BY702 - Heroin in harten Händen
Whisby beide Beine in den Magen.
Während sich der Sergeant ächzend auf dem Boden wälzte und vergeblich versuchte, den Revolver schnell genug zu ziehen, war Maggio bereits in einer Toreinfahrt verschwunden.
Schnell wie eine Katze, lautlos und unsichtbar, schlug er sich durch einige Hinterhöfe, schlüpfte durch Mauerlücken, umging geschickt die Hindernisse, die er seiner gefesselten Hände wegen nicht überwinden konnte.
Nach fünf Minuten hatte er die Bowery erreicht.
Die Tür zu dem Haus, in dem er wohnte, war nur angelehnt.
Maggio schlüpfte in den Flur und huschte lautlos die Treppen hinauf. Seine Bude lag ziemlich weit oben am Ende eines langen düsteren Flures. Maggio beglückwünschte sich innerlich dazu, daß er niemals abschloß, aus dem einfachen Grunde heraus, weil kein Schlüssel existierte.
Er drehte sich mit dem Rücken zur Tür und drückte mit den gefesselten Händen die Klinke herunter.
Dann betrat er das Zimmer und stieß die Tür hinter sich zu. Aufatmend blieb er einen Moment stehen, bevor er einen Schritt zur Seite machte und mit den Zähnen den Lichtschalter betätigte.
Sein faltiges braunes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, als die Deckenleuchte aufflammte. Er wandte sich um.
»Guten Abend!« sagte der uniformierte Cop, der auf dem brüchigen Sofa saß und einen langläufigen Smith and Wesson zwischen den Fingern drehte. »Genau auf dich habe ich gewartet, mein Junge.«
***
Steve Dillaggio trat auf die Bremse und hielt den Wagen an. »Hier müssen wir aussteigen«, sagte er. »Für den Fall, daß die Burschen irgend jemand am Wagen zurückgelassen haben.«
Wir sprangen aus dem Fahrzeug. Steve ging voran, da er den Weg bereits kannte. Wir hielten uns hart am Straßenrand. Neben uns bewegte sich im Wind die Kette undurchdringlichen Buschwerks, die den Weg vom Flußufer trennte.
Als wir um eine Kurve bogen, sahen wir den schwarzen Chrysler der Gangster. Er stand mitten auf dem Weg. Niemand war in der Nähe.
»Die Aussicht auf das Heroin hat offenbar ihren Verstand getrübt«, bemerkte Dillaggio. »Sie sind alle am Ufer.«
Dann zeigte er auf eine Stelle, an der sich das Gebüsch ein wenig lichtete. »Das ist der Pfad. Schwierige Sache.«
Vorsichtig, lautlos wanden wir uns durch die Zweige und Ranken. Das geringste Geräusch konnte uns jetzt verraten. Aber zum Glück war der Boden unter dem dichten Blattwerk schwer und feucht und erlaubte ein einigermaßen leises Auftreten.
Ein undeutliches Gemurmel vor uns zeigte, daß wir uns in unmittelbarer Nähe der Gangster befanden.
Rechts neben mir war das Gebüsch etwas weniger dicht. Ein paar mannsgroße Steinbrocken erhoben sich an dieser Stelle, als Deckung gut geeignet. Ich stieß Phil an und zeigte ihm, was ich gesehen hatte.
Er nickte schweigend.
Vorsichtig verließen wir den Pfad und arbeiteten uns an die Felsen heran. Hier war der Boden mit Gras bewachsen, er gab unter den Füßen nach wie ein Schwamm. Ich fühlte, wie das Wasser in meine Schuhe drang. Jedenfalls brauchten wir hier nicht zu befürchten, auf trockene Zweige zu treten und uns dadurch zu verraten.
Vorsichtig schob ich mich zwischen zwei der Felsbrocken, die in der Dunkelheit wie große schwarze Flecken wirkten.
Von hier aus hatte ich freie Sicht über den Fluß.
Ein paar Yard vor mir bewegte sich der Lichtkegel einer Taschenlampe.
Und dann biß ich mir auf die Lippen.
Ein Metallkanister lag im feuchten Ufersand. Mike O’Neill, der Ire, stand daneben. Wenige Yard vor ihm hatte sich Bill Carnegie aufgebaut. Im weißen Licht der Taschenlampe wirkte er mehr denn je wie ein sprungbereiter Panther. In seiner Hand lag die schwere Luger, und die Mündung zeigte auf Mike O’Neills Brust.
Der Finger am Abzug krümmte sich bereits.
***
»Was Neues?« brüllte Captain Hywood.
Captain Hywoods Stimme fiel unter das Fernmeldegesetz, das behaupteten jedenfalls seine Kollegen. Er besaß eine hünenhafte Gestalt, breite Schultern und ein Organ, das einen Toten hätte aufwecken können. Nur wenn es gar nicht anders ging, dämpfte sich seine Donnerstimme zu einem Wispern, was für Kollegen jedesmal ein kleines Naturereignis war. Aber alle Stimmlagen, die es zwischen Flüstern und Brüllen sonst noch gab, schien er nicht zu kennen.
Captain Hywood leitete den Großeinsatz der City Police. Er war ein äußerst fähiger Beamter. Seine Befehle jedenfalls waren nicht zu überhören. Schnell und sicher dirigierte er über Funk die einzelnen Wagen und die
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