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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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war ein dunkelhaariger Mann Ende zwanzig mit dunklen Augen. Er war gut gekleidet und eine Spur zu selbstsicher – das Musterexemplar eines dynamischen, jungen leitenden Angestellten. Er trug einen maßgeschneiderten anthrazitfarbenen Anzug, weißes Hemd und blaue Seidenkrawatte. Sein Büro war klein, aber mit modernen Möbeln und hübschen Accessoires ausgestattet. In einer Ecke stand ein Teleskop, für das er mit Sicherheit einen stolzen Preis bezahlt hatte. Hornstrom setzte sich auf den Rand seines glänzenden Metallschreibtisches.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen«, sagte Byrne.
    »Ich bin immer froh, wenn ich Phillys Gesetzeshütern helfen kann«, erwiderte Hornstrom.
    Phillys Gesetzeshütern, dachte Jessica. Was für eine gestelzte Ausdrucksweise.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal die Immobilie in Manayunk aufgesucht?«, fragte Byrne.
    Hornstrom beugte sich über einen Schreibtischkalender. In Anbetracht des LCD-Monitors und des Computers war es erstaunlich, dass er einen Papierkalender benutzte, dachte Jessica. Der Mann gehörte definitiv zur Blackberry-Generation.
    »Ungefähr vor einer Woche«, sagte er.
    »Seitdem waren Sie nicht mehr da?«
    »So ist es.«
    »Sie sind auch nicht kurz dort vorbeigefahren, um nach dem Rechten zu sehen?«
    »Nein.«
    Hornstroms Antworten waren kurz und knapp, und sie erfolgten ein bisschen zu schnell, als hätte er sie schon parat gehabt. Die meisten Leute waren zumindest ein wenig verunsichert, wenn die Mordkommission bei ihnen auftauchte. Jessica fragte sich, warum dieser Mann so gelassen blieb.
    »Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen, als Sie zum letzten Mal dort waren?«, fragte Byrne.
    »Nein, nichts.«
    »Standen dort drei abgemeldete Fahrzeuge auf dem Parkplatz?«
    »Drei?«, fragte Hornstrom. »Ich erinnere mich an zwei. Stehen da jetzt drei?«
    Byrne blätterte in seinen Notizen, um Hornstrom zu verunsichern. Alter Trick. Diesmal funktionierte er nicht. »Sie haben recht. Standen die beiden Wagen schon letzte Woche da?«
    »Ja«, sagte Hornstrom. »Ich wollte das Ordnungsamt anrufen, damit diese Schrottmühlen abgeschleppt werden. Könnten Sie das für mich übernehmen? Das wäre super.«
    Super.
    Byrne warf Jessica einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder Hornstrom zuwandte. »Wir sind von der Polizei«, sagte Byrne. »Ich hätte das schon eher erwähnen sollen.«
    »Ah, okay.« Hornstrom beugte sich über seinen Schreibtisch und machte eine Notiz in seinem Kalender. »Kein Problem.«
    Eingebildeter Lackaffe, dachte Jessica.
    »Wie lange stehen die Wagen schon da?«, fragte Byrne.
    »Das weiß ich wirklich nicht«, erwiderte Hornstrom. »Der Kollege, der für die Immobilie zuständig war, hat unser Unternehmen kürzlich verlassen. Ich habe die Objekte erst vor etwa einem Monat übernommen.«
    »Wohnt dieser Kollege noch in der Stadt?«
    »Nein«, sagte Hornstrom. »Er ist nach Boston gezogen.«
    »Wir brauchen seinen Namen und seine Adresse.«
    Jessica spürte, dass Hornstrom eine Sekunde zögerte. Wenn jemand schon zu Beginn eines Verhörs Widerstand leistete – und dann auch noch bei einer scheinbar so unwichtigen Sache –, mussten sie sich auf einen Kampf gefasst machen. Andererseits schien Hornstrom nicht dumm zu sein. Das Betriebswirtschaftsdiplom an der Wand bestätigte seine gute Ausbildung. Gesunder Menschenverstand? Das stand auf einem anderen Blatt.
    »Das ist machbar«, sagte Hornstrom schließlich.
    »Hat jemand anders aus dem Unternehmen die Immobilie in der letzten Woche besucht?«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Hornstrom. »Wir haben zehn Makler und mehr als hundert Objekte allein in dieser Stadt. Wenn ein anderer Makler einem Interessenten die Immobilie gezeigt hätte, wüsste ich es.«
    »Haben Sie das Gebäude kürzlich einem Interessenten gezeigt?«
    »Ja.«
    Der zweite peinliche Augenblick. Byrnes Stift schwebte über seinem Notizblock, während er auf weitere Informationen wartete. Er war der irische Buddha. Jessica kannte niemanden, der Stille länger ertrug als Byrne. Hornstrom versuchte, seinem Blick standzuhalten, doch es gelang ihm nicht.
    »Ja, in der letzten Woche«, fügte Hornstrom schließlich hinzu. »Es war eine Installationsfirma aus Chicago.«
    »Glauben Sie, dass jemand aus dem Unternehmen sich das Gebäude noch einmal angeschaut hat?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie hatten kein großes Interesse. Außerdem hätten sie mich angerufen.«
    Nicht, wenn sie dort einen verstümmelten Leichnam abgelegt haben,

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