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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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Aufmerksamkeit zu genießen. Er machte vorher sogar einen Termin bei irgendeinem Edelfriseur in Manhattan und hatte auch noch den Nerv, uns davon zu erzählen. Der Typ musste es irgendwie gut finden, fertiggemacht zu werden, anders ließ sich die Sache nicht erklären.
    Als klar war, dass die Ausrede mit der Eintrittskarte nicht funktionieren würde, zog ich meinen letzten Trumpf aus dem Ärmel: Ich erinnerte meine Mom daran, dass unsere Band Inchworm an dem Abend einen Auftritt hatte. Und zwar nichtirgendeinen popeligen, sondern unseren ersten echten Gig in New York, im Monty’s auf der Avenue A. Ihre Reaktion – »Oh, das war mir nicht klar« – gab Anlass zur Hoffnung, dass ich irgendwie ungeschoren davonkommen könnte. Sie hatte uns hier im Ort schon ein paarmal spielen sehen, aber sie wusste, dass New York City eine andere Nummer war.
    Dann mischte Dad sich ein.
    Es war genau wie immer. Nämlich dann, wenn ich am wenigsten drauf gefasst war. Das ist die Methode Dad. Deswegen ist er wahrscheinlich so ein verdammt guter Rechtsanwalt. Insofern passte es wie die Faust aufs Auge, dass mir die Stunde der Wahrheit in seinem Büro läutete.
    Dads Büro war mitten in Manhattan an der Third Avenue, im siebenundvierzigsten Stockwerk, »auf halbem Weg zwischen Gott und Broadway«, wie er zu sagen pflegte. Ich stellte mir dabei allerdings immer jemanden vor, der aus dem Fenster sprang und dabei wie am Spieß schrie, bis er mit einem riesen
Pflatsch
auf dem Bürgersteig aufklatschte. Zweimal pro Woche, dienstags und freitags, ging ich direkt nach der Schule zum Bahnhof, fuhr eine Stunde lang mit der New Haven Line bis zur Grand Central Station, lief acht Blocks Richtung Norden und dann um die Ecke nach rechts zur Kanzlei Harriet, Statham and Fripp.
    Die Eingangshalle des Wolkenkratzers war gigantisch, tonnenweise Stahl und Glas und ein Riesenspringbrunnen. Ich zog meine Keycard durch das Lesegerät, passierte die Sperre und ging am Wachposten vorbei zu den Aufzügen. Die Sekretärinnen oben im Siebenundvierzigsten hatten meistens schon bergeweise Arbeit für mich gehamstert – Kopieren, Binden, Abheften. Dazu das internationale Dossier, das später am Tagnoch hereinkam. Was Schülerjobs anging, war es besser bezahlt als McDonald’s. Und Dad meinte, dass mir ein Empfehlungsschreiben von einem der Partner in der Kanzlei, vielleicht sogar von der mächtigen Valerie Statham persönlich, wer weiß wie helfen würde, mich von der Warteliste der Columbia University, auf der ich momentan festhing, direkt in den Stapel mit Zulassungen zu katapultieren. »Es bringt
überhaupt
nichts, Jura zu studieren, wenn man es nicht an einer Eliteuni wie Columbia macht«, hatte Dad mal allen Ernstes am Esstisch zum Besten gegeben. Sogar meine Mutter hatte die Augen verdreht.
    Ich stand also oben im Siebenundvierzigsten bis zum Hals in kopierten eidesstattlichen Erklärungen, als Dad in den Kopierraum kam und meinte: »Ich hab von deiner Mom gehört, du bräuchtest einen Smoking.«
    Eins muss man dem Mann lassen: Wenn er einem ohne Vorwarnung die Faust in den Magen schlägt, dann tut es richtig weh. Ich legte den Stapel Unterlagen hin und drehte mich zu ihm um. Genau wie er es mir beigebracht hatte: Wenn du dich mit jemandem prügelst, dann blick ihm dabei ins Gesicht. Es war fast achtzehn Uhr, die Hälfte der Chefs war schon weg. Aber Dads blaue Augen funkelten fröhlich, seine Krawatte war noch ordentlich gebunden und sein Gesicht sah aus, als hätte er sich gerade frisch rasiert; kurz, es war eine klassische Raubtierjagt-Beute-Situation wie aus einem Tierfilm.
    »Ich kann nicht hingehen«, sagte ich. »Wir haben an dem Abend einen Auftritt hier in der Stadt.«
    »Ihr habt doch andauernd Auftritte, Perry.«
    »Aber nicht solche. Wir haben drei Monate gebraucht, um den Gig klarzumachen. Wir müssen sogar was dafür bezahlen, dass wir da spielen dürfen.«
    Seine Pupillen wurden stahlhart wie Nieten, als ob er kleine Muskeln darin hätte, die er nach Belieben anspannen konnte. »Wenn du mir mit so einem Kinderkram kommen willst, würde ich an deiner Stelle leiser reden. Hier kann man seinen guten Ruf schon für weniger verlieren.«
    »Wer ist überhaupt auf die beknackte Idee gekommen, Gobi oder Mom?«
    »Gobi fliegt nächste Woche nach Hause«, antwortete Dad. »Deine Mutter findet, dass es eine schöne Geste zum Abschied wäre.« Er kam etwas näher, und ich roch sein Rasierwasser, irgendwas ganz Teures, Dezentes. »Hör zu, du weißt so gut

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