Cachalot
einige leuchtend grüne Blasen zu sehen. In jenen Blasen befanden sich ein Dutzend Leute. Sie lebten, und ihre Münder waren gegen die fleischige Hülle gepreßt, die sie umschloß und mit Luft versorgte. Cora konnte sehen, daß sie schrien, obwohl natürlich im Innern des Tauchbootes nichts zu hören war.
Mataroreva erkannte einen und fluchte leise. Ein Angehöriger seines eigenen, schwachen planetarischen Kommandos. Das Tragflügelboot und das Fabrikschiff hatten also die Reise zurück nach Mou’anui nicht geschafft. Eine weitere Blase wurde sichtbar, und Cora erkannte, vor Schreck halb erstarrt, den kleinwüchsigen, dunkelhäutigen Mann in der Blase. Er trommelte mit den Fäusten auf die Wände seines Gefängnisses ein, und seine Augen flackerten wild und verzweifelt.
Während das CunsnuC sich von den Bullaugen entfernte, schoben sich die Blasen nach außen, auf die Epidermis zu. Sie passierten die Haut und platzten ungeschützt sofort unter dem ungeheuren Druck. Die hilflosen Menschen implodierten unter der ungeheuren Wucht des Wasserdrucks, ehe sie ertrinken konnten.
Das erklärte das völlige Fehlen von Leichen an den Orten, wo die Städte vernichtet worden waren. Entweder trugen die Barten sie in die Tiefen, wo sie den CunsnuC zur Beseitigung übergeben wurden, oder die CunsnuC stiegen an die Oberfläche auf, um diese Aufgabe selbst zu erfüllen. Gelegentlich wurden Überlebende gefunden. Hazaribagh und seine Begleiter und Wachen waren der Mannschaft des Tauchbootes als Beweise vorgeführt worden. Andere waren ohne Zweifel lebend aufgenommen worden, um verhört zu werden. Wie erwartet, brach Hwoshien das Schweigen als erster. »Wir wollen einen Kompromiß schließen.« Cora sah ihn mit aufgerissenem Mund an. Seine Stimme klang, als wäre er nicht gerade Zeuge des Todes eines Dutzends Menschen geworden, und verhandelte ganz routinemäßig mit ein paar Geschäftsleuten von anderen Welten um Fischrechte an einem besonders ergiebigen Riff. »Wir Menschen werden unsere Aktivitäten auf vorgeschriebene Bereiche der Planetenoberfläche beschränken. Auf dieser Welt ist für uns alle Platz.«
»DIES IST DIE WELT DER CUNSNUC. DIE CUNSNUC SIND DIE WELT!« In dieser Feststellung war keine Spur von Eitelkeit oder Überheblichkeit, dachte Cora. Sie entsprang einer ganz anderen Betrachtung der Wirklichkeit – ebenso wie Menschen und Wale sich unterschieden. Die Art, wie die CunsnuC die Wirklichkeit wahrnahmen, war ebenso durch ihre Größe und ihre geistigen Fähigkeiten geprägt wie von ihrer Ignoranz des größeren Universums jenseits von Cachalot.
»WIR WOLLEN EUCH NICHT IN UNSERER WELT, IN UNS«, schloß die Stimme mit Entschiedenheit.
»Wir werden uns auf die wenigen Inseln über Wasser zurückziehen«, schlug Hwoshien vor. »Wir werden nichtdenkende Geräte bauen, Maschinen, um unsere Arbeit zu verrichten.«
»NEIN, NEIN, NEIN, NEIN!« Wie ein verzogenes Kind, dachte Cora. Trotz allem, was die Kreatur vom kollektiven Denken gesagt hatte, hatte sie diesmal den Eindruck, als hätten sich einige verschiedene CunsnuC vereint um diesen Chor der Verneinung hervorzubringen.
»Lügen Sie sie an!« schlug Mataroreva vor. »Sagen Sie ihnen, wir werden tun, was sie verlangen. Wir können uns irgend etwas überlegen.«
»Nein. Jede Übereinkunft, die ich treffe, werde ich auch halten. Außerdem bin ich nicht sicher, ob man auf telepathischem Wege lügen kann, Sam. Erinnern Sie sich, was sie was es gesagt hat, daß sie unsere Gedanken >herausziehen< müssen. Ich glaube, sie werden auch die Wahrheit herausziehen.«
»DAS IST SO«, sagte die Stimme und bestätigte damit den Verdacht des Kommissars. »EBENSO WIE ES IM BEWUSSTSEIN DEINES BEGLEITERS IST, DASS ER NICHT BEREIT IST, WEGZUGEHEN. SO WIE ES IN DEINEM EIGENEN IST. ABER IHR WERDET MIT EHRE STERBEN.«
In der Finsternis, die in ihrem Kopf herrschte, entdeckte Cora zu ihrem Schrecken, daß Sam sie immer mehr an Silvio erinnerte. Warum jetzt, warum hier? Warum sich mit Gedanken jener fernen Schrecklichkeit quälen in Augenblicken solcher Belastung? fragte sie sich. Und hatte keine Antwort darauf.
Hwoshien stand hoch aufgerichtet vor der Wand. »Hier drinnen können sie uns nicht verletzen, das haben sie bereits versucht und es ist ihnen nicht gelungen.«
»EBENFALLS RICHTIG. WIR KÖNNEN EURE KÜNSTLICHE SCHALE NICHT DURCHDRINGEN.« Cora stürzte, als das Tauchboot erneut zu schwanken begann. »ABER WIR KÖNNEN EUCH AM AUFTAUCHEN HINDERN. WIR WISSEN, DASS IHR DAS GAS
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