte ich, während ich meinen 38er nachlud.
Er warf sich herum, entblößte sein prächtiges Raubtiergebiß. »He, Carnegie!« brüllte er zu den Gangstern hinüber. »Du hast ausgespielt! Merkst du das? Ich habe gewonnen, Carnegie! Hörst du! Ich habe…«
Dabei richtete er sich — die mächtigen Schultern gereckt, die Pistole in der Rechten — zu seiner vollen Größe auf.
Ich schrie ihm eine Warnung zu. Gleichzeitig schnellte ich nach vorn und versuchte, seinen hünenhaften Körper zur Seite zu reißen.
Aber es war bereits zu spät.
In das Bellen der Luger mischte sich O’Neills heiserer Aufschrei. Sekundenlang stand er wie erstarrt. Dann, während er ganz langsam nach vorn zusammenknickte, hob sich die Hand, die den Revolver hielt. Sie richtete sich auf die Stelle, wo Bill Carnegie liegen mußte.
Und dann polterte die Waffe zu Boden.
***
Beim ersten Schuß hatte Captain Hywood den Einsatzbefehl für die Schnellboote in die Sprechmuschel gebrüllt.
Dann schwang er sich in den Wagen. Mr. High hatte bereits auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Mit kreischenden Reifen jagten sie über den Weg, der das Dickicht umrundete und an eine freie Stelle des Ufers führte.
Die Motoren der Boote waren bereits angeworfen worden und veranstalteten einen Höllenlärm.
Captain Hywood übertönte den Krach spielend.
»Verbindung zu Dillaggio?« brüllte er Dave Dickens zu, einem G-man, der im Wagen saß und die Aufgabe hatte, Kontakt mit uns zu halten.
Dave Dickens schüttelte den Kopf. »Keine Verbindung!«
»Keine Verbindung zu Dillagio!« meldete Captain Hywood an Mr. High weiter, der ausgestiegen war und mit raschen Schritten herankam.
Drei der vier Boote legten ab und stießen mit dröhnenden Motoren in den Fluß vor.
»Stop!« brüllte Captain Hywood.
Dann rannte er zum Ufer, kletterte in eines der schnellen, wendigen Fahrzeuge und winkte mit seinem langen Arm wie ein Indianerhäuptling.
»Aufgeht’s!« donnerte seine Stimme über das Wasser.
***
Auf Mike O’Neills Hemd breitete sich ein roter Fleck aus, der immer größer wurde.
Ich hatte seinen Körper in die Deckung der Felsen gezogen und kniete neben ihm.
Aber ich sah sofort, daß ich ihm nicht mehr helfen konnte.
Mike O’Neill war tödlich getroffen. Seine mächtigen Schultern bebten, die Haut des Gesichtes war grau geworden. Er preßte die Lippen
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