C14-Crash
Etablierung von Selbstprü-
fungsroutinen geführt habe [Bowman et al. 1990, 63].
Stuiver und Pearson veröffentlichten 1992 eine Tabelle mit sorgfältig ver-
anstalteten Kontrollmessungen zwischen sieben verschiedenen Laboratorien
[1992, 22]. Die mittlere Abweichung zwischen den Datierungen der untersuch-
ten Objekte betrug 19 bis 47 Jahre, wobei klar sein muß, daß hier ein Paket
an Hochpräzisionsmessungen verglichen wurde, das erst nach etlichen Anläu-
fen geschnürt werden konnte. 1985 hatte man auf der 12. Internationalen Ra-
diokarbon-Konferenz in Trondheim (Norwegen) die erste umfassende Unter-
suchung systematischer Abweichungen zwischen den Meßergebnissen einzel-
ner Labors beschlossen, deren erste Ergebnisse 1989 präsentiert wurden [Scott
et al. 1989]. Es mußten in fünf Meßdurchläufen an identischen Proben Abwei-
chungen der Labors untereinander von teils mehr als 500 und teils mehr als
1.000 Jahren berichtet werden [Pazdur et al. 1990, 289]. Weniger als die Hälfte al-
ler am Test beteiligten Labors erfüllte einfachste Kriterien, nach denen die
Widerspruchsfreiheit der vorgelegten Daten beurteilt werden konnte [Aitchison
et al. 1990, 278].
Das waren derart alarmierende Abweichungen, daß Imageschädigungen
zur Kenntnis genommen werden mußten: »Es wird noch einige Jahre dauern,
bis die C14-Gemeinde ihr angeschlagenes Image wieder aufpoliert hat. Wich-
tig ist hier, daß wir einen Prozeß der Selbstheilung in Gang gesetzt haben«
[Long 1990, iii]. Bereits im Kapitel 2 haben wir nach einem Selbstheilungspro-
zeß auch für die über C14 erstellten und als Kalibriermaßstab für gültig er-
achteten Baumringchronologien gefragt.
Es ist ausgesprochen schwierig, die normalerweise offenbar unberücksich-
tigt bleibenden eigentlichen Laborfehler zu quantifizieren, doch es dürfte an-
gesichts der offenbarten Abweichungen nicht übertrieben sein, mit einem un-
erkannten Fehler von durchschnittlich mindestens ± 50 Jahren zu rechnen.
Die untersuchten Fehler liegen zum Teil noch erheblich höher.
316
C14-Crash
)i
41
33
31
52
20
21
78
10
25
21
f ∙ Fehleri
332
-
-
-
-
32
Beispiel (Zufallsgenerator f
330
313
212
∙ Korrektur
-521
-198
-104
fi
60
50
30
80
20
40
50
100
100
100
630
± C14-Jahre
max. Korr.Fehler
1)
-
-
-
-
600
500
300
200
± C14-Jahre
1.000
1.000
max. Korrektur
aller Fehler aus Korrekturen - ohne »Kalibrierung«
Summation
2)
Anomalitäten bzw. zufällige Fehler
Anomale Diffusionen (Reservoireffekte II)
Isotopenfraktionierung
Reservoireffekte I
Kontamination
Probenauswahl und -aufbereitung im Feld
Probenaufbereitung im Labor
Aktivitätsmessung
Hintergrundstrahlung
Halbwertszeit
Metafehler
Summe maximaler Korrekturfehler (Normalfall)
normal mögliche Größenordnung
ohne Berücksichtigung bei Kalibrierung
1)
2)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Nr.
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
317
8.14 Die Summe aller Korrekturfehler
In dieser Tabel e werden alle im Kapitel 8 besprochenen Korrekturen, bei denen
naturgemäß jeweils wieder Korrekturfehler auftreten müssen, sowie die von
vorneherein zufällig auftretenden Fehler aufgeführt. Die Quantifizierung sowohl
der Korrekturen als auch der genuin zufälligen Fehler ist bis zu einem gewissen
Grade willkürlich. Deswegen sind wir moderat bei der Vergabe der einzelnen
Maximalwerte vorgegangen. Auch der Ansatz von 10% Fehler für jede Korrektur
ist eher konservativ. Der sich infolge zahlreicher Korrekturen aufsummierende
Fehler betrifft lediglich die Kenntnis der vorliegenden C14-Konzentration. Je
größer dieser Fehler ist, desto unsicherer wird am Ende auch die Altersbestim-
mung anhand eines Abgleichs dieser Konzentration bzw. Restaktivität mit einer
Folge von Restaktivitäten absolutdatierter Proben.
Die Tabel e beziffert den im Normalfal zu erwartenden maximalen Fehler
mit ± 630 Jahren. Daraus kann für den mittleren Fehler abgeleitet werden, daß
dieser im Normalfall – selbst bei präzisester Radioaktivitätsmessung – bei über ±
300 Jahren liegen wird (vergleiche dazu das Beispiel im Bild 8.13 ). Darunterliegende Fehlerangaben bedürfen einer stichhaltigen Begründung, warum die Fehler
aus den Korrekturen in der Summe so niedrig ausfal en konnten. Es ist fast über-
flüssig zu betonen, daß der Streit um die 300-Jahreslücke für das Mittelalter nicht
mit C14 entschieden werden kann. Bei der
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