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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vancouverinselgruppe antrifft; sie hängen dieselben an ihren Nasenknorpel und nehmen sie davon herab, wenn sie irgend eine Ware bezahlen wollen.
    »Das nenne ich eine ökonomische Börse,« sagte Cornelia; »und die verliert man gewiß nicht!«
    »Wenn einem nicht etwa die Nase abfällt!« bemerkte Clou-de-Girofle weise.
    »Was während der großen Winterkälte schon geschehen könnte!« versetzte Herr Cascabel.
    Mit einem Worte, diese Ansammlung von Eingeborenen bot ein merkwürdiges Schauspiel.
    Selbstverständlich sprach Herr Cascabel mit mehreren dieser Indianer, deren Chinoukdialekt er einigermaßen verstand, während Herr Sergius sich in russischer Sprache mit ihnen unterhielt.
    Mehrere Tage hindurch war der Verkehr zwischen den Pelzverkäufern und den Vertretern der Gesellschaft ein sehr lebhafter; aber bisher hatten die Cascabels ihre Talente noch nicht in einer öffentlichen Vorstellung nutzbar gemacht.
    Trotzdem brachten die Indianer bald in Erfahrung, daß diese Familie französischen Ursprungs sei und daß ihre verschiedenen Mitglieder sich eines bedeutenden Rufes als Athleten und Taschenspieler erfreuten.

    Sie kamen jeden Abend in großer Anzahl herbei, um die Belle-Roulotte zu bewundern. Niemals hatten sie einen ähnlichen, so glänzend bemalten Wagen gesehen! Er gefiel ihnen vor allem, weil er so leicht beweglich war – was von besonderem Interesse für Nomaden sein mußte. Und vielleicht wird man sich eines Tages nicht wundern dürfen, von Indianerhütten auf Rädern zu hören. Nach den rollenden Häusern rollende Dörfer!
    Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich, daß der Gedanke an eine außerordentliche Vorstellung sich den Neuangekommenen aufdrängte. Man beschloß denn auch, daß diese Vorstellung »auf allgemeines Verlangen der Indianer von Fort Youkon« stattfinden solle.
    Einer der Indianer, deren Bekanntschaft Herr Cascabel gleich in den ersten Tagen gemacht hatte, war ein »Tyhi«, das heißt der Häuptling eines Stammes. Ein schöner Mann von etwa fünfzig Jahren, schien er sehr intelligent und sogar scharfsinnig. Er hatte die Belle-Roulotte mehrmals besucht und Herrn Cascabel zu verstehen gegeben, wie glücklich die Eingeborenen sich schätzen würden, den Leistungen der Familie anzuwohnen.
    Der Tyhi war zumeist von einem Indianer Namens Fir-Fu begleitet, einem seinen anmutigen Manne von dreißig Jahren, dem Zauberer des Stammes. einem vorzüglichen Gaukler, der in der ganzen Provinz Youkon wohl gekannt war.
    »Also ein Kollege!« antwortete Herr Cascabel, als der Tyhi ihm denselben zuerst vorstellte.
    Und nachdem sie einige im Lande produzierte Liköre zusammen getrunken, hatten alle drei die Friedenspfeife geraucht.
    Infolge dieser Gespräche, in deren Lauf der Tyhi sehr lebhaft darauf bestand, daß Herr Cascabel eine Vorstellung geben möge, wurde diese auf den dritten August anberaumt. Man kam überein, daß die Indianer dabei mitwirken sollten, da sie großes Verlangen trugen, ihre Kraft, ihre Geschicklichkeit und Gewandtheit mit der der Europäer zu messen.
    Es darf das nicht in Erstaunen setzen; im Far-West wie in der alaskischen Provinz sind die Indianer große Liebhaber gymnastischer und akrobatischer Belustigungen sowohl, als der damit verbundenen Possen und Maskeraden in denen sie erstaunliches leisten.
    Als daher am festgesetzten Tage ein zahlreiches Publikum versammelt war, erblickte man eine Gruppe von sechs bis sieben Indianern, deren Gesichter hinter großen hölzernen Masken von unvergleichlicher Scheußlichkeit versteckt waren. Wie bei den »großen Köpfen« in Zauberstücken wurden Mund und Augen dieser Masken durch Bindfäden in Bewegung gesetzt – – wodurch diese gräßlichen, meist in Vogelschnäbel ausgehenden Gesichter lebendig schienen. Man stellt sich nicht leicht vor, welche Vollkommenheit in Grimassen sie zu erreichen vermochten. Der Affe John Bull hätte da manches lernen können.
    Überflüssig zu erwähnen, daß Herr und Frau Cascabel, Jean, Xander, Napoleone und Clou-de-Girofle bei dieser Gelegenheit ihre Jahrmarktskostüme angelegt hatten.
    Der ausersehene Schauplatz war eine weite, von Bäumen umgebene Wiese, deren Hintergrund die Belle-Roulotte wie eine Theaterdekoration einnahm. Im Vordergrunde saßen die Agenten des Fort Youkon mit ihren Frauen und Kindern. Zu beiden Seiten bildeten mehrere Hundert Indianer und Indianerinnen einen Halbkreis und warteten rauchend auf den Beginn der Vorstellung.
    Die maskierten Eingeborenen, welche an

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