Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)
bereit wäre, eine Anerkennung ...«
»Oh, es handelt sich hier doch nicht im geringsten um eine neue Entdeckung«, sagte Vauquelin. »Übrigens haben Scharlatane den Namen der Akademie so oft mißbraucht, daß Ihnen das doch nicht viel nützen würde. Mein Gewissen würde sich auch dagegen sträuben, das Nußöl als ein Wunder anzuerkennen.«
»Und auf welche Art kann man es am besten ausziehen? Durch Kochen oder Pressen?« sagte Birotteau.
»Durch Pressen zwischen zwei heißen Platten erhalten Sie mehr Öl, aber beim Pressen zwischen zwei kalten Platten wird es von besserer Qualität sein. Und man muß es auf die Haut selbst bringen,« sagte Vauquelin in seiner Güte, »und nicht die Haare damit einreiben, sonst wirkt es nicht.«
»Behalte das genau, Popinot«, sagte Birotteau mit einem Entzücken, das sein Gesicht erglühen ließ. »Sie sehen hier, verehrter Herr, einen jungen Menschen, der diesen Tag zu den schönsten seines Lebens zählen wird. Er kannte Sie, er verehrte Sie, ohne Sie je gesehen zu haben. Ach, es ist bei uns so oft die Rede von Ihnen, Ihr Name, der so tief in unsre Herzen eingegraben ist, kommt uns so häufig auf die Lippen. Meine Frau, meine Tochter und ich, wir beten täglich für Sie, wie man es seinem Wohltäter schuldig ist.«
»Das ist zu viel für so wenig«, sagte Vauquelin, dem die wortreiche Erkenntlichkeit des Parfümhändlers peinlich war.
»Nicht doch!« sagte Birotteau, »Sie können uns doch nicht verbieten, Sie zu lieben, wenn Sie auch nichts von uns annehmen wollen. Sie sind wie die Sonne, Sie strömen Ihr Licht aus, und die, die davon erleuchtet werden, können Ihnen nichts dafür bieten.«
Der Gelehrte lächelte und erhob sich, der Parfümhändler und Popinot standen gleichfalls auf.
»Sieh dir dieses Arbeitszimmer genau an, Anselm. Sie gestatten, Herr Vauquelin? Ihre Zeit ist so kostbar, er wird nicht mehr hierher kommen.«
»Und wie sind Sie mit den Geschäften zufrieden?« sagte Vauquelin zu Birotteau, »schließlich sind wir ja beide Geschäftsleute ...«
»Ziemlich gut, Herr Vauquelin«, sagte Birotteau, während er sich nach dem Eßzimmer hin bewegte, wohin ihm Vauquelin folgte. »Aber um dieses Öl, das Comagen-Essenz heißen soll, zu lancieren, sind große Mittel erforderlich...«
»Essenz und Comagen sind zwei Worte, die nicht passen. Nennen Sie Ihr Kosmetikum doch Birotteau-Öl. Und wenn Sie sich nicht mit Ihrem Namen herausstellen wollen, so wählen Sie irgendeinen andern. Aber das ist ja die Dresdener heilige Jungfrau. Ei, Herr Birotteau, wollen Sie, daß wir uns in Feindschaft trennen?«
»Herr Vauquelin,« sagte der Parfümhändler und ergriff die Hand des Chemikers, »dieses seltene Stück hat einen Wert nur durch die Beharrlichkeit, mit der ich danach gesucht habe. Ich mußte ganz Deutschland danach durchforschen, um einen Avant la Lettre auf Chinapapier aufzutreiben; da ich wußte, daß Sie es sich wünschten, Ihre Tätigkeit ihnen aber nicht gestattete, es zu beschaffen, so bin ich als Ihr Geschäftsreisender aufgetreten. Also nehmen Sie es an, nicht als einen schlechten Stich, sondern als Gegenstand meiner Mühen, meiner sorgsamen Nachforschungen und Maßregeln, die Ihnen meine unbegrenzte Ergebenheit bezeugen sollen. Ich hätte gewollt, daß Sie sich irgend etwas gewünscht hätten, das ich aus einem Abgrund hätte heraufholen müssen, um damit zu Ihnen zu kommen und zu sagen: Hier ist es! Lehnen Sie es nicht ab. Es spricht so vieles dafür, daß man uns vergißt; erlauben Sie, daß wir alle, meine Frau, meine Tochter und mein künftiger Schwiegersohn uns hiermit Ihnen vor Augen stellen. Dann werden Sie, wenn Sie die heilige Jungfrau betrachten, sagen: es gibt noch gute Menschen, die an mich denken.«
»Ich nehme es an«, sagte Vauquelin.
Popinot und Birotteau trockneten sich die Augen, so gerührt waren sie durch den Ton der Güte, den der Akademiker seiner Antwort verlieh.
»Wollen Sie Ihrer Güte noch die Krone aufsetzen?« sagte der Parfümhändler. »Und womit?« fragte Vauquelin.
»Ich habe einige Freunde zu mir geladen ...« (er erhob sich von den Hacken, nahm aber trotzdem eine bescheidene Miene an), »ebensosehr um die Befreiung des Landes, als um meine Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion zu feiern ...« »Ah«, sagte Vauquelin erstaunt.
»Vielleicht habe ich mich dieser allerhöchsten Auszeichnung würdig erwiesen als Richter am Handelsgericht und als Kämpfer für die Bourbonen auf den Stufen von Saint-Roch am 13. Vendémiaire,
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