Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
typische Gelbe M oder sonst ein Wahrzeichen erspähen zu können. (Mmmmmh. Das Gelbe M! Plötzlich hatte ich einen Riesenappetit auf einen FishMac oder besser gleich fünf.) Keinerlei Hinweise auf den Namen des Gebäudes, in dem das arme Ding und ich gefangen waren. Bloß Gebell.
Viel Gebell von, wie ich kombinierte (da ich eine hervorragend ausgebildete FBI -Agentin bin, beherrsche ich das: aus allem und jedem Schlüsse ziehen), vielen Hunden.
Hunde.
Aha.
Ich schaute zu Boden und erkannte, dass sich der Schnee , in dem ich zu stehen meinte, aus etlichen Ballen Pudelwolle zusammensetzte.
»Oh-oh.«
»Das war’s? Das ist alles , was Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen haben? Nach allem, was Sie angerichtet haben?«
»Äh … oh, herrje?« (Fluchen ist was für die Fantasielosen.) »Es tut mir leid?« Eine Entschuldigung schien angebracht. Wenn man an einem fremden Ort in Gesellschaft einer wütenden Unbekannten knöcheltief in Pudelwolle aufwacht, dann ist eine Entschuldigung ganz gewiss angebracht.
»Und da sind sie auch schon!«, kreischte sie und wies mit schwungvoller Geste auf zwei Streifenpolizisten, die in der Tür erschienen. »Kommt doch, Jungs! Kommt her und … und holt sie euch.«
»Mich holen?«, fragte ich entsetzt. »Aber Sie kennen mich doch gar nicht!«
»Jetzt tun Sie nicht so, als hätten wir nicht zehn grässliche Minuten miteinander verbracht.«
Na ja. Wir eher nicht. Die Frau und ich, meine ich. Sie hatte Zeit mit meinem Körper verbracht, aber nicht mit mir . Keine Sorge: Ist nicht so verdorben, wie es klingt.
»Sie hat an meinen Showpudeln schwere Körperverletzungen begangen!«
Streichen Sie das. Das ist ganz genauso verdorben, wie es sich anhört.
Langsam kamen die Polizisten auf uns zu. »Ohhhhh, das klingt aber schlimm«, beeilte ich mich zu versichern. Ich bemühte mich um einen erschrockenen Tonfall und versuchte, nicht gefährlich auszusehen. Die Officer gehörten der Polizei von St.Paul an, wie ich sah. Beide waren groß und blond und beleibt, der eine hatte blaue Augen, der andere braune.
»Sie haben einen Überfall gemeldet, Ma’am?«, fragte Blauauge.
»Ich glaube schon, Officer«, erwiderte ich, ganz die bereitwillige Zeugin.
»Mund halten! Ich hab Sie gerufen.« Die Pudelbesitzerin blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Ihr Atem roch nach Eiern. »Sie hat hier alles überfallen, ich werde jetzt verlieren, und die Arbeit von Monaten – von Monaten! – ist für die Katz.«
»Das Beste wäre, Sie verhaften mich«, trieb ich meine Kooperation noch ein Stück weiter. Ich wollte meinen Mokkabecher hinstellen, merkte dann aber, dass ich gar keinen in der Hand hielt. Kein Wunder, dass ich solchen Durst hatte. »Ich komme ohne weitere Umstände mit.«
Was ich auch tat.
2
»Hoho!«
Ich blickte auf und unterdrückte ein Stöhnen. Vor den Gitterstäben der Arrestzelle stand mein Partner George Pinkman, hielt sich mit der einen Hand den Bauch und zeigte mit der anderen auf mich. »Oh mein Gott! Und ich hab schon geglaubt, der Polizeibericht hätte übertrieben. Aber du hast es tatsächlich getan: Pudel geschoren!« Er wieherte noch sekundenlang, selten hatte ich ihn so guter Laune gesehen.
»Das hast du nicht geglaubt«, entgegnete ich entsetzt. »Polizisten pflegen in einem amtlichen Dokument nicht zu übertreiben.«
»Als ob ich einen Scheiß dadrum gäbe«, knurrte er abgrundtief gelangweilt … der klassische Stimmungsumschwung eines eiskalten Soziopathen. Er beäugte das Innere der Zelle, die genauso aussah und roch wie alle Arrestzellen im Lande. Leider musste ich zugeben, dass ich mich in dieser Hinsicht gut auskannte. »Okay, aber das dürfte noch ganz interessant werden. Meine Lage kann sich nur verbessern.«
Sehen Sie, was ich meine? Seine Lage. Wie schon gesagt: klassisch.
George warf argwöhnische Blicke in den Korridor. »Und – wie ist es da drin? Ist es so wie in Das Frauenlager ?«
»Du bist widerlich.«
»Verdirb mir doch nicht den Spaß«, meckerte er. »Ich hab so wenig vom Leben. Frauengefängnis ?«
»George.«
» Mädchen schutzlos hinter Gittern ?«
»Willst du mich zum Kotzen bringen, oder ist das nur die Nebenwirkung, wenn man mit dir redet?« Autsch! Ich musste wohl angeschlagener sein, als ich dachte. Normalerweise bringe ich ein wenig mehr Höflichkeit auf. »Sorry.«
(Ich neige dazu, mich zwanghaft zu entschuldigen. War deswegen sogar beim Arzt/Therapeuten. Ich bin sehr auf Harmonie bedacht: Solange nicht alle zufrieden
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