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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eher passieren konnte, als bis sie vollständig zugefroren war, hatte man reichlich Zeit, dahin zu gelangen. Nichtsdestoweniger war es angezeigt, mit möglichen Verzögerungen und unvorhergesehenen Hindernissen zu rechnen; und jedenfalls kam man besser zu früh als zu spät an. In Port-Clarence, welches auf dem Küstengebiete der Meerenge gelegen ist, würde man Rast halten und den günstigen Augenblick abwarten, um auf die asiatische Küste hinüber zu gelangen.
    Und was machte während dieser Zeit die junge Indianerin? Nichts absonderliches. Sie ging Frau Cascabel sehr intelligent bei den verschiedenen Reisevorbereitungen zur Hand. Diese ausgezeichnete Frau hatte eine mütterliche Zuneigung zu ihr gefaßt; sie liebte sie ebenso sehr wie Napoleone und schloß sich täglich fester an ihr neues Kind an. Jedermann hatte Kayette auf seine Weise lieb gewonnen, und ohne Zweifel genoß das arme Mädchen jetzt eines Glückes, welches sie unter den wandernden Stämmen in den Zelten der Indianer nie gekannt. So würde man denn mit großer Trauer den Augenblick nahen sehen, wo Kayette sich von der Familie trennen sollte. Aber mußte sie, die jetzt allein in der Welt stand, nicht in Sitka bleiben, da sie doch dahin gekommen war, um ihren Lebensunterhalt als Dienerin, wahrscheinlich unter elenden Verhältnissen, zu erwerben?
    »Und dennoch,« sagte Herr Cascabel manchmal, »wenn diese niedliche Kayette – mein Vöglein möcht ich sie heißen – wenn mein Vöglein Lust zum Tanzen hätte, so sollte man ihr vielleicht vorschlagen… Ah! welch eine reizende Tänzerin sie wäre! Und auch welch eine anmutige Kunstreiterin, wenn sie in einem Cirkus auftreten wollte! Ich bin überzeugt, daß sie wie eine echte Centaurin reiten würde!«
    Herr Cascabel glaubte nämlich in vollem Ernste, daß die Centauren vortreffliche Reiter seien, und dieser Ansicht würde man nicht ungestraft widersprochen haben.
    Als er Jean bei den Worten seines Vaters den Kopf schütteln sah, begriff Herr Sergius sehr wohl, daß dieser ernste und zurückhaltende Junge die väterlichen Ansichten über Akrobatie und ähnliche Künste durchaus nicht teilte.
    Man beunruhigte sich sehr über Kayette, was aus ihr werden würde, welche Existenz ihrer in Sitka harre; und man war ganz betrübt, als Herr Sergius sie am Vorabend der Abreise an seiner Hand vor den versammelten Familienkreis führte.
    »Meine Freunde,« sagte er »ich hatte keine Tochter; nun, und jetzt habe ich eine, eine Adoptivtochter. Kayette wird die Güte haben, mich als ihren Vater zu betrachten und ich bitte um Unterkunft in der Belle-Roulotte für sie!«
    Welche Freudenrufe Herrn Sergius antworteten und mit welchen Liebkosungen das »Vöglein« überhäuft wurde! Herr Cascabel aber konnte sich nicht enthalten, seinem Gaste gerührt zu sagen:
    »Was für ein wackerer Mann Sie sind!«
    »Weshalb denn, mein Freund?« antwortete Herr Sergius. »Haben Sie etwa vergessen, was Kayette für mich gethan hat? Ist es nicht natürlich, daß sie mein Kind werde, da ich ihr mein Leben verdanke?«
    »Nun, so teilen wir!« rief Herr Cascabel. »Wenn Sie ihr Vater sind, Herr Sergius, so will ich ihr Onkel sein!«
XII. Don Sitka nach Fort Youkon.
    Am frühen Morgen des sechsundzwanzigsten Juni lichtete – um uns eines der metaphorischen Ausdrücke zu bedienen, welche ihrem Kommandanten geläufig waren – die Belle-Roulotte die Anker. Es fragte sich nur mehr – um diese Metapher durch die bilderreiche Bemerkung des unsterblichen Prudhomme zu vervollständigen –, ob sie nicht etwa über einen Vulkan schiffen werde. Das war nicht unmöglich, sowohl figürlich gesprochen, da der Weg große Schwierigkeiten bieten würde, als auch in physikalischer Hinsicht, da es auf der nördlichen Küste des Beringmeeres nicht an thätigen oder erloschenen Vulkanen fehlt.
    So verließ denn die Belle-Roulotte die alaskische Hauptstadt, begleitet von den guten Wünschen der zahlreichen Freunde, deren Bravos und Rubel die Familie im Laufe der vor den Thoren Sitkas verbrachten Tage eingeheimst hatte.
    Das Wort »Thore« ist bezeichnender als man glauben sollte. Die Stadt ist nämlich mit einer soliden Palissade umgeben, durch deren wenige Öffnungen man nicht leicht ohne Erlaubnis eindringt.
    Die russischen Autoritäten haben sich eben gegen den Zufluß der Kaluchen-Indianer vorsehen müssen, welche ihre Wohnstätten zwischen dem Stekin-und dem Tchilcotflusse, in der Nähe von Neu-Archangel, aufzuschlagen pflegen. Dort erheben sich

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