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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Tochter?«, fragte sie.
    Ihre Stimme klang fremd, als hätte sie durch ein Metallrohr gesprochen.
    »Ich hatte eine kleine Tochter«, erwiderte er. »Sie erblickte nicht einmal das Licht der Welt.«
    »Was ist geschehen?« Es war schwer, die Worte auszusprechen. Jessica wusste nicht, ob es klug war, diesen Mann an eine Tragödie seines Lebens zu erinnern, aber sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen.
    »Sie waren da.«
    Ich war da? , dachte Jessica. Was redet er?
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte Jessica.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte er. »Es war nicht Ihre Schuld.«
    »Meine … Schuld?«
    »Aber in jener Nacht geriet die Welt aus den Fugen, nicht wahr? O ja. Auf den Straßen der Stadt war der Teufel los. Ein Schneesturm wütete. Meine Tochter wurde geopfert. Die Gerechten ernteten Belohnung.« Seine Stimme wurde schriller, schneller. »Heute Nacht werde ich alle Schulden begleichen.«
    O Gott. Die Erinnerung an den verhexten Weihnachtsabend kehrte zurück, begleitet von einer Woge der Übelkeit.
    Er sprach über Katherine Chase. Die Frau, die in ihrem Streifenwagen eine Fehlgeburt erlitten hatte. Andrew und Katherine Chase.
    »Im Krankenhaus faselten Sie etwas wie: ›Oh, machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden wieder ein Kind bekommen.‹ Sie wussten gar nichts. Für Kitty und mich war es nie mehr dasselbe. Mit allen so genannten Wundern der modernen Medizin konnten sie mein kleines Kind nicht retten, und der Herrgott verweigerte uns ein zweites Kind.«
    »Niemanden trifft eine Schuld«, sagte Jessica. »Dieser schreckliche Schneesturm. Sie erinnern sich …«
    Chase nickte. »Ich erinnere mich sehr genau. Ich hatte fast zwei Stunden bis zur St. Catherine’s gebraucht. Ich betete zur Schutzheiligen meiner Frau. Ich brachte ein Opfer dar. Aber mein kleines Mädchen kehrte niemals zurück.«
    St. Catherine’s, dachte Jessica. Sie hatte Recht gehabt.
    Chase ergriff den Nylonbeutel, den er mitgebracht hatte, und warf ihn neben Jessica auf den Boden. »Und glauben Sie wirklich, dass die Welt einen Mann wie Willy Kreuz vermissen wird? Er war ein Päderast. Ein Unmensch. Er gehörte zum Abschaum der Menschheit.«
    Er griff in seinen Beutel und zog hintereinander verschiedene Dinge heraus, die er neben Jessicas rechtem Bein auf den Boden legte. Sie senkte langsam den Blick und sah eine schnurlose Bohrmaschine, eine Rolle Faden eines Segelmachers, eine lange, gebogene Nadel, eine Spritze.
    »Es ist erstaunlich, was manche Männer einem erzählen, als wären sie stolz darauf«, fuhr Chase fort. »Ein paar Gläser Bourbon, ein paar Percocets, und schon plaudern sie ihre schrecklichsten Geheimnisse aus.«
    Er fädelte den Faden in die Nadel. Trotz seiner wütenden Stimme waren seine Hände ruhig. »Und der verstorbene Dr. Parkhurst? Ein Mann, der seine Position ausnutzte, um Jagd auf junge Mädchen zu machen? Ich bitte Sie. Er war nicht einen Deut besser. Der einzige Unterschied zu Mr Kreuz war seine Herkunft. Tessa hat mir alles über Dr. Parkhurst erzählt.«
    Jessica wollte sprechen, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sekundenlang verlor sie das Bewusstsein.
    »Sie werden es bald verstehen«, sagte Chase. »Ostersonntag wird es eine Auferstehung geben.«
    Er legte die Nadel mit dem eingefädelten Faden auf den Boden und streifte dabei beinahe Jessicas Gesicht. Im Dämmerlicht schimmerten seine Augen rot. »Der Herr bat Abraham um sein Kind. Und jetzt bittet der Herr mich um Ihr Kind.«
    Bitte, nein, dachte Jessica.
    »Es wird Zeit«, sagte er.
    Jessica wollte sich bewegen.
    Es gelang ihr nicht.
    Andrew Chase stieg die Treppe hinauf.
    Sophie .
     
    Jessica schlug die Augen auf. Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Wieder versuchte sie, sich zu bewegen. Sie spürte ihre Arme, nicht aber die Beine. Sie versuchte, sich auf die Seite zu rollen – vergebens. Sie versuchte, zur Treppe zu kriechen, doch die Anstrengung war zu groß.
    War sie allein?
    War er gegangen?
    Eine einzige Kerze brannte. Sie stand oben auf dem Wäschetrockner und warf einen langen, flackernden Schatten auf die Kellerdecke, von der der Putz blätterte.
    Jessica lauschte angestrengt.
    Sie nickte wieder ein und schrak Sekunden später auf.
    Schritte näherten sich. Es war so anstrengend, die Augen offen zu halten. Entsetzlich anstrengend. Ihre Glieder waren schwer wie Blei.
    Jessica drehte den Kopf zur Seite. Als sie Sophie in den Armen des Monsters sah, gefror ihr das Blut in den

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