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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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erwarte Sie am Sonntag zum Diner mit den Ragons, Roguin und Herrn Claparon, übermorgen wollen wir unterzeichnen, morgen ist ja Freitag und da mache ich keine Ge ...«
    »Bist du wirklich so abergläubisch?«
    »Lieber Onkel, ich werde mich niemals überzeugen lassen, daß der Tag, an dem Gottes Sohn von den Menschen hingerichtet wurde, ein glücklicher Tag sein könne. Wir können die Sache ganz gut auf den 21. Januar verschieben.«
    »Also auf Sonntag«, sagte Pillerault abbrechend.
    »Abgesehen von seinen politischen Anschauungen,« sagte Birotteau zu sich, während er die Treppe hinabging, »gibt es, glaube ich, nicht seinesgleichen auf Erden. Was geht ihn eigentlich die Politik an? Er befände sich doch so wohl, wenn er gar nicht an so was dächte. Seine Verranntheit beweist, daß es eben doch keinen ganz vollkommenen Menschen gibt.«
    »Schon drei Uhr«, sagte Cäsar, als er nach Hause kam.
    »Sollen wir denn diese Wechsel nehmen, Herr Birotteau?« fragte Cölestin, und zeigte auf das Paket des Schirmhändlers.
    »Ja, zu sechs Prozent, ohne Kommissionsgebühren. Liebe Frau, lege meine Sachen zurecht, ich will zu Herrn Vauquelin, du weißt weshalb. Vor allem eine weiße Krawatte.«
    Birotteau gab seinen Kommis einige Befehle; da er Popinot nicht sah, nahm er an, daß sein künftiger Sozius sich ankleide, und ging selber schnell in sein Schlafzimmer, wo er den Stich der Dresdener heiligen Jungfrau vorfand, der, seiner Anordnung entsprechend, prachtvoll gerahmt war.
    »Ei, das ist nett«, sagte er zu seiner Tochter.
    »Aber Papa, sag' doch lieber, daß es schön ist, sonst mokiert man sich ja über dich.«
    »Nun seh einer dieses Mädel an, das seinen Papa ausschilt ... Na, nach meinem Geschmack ist Hero und Leander ebenso schön. Die heilige Jungfrau, das ist ein religiöses Sujet, das gehört in eine Kapelle; aber Hero und Leander, die werde ich mir kaufen, bei den Flaschen für das Öl bin ich da auf Ideen gekommen ...«
    »Aber Papa, ich verstehe kein Wort.«
    »Virginie, einen Wagen«, rief Cäsar mit schallender Stimme, während er sich rasierte und der ängstliche Popinot, Cäsarines wegen den Fuß noch mehr schleppend, erschien.
    Der Liebende hatte noch gar nicht bemerkt, daß sein körperliches Gebrechen für seine Geliebte gar nicht vorhanden war. Ein herrlicher Liebesbeweis, den allein diejenigen, die unglücklicherweise mit einem Körperfehler behaftet sind, zu würdigen wissen.
    »Herr Birotteau,« sagte er, »die Presse kann morgen in Tätigkeit gesetzt werden.«
    »Was ist dir denn, Popinot«, fragte Cäsar, der Anselm erröten sah.
    »Ach, lieber Herr, ich bin so glücklich, ich habe einen Laden mit einem Hinterzimmer, einer Küche nebst einigen Zimmern darüber und Magazinräumen zum Preise von zwölfhundert Franken in der Rue des Cinq-Diamants gefunden.«
    »Du mußt sehen, daß du einen Mietvertrag auf achtzehn Jahre durchsetzt«, sagte Birotteau. »Aber jetzt müssen wir zu Herrn Vauquelin fahren, wir werden unterwegs darüber reden.«
    Cäsar und Popinot stiegen vor den Augen der Kommis in den Wagen, die über die festliche Kleidung und den Extrawagen erstaunt waren, da sie keine Ahnung von den großen Dingen hatten, die der Beherrscher der Rosenkönigin vorhatte.
    »Nun werden wir die Wahrheit über die Haselnüsse erfahren«, sagte der Parfümhändler zu sich.
    »Über die Haselnüsse?« sagte Popinot.

»Du kennst mein Geheimnis, Popinot,« sagte Birotteau, »ich habe das Wort ›Haselnuß‹ fallen lassen, darin ist alles enthalten. Das Nußöl ist das einzige, das eine Wirkung auf das Haar ausübt, daran hat noch kein Parfümeriehaus gedacht. Beim Anblick des Stiches von Hero und Leander habe ich mir gesagt: Wenn die Alten soviel Öl für ihr Haar verbrauchten, so mußten sie irgendeinen Grund dafür haben, denn die Alten bleiben die Alten, trotz aller modernen Prätentionen, darin stimme ich Boileaus Ansicht über die Alten bei. Hiervon bin ich ausgegangen und auf das Nußöl gekommen, dank dem kleinen Bianchon, dem Studenten der Medizin, deinem Verwandten; der hat mir erzählt, daß seine Schulkameraden Nußöl gebrauchten, um ihren Bart schneller wachsen zu lassen. Es fehlt uns nur noch die Bestätigung des berühmten Herrn Vauquelin. Wenn er uns die Sache klar gemacht hat, werden wir auch das Publikum nicht betrügen. Ich war eben in der Markthalle bei einer Nußhändlerin, um erst mal das Grundmaterial zu haben; und jetzt werde ich gleich vor einem der größten Gelehrten Frankreichs

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