Caitlin, du bist zauberhaft
draußen, ohne dass uns jemand erkennt.“ Caitlin sah ihn aus gutem Grund kritisch an. Honesty war nicht groß, und Nathan war hier geboren und aufgewachsen. Wann immer er das Haus verließ, traf er mindestens eine Person, die er kannte.
Hoffentlich bekam seine Mutter nicht sofort einen entsprechenden Anruf.
Abgesehen von dieser Sorge genoss er den Einkauf. Isabelle half tatsächlich bei der Auswahl, und Caitlin war von dem Mädchen sichtlich entzückt. Diese sanfte Seite ihres Wesens zeigte sie sonst nie.
„Magst du Frühstücksflocken, Isabelle?“ fragte sie und betrachtete die bunten Kartons.
„Ja, die schmecken gut.“
Nathan griff nach einer Packung mit Schokolade, die sicher jedem Kind zusagte.
„Die doch nicht, Nate“, mahnte Isabelle. „Da ist zu viel Zucker drinnen.“ Caitlin lachte, und Nathan stemmte die Hände in die Hüften. „Welche Marke würdest du mir denn empfehlen?“ fragte er seine Schwester.
Isabelle tippte sich nachdenklich auf die Nase. „Die da“, entschied sie und zeigte auf Weizenflocken.
„Die mag ich.“
Es folgten Haferflocken und Dörrobst, womit Isabelle einverstanden war. Im nächsten Gang gab es Plätzchen. „Sollen wir lieber weitergehen, weil zu viel Zucker drinnen ist?“ fragte Nathan.
„Etwas Süßes brauchen wir schon“, wehrte Isabelle ernst ab. „Nur ein wenig, das schadet nicht.“
„Dann zeig mir, was du magst“, forderte er sie lächelnd auf.
Isabelle suchte sich eine Tüte mit Schokokeksen und Plätzchen mit rosa Zuckerguss aus. Zu dem Zeitpunkt wäre Nathan bereit gewesen, den ganzen Laden leer zu kaufen, falls Isabelle es verlangte, weil sie so niedlich war. Wenn er nicht vorsichtig war, wickelte sie ihn bald schon um den kleinen Finger.
Bei den Konserven hörte er zu, wie Caitlin und Isabelle über die Vorteile von Hühnersuppe mit Buchstabennudeln oder mit anderen Teigwaren diskutierten. Die beiden gaben ein hübsches Bild ab.
Doch sein Lächeln verschwand sofort, als er seinen Namen hörte.
„Nathan, bist du das wirklich?“
Ausgerechnet jetzt! „Hallo, Tante Betty“, sagte er und drehte sich um.
Sie hatte den Onkel seines Vaters geheiratet, so dass die Anrede „Tante“ nicht ganz korrekt war.
Jedenfalls genoss es Betty McCloud, die jüngeren Mitglieder der großen Familie ihres verstorbenen Mannes herumzukommandieren. Fünfundsiebzig, einsachtzig groß, zweihundert Pfund schwer und eine Stimme wie ein Nebelhorn – das war Tante Betty, eine ehemalige Bankangestellte.
„Was machst du denn hier?“ fragte sie so laut, dass etliche Kunden zu ihnen blickten. „Du kaufst ein?“ Nathan nickte stumm.
„Das ist doch deine Partnerin in der Kanzlei, nicht wahr?“ fragte Tante Betty. „Kate?“
„Caitlin“, verbesserte er.
Caitlin ließ sich nichts anmerken. „Hallo, Mrs. McCloud, schön, Sie zu sehen.“ Betty richtete den scharfen Blick auf Isabelle. „Ist das Ihr Kind? Ich wusste gar nicht, dass Sie eines haben. Wie reizend.“
Caitlin sah Nathan verunsichert an. „Ich… also…“
Es war vielleicht nicht ganz korrekt, doch Nathan entschied sich für die einfachste Art, diese Situation in den Griff zu bekommen. „Es war schön, dich zu sehen, Tante Betty, aber wir haben es eilig. Ich rufe dich demnächst an und erkläre alles, einverstanden?“
„Was willst du denn erklären?“ fragte sie.
Lächelnd schob er den Wagen so rasch weiter, dass sich Isabelles Haar im Luftzug bewegte und sie ihn mit großen Augen ansah.
„Wer war denn das?“ fragte sie.
„Das war meine Großtante Betty… und auch deine.“
„Ist die laut!“
Nathan nickte. „Das weiß ich.“
„Sie glaubt, dass ich Miss Caitlins Tochter bin.“
Nathan vermied es, Caitlin anzusehen. „Später erkläre ich ihr alles.“
„Aber warum hast du…“ .
„Magst du Obstsaft, Isabelle?“ fragte Caitlin rasch.
Isabelle ließ sich ablenken und entschied sich für Apfelsaft. Nathan rannte beinahe durch den Markt und warf alles in den Wagen, bis der fast überquoll. Dabei schaute er nur auf die Regale, so als würde ihn niemand sehen, wenn er selbst niemanden sah.
Caitlin half ihm an der Kasse. Er bezahlte mit Karte und schob den Wagen mit den in Tüten verpackten Einkäufen zum Parkplatz. Ein Golfpartner wollte ihn vor dem Ausgang begrüßen, doch Nathan winkte nur und fuhr weiter.
„Sie müssen unbedingt mit Ihrer Mutter reden“, stellte Caitlin fest, als sie die Autos erreichten. „Das spricht sich bald herum.“
„Weiß ich.“
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