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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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»Sorry«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass du Besuch hast ... ach, hi, Gudrun.«
    »Hallo Caro«, erwiderte Gudrun kühl. Sie lächelte Fokko zu, der mit gesenktem Kopf über den Kalenderfotos brütete. »Ich bin dann weg. Wir telefonieren, ja?« Sie ging an Caro vorbei, die sie erstaunt und ein wenig belustigt musterte, und warf ihr einen eisigen Blick zu. »Halt dich geschlossen«, warnte sie leise. »Du hast genug angerichtet.«
    Während sie die Treppe zur Wohnung hinaufging, spürte sie Caros Blick in ihrem Rücken.

8
    Es riecht nach einem von Fokkos wunderbaren Essen, als ich die Tür aufschließe. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Normalerweise kocht er erst, wenn ich auch zu Hause bin, aber heute hatte er ein anstrengendes Shooting und wahrscheinlich wäre er danach vor Hunger gestorben, wenn er auf mich gewartet hätte. Ich bin ein bisschen enttäuscht - es ist immer so gemütlich, bei ihm in der Küche zu sitzen, wenn er am Herd steht - aber es ist ja wirklich schon spät und ich merke, dass ich einen Bärenhunger habe.
    Die Küche ist leer, auf dem Herd steht eine schmutzige Pfanne, in der Spüle die Salatschüssel. Wie seltsam, sonst räumt er immer alles gleich weg.
    Ich rufe seinen Namen, aber er meldet sich nicht. Ich steige die Treppe zum Atelier hinunter, weil ich Fokko dort vermute. Er arbeitet oft abends noch an seinen Bildern.
    Im hinteren Bereich des Ateliers brennt Licht, also hatte ich recht. Ich rufe ihn und sehe im gleichen Moment, dass er nicht allein ist. Verdammt. Ich will mich zurückziehen, aber die Frau dreht sich zu mir um und ich erkenne sie. Gudrun, eins seiner Modelle. Sie trägt einen der Morgenmäntel, die für die Shootings hier an der Garderobe hängen, und darunter offensichtlich kaum etwas. Auf dem Tisch stehen Weingläser. Ich frage mich, ob ich in eine private Fotosession geplatzt bin ... oder in etwas ganz anderes. Gudruns Blicke spießen mich auf.
    Ich sehe Fokko an, der ziemlich mies gelaunt zu sein scheint. Was auch immer zwischen den beiden passiert ist, es hat ihn nicht aufgeheitert. Er ist ohnehin in letzter Zeit ganz übel drauf.
    Ich will die beiden allein lassen, aber Gudrun hat es jetzt eilig, sie verabschiedet sich von Fo, der nicht mal aufblickt, und kommt dann auf mich zu. Ich erwidere ihren Blick und frage mich, warum sie so sauer auf mich zu sein scheint. Wenn Blicke töten könnten, läge ich jetzt entseelt auf dem Boden.
    Als sie an mir vorbeigeht, zischt sie mir zu, ich hätte genug angerichtet, dann steigt sie mit schwingenden Hüften die Treppe hoch. Ich starre ihr sprachlos nach. Was, zum Teufel, meint sie damit?
    »Fickst du sie?«, frage ich Fo. Im gleichen Moment spüre ich, dass mein Gesicht heiß wird. Was hat mich geritten, das laut auszusprechen? O Gott, wie peinlich!
    Er sieht mich nur an. Sein Gesicht, das mir so vertraut ist wie die Einrichtung meines Zimmers, erscheint mir mit einem Mal so fremd, dass ich schaudere. Ist dieser große, düstere Mann mit den kalten Augen und dem schmalen Mund wirklich Fo, mein Fokkobär?
    Dann lächelt er plötzlich und der Schreck löst sich in Luft auf. Ich grinse erleichtert zurück.
    »Du hast aber nicht gerade ›hier‹ gerufen, als die Diskretion verteilt wurde, hm?«, rügt er mich sanft und kommt auf mich zu. Ich nuschele irgendwas und suche wieder nach einem Mauseloch. Er lacht und legt mir den Arm um die Schulter. »Ich hab dir was zu essen verwahrt«, sagt er und schiebt mich die Treppe hinauf.
    Ich komme nicht mehr auf die Sache mit Gudrun zurück, aber ich denke darüber nach, während ich esse und danach das Geschirr in die Spülmaschine räume. Warum habe ich Fokko nie so betrachtet, wie ich auch andere Männer ansehen würde? Ich erinnere mich, wie wir uns kennengelernt haben. Ich habe im Tschakka gekellnert und er war damals dort Stammgast. Wir waren uns sympathisch und schließlich wurde daraus eine Freundschaft.
    Ich nage an meiner Unterlippe. Hat er mich damals nie angebaggert? Er war oft ganz schön betrunken, aber selbst dann ist er mir nie zu sehr auf die Pelle gerückt. Ich könnte noch nicht mal mit Bestimmtheit sagen, dass ich ihn abgewiesen hätte. Klar, er ist älter als ich und er ist nicht wirklich mein Typ, aber ich kann ihn wirklich gut leiden und das reicht ja manchmal schon, wenn man sich einsam fühlt und gerne ein bisschen kuscheln möchte. Und so weiter.
    Gudrun sah aus, als hätte sie einen guten Fick gehabt. Gut durchblutet. Zufrieden - bis sie mich sah.

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