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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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während er auf den Anruf wartete.
    Als es klingelte, erschrak er dennoch.
    Er fragte sich, wie lange er es klingeln lassen konnte, ohne abzunehmen. Er fragte sich, ob er den Brechreiz erneut unterdrücken konnte. Oder die Tränen.
    »Ja«, flüsterte er in den Hörer.
    »Oh, Anthony.« Es war nicht das wütende Meckern der Armstrong-Zwillinge. Es war Burnofsky. »Anthony, Anthony, was hast du getan?«
    »Meine Fresse!«, heulte Bug Man auf. »Woher sollte ich wissen, dass diese bescheuerte Ziege …«
    Burnofsky ließ sein staubtrockenes Lachen hören. »Pass auf, was du sagst. Washington ist voller Ohren.«
    »Was soll ich … Was ist …« Er vermochte noch nicht einmal, die Frage zu formulieren. Sein Atem ging rasch und stoßweise. »Die Zwillinge …«
    »Sind zum Glück schon in der Heia. Der Einzige, der die Videoübertragung gesehen hat, war ich.«
    Wie viel Schiss Bug Man hatte, konnte man daran ablesen, dass er diese Nachricht willkommen hieß. Er verachtete Burnofsky, aber vor Charles und vor allem Benjamin Armstrong hatte er Angst.
    »Aber das lässt sich natürlich nicht verheimlichen«, fuhr Burnofsky fort.
    Bug Man fluchte, aber er war nicht mehr wütend. Neben der eisigen Furcht, die ihn durchdrang, war kein Platz mehr für Wut. Die Zwillinge – Charles und Benjamin Armstrong, diese Horrorgestalten – zeigten keine Nachsicht mit Untergebenen, die versagten.
    Und was sie ihm alles antun konnten … Für ein früheres Versehen war er von ein paar AmericaStrong-Schlägern bestraft worden, die ihm Beine und Hintern versohlt hatten. Bis heute konnte er nicht ohne eine Handvoll Ibuprofen auf einem Stuhl sitzen. Und nun hatte er das Projekt in Gefahr gebracht.
    »Ich bin ein Twitcher. Ich bin ein Kämpfer und kein verfickter Weber«, flehte Bug Man ins Telefon. »Ich habe sogar Vincent ausgeschaltet. Vor ihm habe ich Kerouac abserviert. Ich bin der Beste. Ich bin unentbehrlich. Sie können mich nicht einfach umbringen! Das ist …«
    »Mmmm«, sagte Burnofsky amüsiert und schadenfroh, da er vor seinem von Opium vernebelten geistigen Auge schon den Preis sah, den die Zwillinge von Bug Man fordern würden. »Du bist geliefert, Anthony, mein junger Freund. Auf der ganzen weiten Welt gibt es nur noch einen, der dir den Arsch retten kann. Weißt du, wer das ist, Anthony?«
    Bug Man zitterte. Doch noch immer empfand er keine Wut. Die würde sich später einstellen, zusammen mit dem Versuch, sich vor sich selbst zu rechtfertigen, aber im Moment, das Gesicht nur wenige Zentimeter über dem Boden und der Übelkeit, die ihn erfüllte, brachte Bug Man nur ein Stöhnen heraus.
    »Wer, Anthony? Wer kann dich jetzt noch retten, du kleines arrogantes Stück britische Scheiße? Sag schon!«
    »Du«, flüsterte Bug Man.
    Es herrschte Schweigen, während Burnofsky die Niederlage seines Rivalen auskostete. Dann sagte der Ältere: »Halte dich bedeckt. Tu eine Zeit lang gar nichts. Geh in dein Hotel, treib’s mit deiner Freundin, aber mach sonst nichts, bevor ich es dir sage.«
    Dann wurde am anderen Ende aufgelegt. Bug Man rollte sich auf die Seite und heulte.

ZWEI
    Keats, der in Wahrheit Noah hieß, hatte eigentlich gar nicht zu Plaths Zimmer gehen wollen, aber jetzt war er doch dort. Er klopfte.
    »Ja«, sagte sie. Nicht »Herein«, sondern »Ja«. Er kannte das.
    Er blieb in der Tür stehen.
    »Du siehst scheiße aus«, sagte sie.
    »Du auch.«
    Und dann liefen sie einfach aufeinander zu. Sie umklammerten sich, zerrten aneinander, und ihre Lippen wurden wund.
    Noahs Finger gruben sich in Sadies dunkles Haar, und Sadie versuchte umständlich, Noah das Hemd über den Kopf zu ziehen. Seine Zunge drang in ihren Mund, und ihre Brüste waren fast schmerzhaft gegen seine Rippen gepresst.
    Sie lebten, obwohl sie hätten tot sein müssen, und sie waren bei Verstand, obwohl sie ihn hätten verlieren können.
    So verängstigt. So allein.
    Vincents irres Heulen war Keats noch frisch in Erinnerung und hallte ihm stetig in den Ohren. Der Anblick Nijinskys, wie dieser in Tränen ausgebrochen war, und die schreckliche Erinnerung an seinen großen Bruder, an Alex, der wie ein Tier geschrien hatte, ans Bett einer teuflischen Anstaltszelle gekettet und kreischend. »Berserker! Berserker! BERSERKER!«
    Sein erstes Mal mit ihr hatte sich Keats immer als ein zartes Herantasten vorgestellt. Aber es war nicht zärtlich. Sie schafften es kaum, sich nicht gegenseitig wehzutun. Sie brauchten etwas, was keinen Schrecken hatte. Sie brauchten

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