Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
fühle die Kraft in mir, ein Mann zu werden, und ich soll nichts als ein armer Gaukler sein!«
    »Mein Freund,« antwortete Herr Sergius »ich verstehe dich. Aber glaube mir, daß es schon etwas ist, ein wie immer beschaffenes Gewerbe ehrlich betrieben zu haben. Kennst du redlichere Menschen als deine Eltern?« –
    »Nein, Herr Sergius!«
    »Nun denn, fahre fort sie zu achten, wie ich sie selber achte. Dein Streben nach Besserem beweist eine edle Gesinnung. Wer weiß, was die Zukunft dir bringen wird! Fasse Mut, mein Kind, und rechne auf meine Unterstützung. Ich werde niemals vergessen, was deine Familie für mich gethan hat; niemals! Und eines Tages, wenn ich kann…«
    Während Herr Sergius sprach, bemerkte Jean, daß seine Stirne sich verdüsterte und seine Stimme unsicher ward. Er schien der Zukunft mit Besorgnis entgegenzusehen. Ein kurzes Schweigen entstand, welches Jean mit den Worten unterbrach:
    »Warum wollen Sie nicht weiter als bis Port-Clarence mit uns reisen, Herr Sergius? Da Sie doch die Absicht haben, zu Ihrem Vater in Rußland zurückzukehren…«
    »Es ist unmöglich, Jean,« antwortete Herr Sergius. »Ich habe die von mir unternommene Erforschung der westamerikanischen Gebiete noch nicht beendet.«
    »Kayette wird bei Ihnen bleiben?…« flüsterte Jean.
    Und seine Stimme klang so traurig, daß Herr Sergius sich tief bewegt fühlte.
    »Muß sie mich nicht begleiten,« erwiderte er, »nun ich die Sorge für ihre Zukunft übernommen habe?«
    »Sie würde Sie nicht verlassen, Herr Sergius und in Ihrem Lande…«
    »Mein Kind,« antwortete Herr Sergius, »meine Pläne sind noch nicht endgültig gefaßt… Das ist alles, was ich dir jetzt sagen kann. Wenn wir erst Port-Clarence erreicht haben, werden wir sehen… Vielleicht werde ich deinem Vater alsdann einen gewissen Vorschlag zu machen haben und es wird von seiner Antwort abhängen, ob…«
    Jean bemerkte wieder das Zögern, welches er zuvor in den Worten des Herrn Sergius wahrgenommen hatte. Diesmal beharrte er nicht, da er sich zu größter Zurückhaltung verpflichtet fühlte. Aber nach dieser Unterhaltung wurde ihre gegenseitige Sympathie noch größer. Herr Sergius hatte erkannt, wie viel Gutes, Zuverlässiges, Edles in diesem redlichen und freimütigen Burschen steckte. Er beschäftigte sich denn auch damit, ihn zu unterrichten, die Studien, an denen er Geschmack fand, zu leiten. Was Herrn und Frau Cascabel betrifft, so konnten sie sich nur Glück wünschen zu dem, was Herr Sergius für ihren Sohn that.
    Indessen vernachlässigte Jean sein Jägeramt durchaus nicht. Herr Sergius, der diesem Sport leidenschaftlich ergeben war, begleitete ihn häufig; und wieviel man sich zwischen zwei Schüssen sagen kann! Die Ebenen waren sehr wildreich. Es gab Hafen genug, um eine ganze Karawane zu ernähren. Und die Nützlichkeit derselben beschränkte sich nicht auf ihre Eigenschaft als Nährmittel.
    »Es laufen da nicht nur Braten und Ragouts herum, sondern auch Mäntel, Boas, Muffs und Decken!« sagte Herr Cascabel eines Tages.
    »So ist’s, mein Freund,« antwortete Herr Sergius, »wenn sie unter einer Gestalt in der Küche figuriert haben, werden sie nicht minder vorteilhaft unter einen andern in Ihrer Garderobe figurieren. Man kann sich nicht genug gegen die Strenge des sibirischen Klimas vorsehen!«
     

    Herr Sergius hörte dies mit tiefer Bewegung an. (Seite 114.)
     
    Daraufhin sammelte man diese Felle und sparte zugleich die Konserven für den Zeitpunkt auf, wo der Winter das Wild der Polargegenden in die Flucht jagen würde.
    Und wenn die Jäger weder Rebhühner noch Hafen heimbrachten, verschmähte Cornelia es nicht, nach indianischer Gepflogenheit einen Raben oder eine Krähe in den Kochtopf zu thun, und die Suppe war darum nicht weniger vorzüglich.
    Hin und wieder zog Herr Sergius oder Jean auch einen prächtigen Auerhahn aus der Jagdtasche, und man kann sich leicht vorstellen, wie gut sich ein solcher Braten auf der Tafel ausnahm.
    Die Belle-Roulotte hatte also keine Hungersnot zu befürchten. Aber freilich befand sie sich noch auf der leichtesten Strecke ihres abenteuerlichen Weges.
    Großes Unbehagen aber, ja sogar eine Qual, die man erdulden mußte, verursachte die Zudringlichkeit der Moskitos. Nun Herr Cascabel sich nicht mehr auf englischem Boden wußte, fand er dieselben sehr unangenehm. Und ohne Zweifel würde ihr Gewimmel alles Maß überschritten haben, wenn die Schwalben sie nicht in außerordentlichen Mengen verzehrt hätten. Aber

Weitere Kostenlose Bücher