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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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auch helfen können.«
    »Du würdest dich wundern, was ich alles kann.«
    »Sie ist für meine Eltern.« Sie stemmt die Hände in die Hüften. Erneut steigt Röte in ihr hübsches Gesicht, doch sie verblasst sofort wieder. »Ich bin nämlich ...«
    Er hebt eine Hand, um sie zu unterbrechen. Es ist besser so. »Ich verstehe.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    Er lächelt. »Ich war auch mal so jung wie du.«
    Sie öffnet den Mund, um zu antworten, schweigt dann aber.
    »Es wird alles wieder gut«, sagt er. »Du wirst sehen. So ist es immer.«
    Sie wendet kurz den Blick ab. Es scheint, als hätte sie soeben eine Entscheidung getroffen und als wäre ihr eine schwere Last von den Schultern genommen worden. Sie schaut ihn wieder an, lächelt traurig und sagt: »Danke.«
    Anstatt etwas zu erwidern, schaut er sie nur liebevoll an. Die Deckenbeleuchtung zaubert einen goldenen Schimmer in ihr Haar.
    Im nächsten Moment weiß er es.
    Er wird sie in der Speisekammer gefangen halten.
    Zehn Minuten später folgt er ihr unbemerkt auf den Parkplatz. Er achtet genau auf den Schatten, das Licht und das schwarzblaue Halbdunkel des Abends. Regen hat eingesetzt, ein leichter Nieselregen, und es sieht nicht so aus, als würde ein Schauer daraus.
    Er blickt ihr nach, als sie die Straße überquert und sich unterstellt. Kurz darauf steigt sie in einen Bus, der zum Bahnhof fährt.
    Er legt eine CD ein, und die Klänge von Vedrai, Carino erfüllen das Wageninnere. Sie erfreuen seine Seele, wieder einmal, und versüßen ihm den Augenblick, wie nur Mozart es vermag.
    Er folgt dem Bus in die Stadt. Mit entflammtem Herzen nimmt er die Jagd wieder auf.
    Sie ist Emma Bovary. Sie ist Elizabeth Bennet. Sie ist Cassiopeia und Cosette.
    Sie gehört ihm.

ERSTER TEIL
    DAS SCHATTENHAUS
    Ein geräumiges und vornehmes Haus –
aber tot, tot, tot.
    WALT WHITMAN

1.
    D IE TOTE JUNGE F RAU saß in einer Glasvitrine, eine blasse, zarte Rarität, von einem Wahnsinnigen auf ein Regal gesetzt. Als sie noch gelebt hatte, war sie eine hübsche junge Frau mit feinem blonden Haar und kobaltblauen Augen gewesen. Im Tod flehten ihre Augen um Gnade und ausgleichende Gerechtigkeit.
    Das Letzte, was diese Augen gesehen hatten, war ein Ungeheuer.
    Ihr Grab war ein stickiger Keller in einem leer stehenden Haus in den Badlands. Dieses fünf Quadratmeilen große, trostlose Gebiet zerstörten Lebens in Nord-Philadelphia erstreckte sich ungefähr von der Erie Avenue nach Süden bis zur Girard und von der Broad Street bis zum Fluss im Osten.
    Die Tote hieß Caitlin Alice O’Riordan. Am Tag ihrer Ermordung war sie siebzehn Jahre alt.
    Für die Detectives Kevin Byrne und Jessica Balzano von der Mordkommission des Philadelphia Police Departments begann damit die Arbeit an einem neuen Fall.
    Bei der Mordkommission gab es drei Abteilungen – eine, die neue Fälle übernahm, eine zweite, die flüchtige Täter suchte, sowie die Sonderermittlung, die unter anderem ungelöste Fälle bearbeitete. Die Detectives der Sonderermittlung gehörten zum fünften Dezernat und waren eine Art Elitetruppe aus Ermittlern, die vom Captain aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten, ihrer hohen Aufklärungsrate und ihres kriminalistischen Geschicks ausgewählt worden waren. Eine Ermittlung in einem ungelösten Fall betrachteten sie als zweite und womöglich letzte Chance, ein Unrecht zu ahnden und einen Hurensohn zu schnappen, der ihren Kollegen beim ersten Versuch durch die Lappen gegangen war und der nun im Gefühl der Sicherheit selbstzufrieden grinsend durch die Straßen Philadelphias schlenderte. Eine Sonderermittlung war eine Kampfansage, die unmissverständlich zum Ausdruck brachte, dass der Staat Pennsylvania und die Stadt der brüderlichen Liebe noch eine Rechnung offen hatten.
    Der Mordfall Caitlin O’Riordan war ein solcher ungelöster Fall – der erste Fall dieser Art, den Kevin Byrne und Jessica Balzano übernahmen.
    Als die beiden vor dem Haus in der Achten Straße eintrafen, waren das gelbe Flatterband, das den Tatort absperrte, die Streifenwagen, die den Verkehr abriegelten, die blau-weißen Transporter der Spurensicherung und die Beamten, die den Eingang bewachten und alles protokollierten, bereits seit Monaten verschwunden.
    Sie hatten die Berichte und das Autopsieprotokoll gelesen und sich die Fotos und Videoaufnahmen angeschaut. Und nun setzten sie sich auf die Fährte des Killers. Ihre Ermittlungen würden erst richtig beginnen, wenn sie den Raum betraten, in dem Caitlin

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