Cäsar Cascabel
würde.
Wenn die Ebene wildreich war, so muß man auch erwähnen, daß die Creeks, die Rios, die sich in den Youkon ergossen, vorzügliche Fische lieferten insbesondere prächtige Hechte, welche Xander und Clou mit der Angel fingen. Es kostete sie nur die Mühe oder vielmehr das Vergnügen, ihrer Leidenschaft fürs Fischen zu fröhnen, ohne daß sie je einen Sou oder Cent dafür auszugeben brauchten.
Aber die Ausgaben beunruhigten den jungen Xander überhaupt nicht sonderlich. War doch die Zukunft der Cascabels dank seiner Umsicht gesichert! Besaß er doch seinen kostbaren Goldklumpen! Hatte er ihn doch in einem nur ihm bekannten Winkel des Wagens versteckt, jenen wertvollen Kiesel, den er im Cariboo-gefunden! Ja, und bisher hatte der Bursche Selbstbeherrschung genug besessen, um nichts davon zu sagen und geduldig auf den Tag zu warten, wo er seinen Klumpen in schöne Goldstücke verwandeln konnte! Welche Freude es dann sein würde, seinen Reichtum zur Schau zu stellen! Nicht etwa, als ob er den selbstsüchtigen Gedanken gehabt hätte, ihn für sich zu behalten! Bewahre! Er gedachte ihn seinen Eltern zu übergeben; es war ein Vermögen, welches den in der Sierra Nevada erlittenen Verlust reichlich ersetzen würde!
Als die Belle-Roulotte nach einer Reihe sehr heißer Tage Fort Youkon erreichte, waren ihre sämtlichen Bewohner gründlich ermüdet, weshalb man beschloß, daß die Rast an diesem Orte eine volle Woche währen solle.
»Es ist das um so thunlicher,« bemerkte Herr Sergius, »als das Fort nicht über zweihundert Meilen von Port-Clarence entfernt ist. Heute haben wir erst den siebenundzwanzigsten Juli, und es wird nicht vor zwei, vielleicht nicht einmal vor drei Monaten möglich sein, die Meerenge auf dem Eise zu passieren.
»So ist’s,« antwortete Herr Cascabel, »und da wir somit Zeit dazu haben: Halt!«
Dieser Entschluß wurde mit ebensoviel Befriedigung von dem zwei-, wie von dem vierfüßigen Personal der Belle-Roulotte aufgenommen.
Die erste Gründung des Fort Youkon datiert vom Jahre 1847 her. Dieser Posten, welcher der entfernteste von allen westlichen Besitzungen der Hudsonbai-Gesellschaft ist, liegt dicht unterm Polarkreise. Da er sich indessen auf alaskischem Gebiete befindet, ist die Gesellschaft genötigt, ihrer Rivalin, der russisch-amerikanischen Gesellschaft eine jährliche Entschädigung zu zahlen.
Erst im Jahre 1864 unternahm man die gegenwärtigen Bauten, welche von einer Palissade umgeben sind; dieselben waren noch kaum vollendet, als die Cascabels Fort Youkon erreichten und einige Tage dort zu verweilen beschlossen.
Die Agenten boten ihnen bereitwilligst ihre Gastfreundschaft innerhalb ihrer Befestigungen an. In den Höfen und Schuppen fehlte es nicht an Raum. Indessen dankte Herr Cascabel ihnen mit einigen pomphaften und sehr verbindlichen Phrasen; er zog es vor, seine bequeme Belle-Roulotte nicht zu verlassen.
Im ganzen genommen bestand die Besatzung des Forts blos aus cirka zwanzig Agenten, zumeist Amerikanern, nebst einigen zu ihrem Dienste bestimmten Indianern, während die Eingebornen an den Ufern des Youkon nach Hunderten zählten.
In der That befindet sich dort, im Mittelpunkte Alaskas, der gesuchteste Markt für Pelz-und Kürschnerwaren, wo die verschiedenen Stämme der Provinz zusammenkommen: die Kotch-a-Koutchins, die An-Koutchins, die Tatanchoks, die Tananas, und besonders auch jene Indianer, welche den wichtigsten Teil der Bevölkerung bilden, die an den Ufern des Flusses wohnhaften Co-Youkons.
Wie man sieht, ist die Lage des Forts sehr vorteilhaft für den Warenaustausch, da es sich in dem Winkel erhebt, welchen der Youkon an seinem Vereinigungspunkt mit dem Porcupine bildet. Dort teilt der Fluß sich in fünf Kanäle, die den Handeltreibenden das Innere des Gebietes zugänglich machen und ihnen sogar durch den Lauf des Mackenzie den Verkehr mit den Eskimos ermöglichen.
Diese flüssigen Straßen sind denn auch mit kleinen Fahrzeugen besäet, insbesondere mit zahlreichen »Baidarren«, einer Art leichter Kähne aus geölten Häuten, welche man an den Nähten mit Fett bestreicht, um sie wasserdichter zu machen. In diesen unsicheren Booten wagen die Indianer sich auf ganz bedeutende Reisen und scheuen sich dabei keineswegs, sie auf ihren Schultern fortzutragen, wenn irgend eine Stromschnelle oder ein anderes Hindernis die Schiffahrt erschwert.
Indessen sind diese Fahrzeuge höchstens drei Monate lang benützbar. Während der übrigen Zeit des Jahres sind die
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