Caitlin, du bist zauberhaft
können.“
„Viele Paare hätten gern ein kleines Mädchen, auch wenn sie dadurch keinen einzigen Dollar bekommen“, warf Caitlin ein.
„Das ist mir klar, aber sicher könnte ich mir da nie sein“, wehrte Nathan ab.
Ihrer Meinung nach hatte er nur nach einer Ausrede gesucht, damit es zu keiner Adoption kam. „Wie geht es nun weiter?“
„Ich habe mich zum Vormund ernennen lassen“, erklärte er. „Das ging wegen Mrs. Houstons Erkrankung schnell.“
„Sie sind jetzt also tatsächlich ihr Vormund“, stellte Caitlin erstaunt fest, als sie endlich das ganze Ausmaß begriff.
„Ich – und nur ich – bin für sie verantwortlich“, bestätigte er und klang dabei ein wenig unsicher.
„Und nun? Sie werden die Kleine doch nicht selbst versorgen, oder?“
„Naja…“
„Nathan! Das geht nicht! Was verstehen Sie schon von Kindern?“
„Nichts, aber ich kann es doch lernen.“
„Einfach so?“
„Was bleibt mir denn sonst übrig?“
„Sie könnten…“ Caitlin warf einen Blick auf das schlafende Kind und sprach noch leiser weiter. „Sie könnten noch immer für eine Adoption sorgen. Suchen Sie eine nette Familie, der sie vertrauen.“
„Ich werde sie wahrscheinlich selbst adoptieren“, erwiderte er entschieden. „Juristisch habe ich das schon für etliche allein stehenden Mandanten gemacht. Und ich habe den Vorteil, dass ich ihr Halbbruder bin.“
Caitlin versuchte, sich den ungezwungenen und ungebundenen Nathan McCloud vorzustellen, wie er seinen Sportwagen gegen einen geräumigen Kombi eintauschte, kochte, Wäsche wusch und zu Elternabenden ging.
„Sie haben den Verstand verloren“, entschied sie.
„Es überrascht mich nicht, dass Sie so denken“, entgegnete er steif.
„Haben Sie denn schon mit Ihren Angehörigen gesprochen?“
„Nein. Ich komme direkt vom Flughafen.“
Caitlin suchte vorsichtig nach den richtigen Worten. „Glauben Sie denn, dass Ihre Familie Isabelle akzeptiert?“
„Hoffentlich.“ Er drückte das Mädchen fester an sich. „Meine Mutter und meine Geschwister sind gute Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Isabelle nicht ins Herz schließen, wenn sie sie erst kennen gelernt haben. Und dann spielt es keine Rolle mehr, was geschehen ist.“ Caitlin war sich da nicht so sicher. Nathans Mutter, Lenore McCloud, legte großen Wert auf ihr Ansehen in der Gesellschaft von Honesty. Mühsam hatte sie den Betrug durch ihren Exmann überwunden. Wie sollte sie nun akzeptieren, ständig daran erinnert zu werden?
Gideon war ein verschlossener Mann, ein Autor, der scheinbar nicht in der realen Welt lebte.
Ausgerechnet er sollte beim Lächeln eines Kindes dahinschmelzen?
Mit Deborah schließlich war Caitlin nur zwei Mal zusammengetroffen, doch dabei hatte sie immerhin einen ersten Eindruck gewonnen: Nathans Schwester wirkte auf sie impulsiv, aufbrausend und starrsinnig – eine gefährliche Mischung.
Nathan war also nicht zu beneiden um das, was ihm bevorstand.
„Hoffentlich wissen Sie wirklich, was Sie tun“, sagte Caitlin schließlich.
„Leider nein“, erwiderte er. „Ich habe nicht die geringste Ahnung und nehme dankbar jeden Rat an.“
„Mich dürfen Sie dabei nicht ansehen“, wehrte sie ab. „Ich verstehe auch nichts von Kindern – und schon gar nichts davon, wie man mit aufgebrachten Angehörigen umgeht. Ich bin ein Einzelkind, wie Sie wissen, und trotz aller Probleme ging es bei uns stets friedlich zu.“
„Sie haben mir nie viel über Ihre Familie erzählt“ bemerkte Nathan. „Bei Gelegenheit sollten Sie das nachholen.“
Caitlin hatte im Moment nicht das Bedürfnis, über ihre Familie zu reden. Stattdessen fragte sie sich gerade, wie sich Nathans Verhalten auf ihr weiteres Leben auswirken würde – rein beruflich gesehen, natürlich. Schließlich stand dabei ihre Karriere mit auf dem Spiel.
Nun wurde Isabelle langsam wach. Sie murmelte etwas, hob den Kopf, öffnete die blauen Augen einen Spaltbreit und sah sich neugierig um. „Hallo“, sagte sie, als sie Caitlin entdeckte.
Caitlin bemühte sich um ein möglichst freundliches Lächeln. „Hallo, Isabelle“, sagte sie zu dem Kind, das Nathan noch immer in den Armen trug.
„Wer bist du denn?“
„Ich heiße Caitlin.“
„Miss Caitlin“, warf Nathan ein.
„Bist du eine Freundin von Nate?“
Nathan hatte nicht übertrieben, als er seine Halbschwester als intelligent bezeichnete. Isabelle sprach klar und deutlich und überhaupt nicht wie ein Kleinkind. „Ja, ich bin
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