Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
»Dikoutas«, dumme Vögel, kleiner als die Haselhühner, deren Fleisch sehr schmackhaft ist.
    Man kann sich vorstellen, welch ein gutes Mahl an jenem Tage aufgetragen wurde. Der Tisch war unter den Bäumen gedeckt worden und keiner der Gäste bemerkte, daß es doch vielleicht ein wenig zu kalt zu einem Festgelage unter freiem Himmel sei. Cornelia hatte sich im Rösten der Fische und im Braten des Wildbrets selber übertroffen. Da der Vorrat an Mehl sowohl, als auch an jakutischer Butter im letzten Dorfe erneuert worden, war es nicht erstaunlich, wenn der gewohnte Kuchen, goldig und mürbe, beim Dessert erschien. Jeder trank ein paar tüchtige Züge Branntwein, dank gewissen Flaschen, zu deren Veräußerung die Einwohner von Maksimova sich herbeigelassen hatten, und der Tag verging, ohne daß die glückliche Muße irgend welche Störung erlitten hätte.
    Man konnte wahrhaftig wähnen, daß die Prüfungszeit zu Ende sei und daß die berühmte Reise einen der Familie Cascabel zur Ehre und zum Vorteil gereichenden Abschluß finden werde!
    Auch der folgende Tag war ein Ruhetag, den das Gespann benützte, um sich gewissenhaft auf der Weide gütlich zu thun.
    Am einundzwanzigsten April brach die Belle-Roulotte wieder um sechs Uhr morgens auf und erreichte vier Tage später die westliche Grenze des Jakutenlandes.

IX. Bis an den Ob.
    Es ist von Wichtigkeit, auf die Stimmung der beiden Russen zurückzukommen, welche ein böser Zufall in den Kreis der Familie Cascabel geführt hatte.
    Man sollte denken, daß Ortik und Kirschef, dankbar für die ihnen zu teil gewordene Aufnahme, auf bessere Gedanken gekommen wären. Nichts dergleichen. Diese Elenden, deren Vergangenheit schon so viele, mit der Karnossschen Bande begangene Verbrechen zählte, dachten nur daran, wie sie neue Missethaten begehen könnten. Sie sannen auf nichts geringeres, als sich der Belle-Roulotte und des von Tschu-Tschuk zurückerstatteten Geldes zu bemächtigen, und dann, in Gauklerverkleidung nach Rußland zurückgekehrt, dort ihr Verbrecherleben von neuem zu beginnen. Um diese Pläne in Ausführung zu bringen, mußten sie sich aber vor allem ihrer Reisegefährten entledigen, jener wackeren Leute, denen sie ihre Freiheit verdankten, – und auch davor schraken sie nicht zurück.
    Diesen Plan konnten sie indessen nicht allein ausführen. Das war der Grund, weshalb sie die Richtung nach einem der Uralpässe genommen hatten, wo sich zahlreiche Missethäter, frühere Spießgesellen von ihnen, herumtrieben; dort dachten sie die nötige Anzahl Banditen zu dingen, um das Personal der Belle-Roulotte anzugreifen.
    Und wer würde sie dieses abscheulichen Komplotts verdächtigt haben? Sie stellten sich, als wollten sie sich nützlich machen, und gaben niemand Anlaß zu Tadel. Wenn sie keine Sympathie einflößten, so flößten sie auch kein Mißtrauen ein, – außer Kayetten, welche noch immer an ihnen zweifelte. Einen Augenblick war ihr der Gedanke gekommen, daß sie Kirschefs Stimme in jener Nacht gehört habe, wo Herr Sergius an der alaskischen Grenze überfallen worden war. Aber wie konnte man annehmen, daß die Urheber jenes Verbrechens gerade die beiden Matrosen seien, die man zwölfhundert Meilen vom Schauplatze desselben entfernt, auf einer der Liakhoff-Inseln aufgefunden hatte? Während sie dieselben im stillen beobachtete, hütete Kayette sich denn auch, irgend etwas von ihren allzu unwahrscheinlichen Zweifeln verlauten zu lassen.
    Und nun muß man noch folgendes beachten: wenn Ortik und Kirschef der jungen Indianerin verdächtig vorkamen, so fanden sie dagegen die Stellung des Herrn Sergius sonderbar. Nach seiner gefährlichen Verwundung an der Grenze von Alaska hatte die Familie Cascabel ihn nach Sitka gebracht und dort gepflegt. Nichts natürlicher als das. Aber warum war er nach seiner Herstellung nicht in Sitka geblieben? Warum war er diesen Gauklern nach Port-Clarence gefolgt? Warum begleitete er sie durch Sibirien? Die Anwesenheit eines Russen inmitten einer ausländischen Jahrmarktstruppe war zum mindesten sonderbar.
    So hatte Ortik denn eines Tages zu Kirschef gesagt:
    »Sucht dieser Herr Sergius etwa insgeheim nach Rußland zurückzukehren und ergreift er diese Vorsichtsmaßregeln, um nicht erkannt zu werden?… Ei! vielleicht könnte man aus diesem Umstande Nutzen und Vorteil ziehen?… Halten wir die Augen offen!
    Und ohne daß er es ahnte, wurde Graf Narkine von Ortik bewacht, der sein Geheimnis zu ergründen suchte.
    Am dreiundzwanzigsten April

Weitere Kostenlose Bücher