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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Leistungen teilnehmen sollten, hielten sich ein wenig abseits.
    Zur bestimmten Zeit erschien Clou auf der Plattform des Gefährtes und hielt seine gewohnte Anrede:
    »Meine Herren Indianer und meine Damen Indianerinnen, Sie werden hier sehen, was Sie sehen werden, u. s. w., u. s. w.«
    Aber da er sich nicht der Chinouksprache bediente, ist es höchst wahrscheinlich, daß seine phantastischen Tiraden wenig Gefallen bei den Zuschauern erregten.
    Was man indessen verstand, das waren die traditionellen Ohrfeigen, die sein Gönner ihm freigebig verabreichte, sowie die bekannten Fußtritte, von denen er die gewohnte Anzahl mit dem Gleichmute eines zu diesem Zwecke engagierten Hanswurstes entgegennahm.
    Als dieser Prolog zu Ende war, sagte Herr Cascabel, nachdem er das Publikum begrüßt hatte:
    »Jetzt die Tiere!«
    Die Hunde Wagram und Marengo wurden auf den vor der Belle-Roulotte reservierten Platz geführt und riefen großes Erstaunen unter den Eingeborenen hervor, welchen diese auf die Bethätigung tierischer Intelligenz gerichteten Leistungen neu waren. Und als nun John Bull herbeikam, um seine Voltigierkünste auf dem Rücken des Pudels und des Wachtelhundes auszuführen, da brachten seine behenden Sprünge und drolligen Stellungen selbst die indianische Ernsthaftigkeit zum Wanken.
    Unterdessen blies Xander mit aller Macht das Horn, während Cornelia die Hand-und Clou die große Trommel schlug. Wenn die Alasker daraufhin nicht von dem gewaltigen Effekt erbaut waren, den man mit einem europäischen Orchester erzielen kann, so fehlte es ihnen einfach an Kunstsinn.
    Bisher hatte die maskierte Gruppe sich nicht gerührt, da sie den Augenblick zu ihrem Auftreten offenbar noch nicht für gekommen hielt. Sie sparte ihr Können auf.
    »Fräulein Napoleone, Seiltänzerin!« schrie Clou durch ein Sprachrohr.
    Und von ihrem berühmten Vater geführt, trat das kleine Mädchen vor das Publikum.
    Sie tanzte zuerst mit einer Anmut, welche ihr großen Beifall eintrug, der sich indessen nicht durch Rufe oder Händeklatschen, sondern durch einfaches, aber darum ebenso bedeutsames Kopfschütteln kund gab. Desgleichen, als man sie ein zwischen zwei Gerüsten aufgespanntes Seil betreten und darauf mit einer Leichtigkeit gehen, laufen und springen sah, welche besonders von den Indianerinnen bewundert wurde.
    »Jetzt bin ich an der Reihe!« rief der junge Xander.
    Und da tritt er vor, grüßt, indem er sich auf den Nacken schlägt, wirst sich hin und her, windet, verdreht und verrenkt sich, ergeht sich in Verzerrungen und Purzelbäumen, bis seine Arme zu Beinen und seine Beine zu Armen werden, bald als Eidechse, bald als Frosch, und beendet seine Leistungen mit dem doppelt großen Sprung.
    Auch diesmal hatte er den gewohnten Erfolg. Aber kaum hatte er sich vor den Zuschauern bis auf die Erde verneigt, als ein Indianer seines Alters die erwähnte Gruppe verließ, seine Maske abnahm und vortrat.

    Und dieser junge Eingeborene führte sämtliche Künste, die Xander soeben gemacht, mit einer Biegsamkeit des Rückgrats und einer Sicherheit der Bewegung aus, welche nichts zu wünschen übrig ließ. Wenn er weniger anmutig als der jüngere Cascabel war, so war er doch nicht weniger erstaunlich. Er erntete denn auch äußerst begeistertes Kopfschütteln seitens der Eingeborenen.
    Man kann versichert sein, daß das Personal der Belle-Roulotte den guten Geschmack besaß, in den Beifall des Publikums einzustimmen. Aber da er nicht zurückbleiben wollte, gab Herr Cascabel Jean ein Zeichen, seine Taschenspielerkünste zu beginnen, in welchen er ihn für unerreichbar hielt.
    Jean fühlte, daß er die Ehre der Familie aufrecht zu erhalten habe. Durch eine Handbewegung des Herrn Sergius und ein Lächeln Kayettens ermutigt, ergriff er nach der Reihe seine Flaschen, seine Teller, Kugeln, Messer Wurfscheiben und Stäbchen, und man kann sagen, daß er sich selber übertraf.
    Herr Cascabel konnte nicht umhin, den Indianern einen befriedigten und gewissermaßen herausfordernden Blick zuzuwerfen. Es war, als wolle er der maskierten Gruppe sagen:
     

    Auch er hatte seinen Ruf aufrecht zu erhalten.
     
    »Nun, Ihr andern, macht ihm das nach!«
    Ohne Zweifel wurde er verstanden, denn auf einen Wink des Tyhi nahm ein zweiter Indianer die Maske ab und trat aus der Gruppe hervor.
    Es war der Zauberer Fir-Fu; auch er hatte seinen Ruf zu Ehren der eingeborenen Rasse aufrecht zu erhalten.
    Er ergriff die Utensilien, deren Jean sich bedient hatte und wiederholte der

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