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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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den Namen dieses Unternehmens gesagt?«
    Sonja tupfte ihre Augen mit einem Kleenex ab und schüttelte den Kopf. »Sie hat mir nicht alles erzählt. Manchmal hat sie sehr geheimnisvoll getan.«
    »Zum Beispiel?«
    Sonja runzelte die Stirn. »Sie kam öfters sehr spät nach Hause. Ich habe sie dann gefragt, wo sie war, aber sie schwieg. Es schien, als würde sie etwas tun, was ihr peinlich war.«
    Jessica dachte an das Kleid von Anno dazumal. »War Kristina Schauspielerin?«
    »Schauspielerin?«
    »Ja. Hat sie als Schauspielerin gearbeitet? Oder als Laiendarstellerin in einem kleinen Theater?«
    »Sie hat gerne getanzt. Ich glaube, Kristina wäre gerne Tänzerin geworden. Ich weiß aber nicht, ob sie so gut war. Möglich wär’s.«
    Jessica schaute auf ihre Notizen. »Wissen Sie sonst noch etwas über sie, was uns helfen könnte?«
    »Sie hat manchmal mit den Kindern von St. Seraphim gearbeitet.«
    »Die russisch-orthodoxe Gemeinde?«
    »Ja.«
    Sonja stand auf, nahm ein Glas von der Anrichte und öffnete den Kühlschrank. Sie zog eine eiskalte Flasche Stoli heraus und goss sich ein paar Schluck ein. In dem Haus gab es kaum einen Bissen zu essen, doch im Kühlschrank stand Wodka. Twens, dachte Jessica – eine Bevölkerungsgruppe, der sie zu ihrem großen Bedauern seit Kurzem nicht mehr angehörte – setzten ihre eigenen Prioritäten.
    »Es wäre nett, wenn Sie damit noch ein bisschen warten könnten«, sagte Byrne. Seine Bitte hörte sich an wie eine politische Forderung.
    »Wissen Sie, wo Kristina ihre Wäsche gewaschen hat?«, wollte er dann wissen.
    »Nein«, sagte Sonja. »Aber das hat sie oft spät abends gemacht.«
    »Wie spät?«
    »Elf Uhr. Vielleicht sogar um Mitternacht.«
    »Hatte sie einen Freund? Hat sie sich regelmäßig mit jemandem getroffen?«
    »Soviel ich weiß, nicht.«
    Jessica zeigte auf die Treppe. »Die Schlafzimmer sind oben?«, fragte sie behutsam. Sie wusste, dass Sonja das Recht hatte, sie zum Gehen aufzufordern.
    »Ja.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich einen Blick in Kristinas Zimmer werfe?«
    Sonja dachte kurz darüber nach. »Nein«, sagte sie dann. »Ist okay.«
    Jessica stieg die Treppe hinauf und blieb stehen. »Welches ist Kristinas Zimmer?«
    »Das hintere.«
    Sonja drehte sich zu Byrne um und hielt ihr Glas hoch. Byrne nickte. Sonja setzte sich auf den Boden, trank einen großen Schluck Wodka und schenkte sich sofort wieder ein.
    Jessica stieg die letzten Stufen hinauf, lief den kurzen Gang hinunter und betrat das Zimmer am Ende.
    Neben dem zusammengerollten Futon in der Ecke stand eine kleine Kiste mit einem Wecker darauf. Ein weißer Frotteebademantel hing an einem Haken an der Rückseite der Tür. Es war das Zimmer einer jungen Frau, das noch im Entstehen begriffen war. An den Wänden hingen weder Bilder noch Poster. Es gab überhaupt keine Dekorationsgegenstände, wie man sie im Zimmer einer jungen Frau erwartet hätte.
    Jessica stellte sich vor, dass Kristina genau dort gestanden hatte, wo sie jetzt stand. Kristina, die über ihr neues Leben in ihrem neuen Haus nachdachte, über die vielen Möglichkeiten, die man mit vierundzwanzig Jahren noch hatte. Kristina, die von Thomasville- oder Henredon-Möbeln träumte. Neue Teppiche, neue Lampen, neue Bettwäsche. Ein neues Leben.
    Jessica durchquerte das Zimmer und öffnete den Schrank. Es hingen nur ein paar Kleider und Pullover in Schutzhüllen darin, alle noch ziemlich neu, alle von guter Qualität. Nichts ähnelte dem Kleid, das Kristina getragen hatte, als sie am Ufer des Flusses gefunden worden war. Jessica sah auch keine Körbe oder Taschen mit frisch gewaschener Wäsche.
    Sie trat einen Schritt zurück und versuchte, sich in die Bewohnerin dieses Zimmers hineinzuversetzen. In wie viele Schränke hatte sie in Ausübung ihres Jobs schon hineingeschaut? In wie viele Schubladen? In wie viele Handschuhfächer und Kofferräume und Aussteuertruhen und Handtaschen? In wie viele Leben war sie schon eingedrungen?
    Auf dem Boden des Schranks stand ein Karton. Jessica öffnete ihn. Es lagen in Stoff eingewickelte Glastiere darin – größtenteils Schildkröten, Eichhörnchen und ein paar Vögel. Auch ein paar kleine Hummel-Figuren: Kinder mit rosigen Wangen, die Geige, Flöte oder Klavier spielten. Ganz unten lag eine hübsche Spieluhr aus Holz. Es schien Walnussholz zu sein; oben in den Deckel war eine weiß und rosafarbene Ballerina eingearbeitet.
    Jessica nahm die Spieluhr heraus und öffnete sie. In der Dose lag kein

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