Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
Gesamtbild. Millionen von Menschen droht nun wegen Ihrer Selbstsucht ein schlimmer Tod. Das wird auch Sie selbst treffen, ebenso Arjun und Ihre Tochter. Sie alle schweben jetzt Ihretwegen in Gefahr.«
    Der Errinwright auf dem Bild faltete die Hände und presste die Knöchel an die Unterlippe. Der Inbegriff des zürnenden Vaters.
    »Wenn Sie jetzt sofort umkehren, dann könnte ich … dann bin ich vielleicht noch fähig, Sie zu retten. Nicht Ihre Karriere. Damit ist es vorbei. Vergessen Sie das. Jeder hier unten sieht jetzt, dass Sie mit der AAP und dem Mars zusammenarbeiten. Alle denken, Sie hätten uns verraten, und diesen Eindruck kann ich nicht aufheben. Aber Ihr Leben und Ihre Familie, das alles kann ich retten. Sie müssen sich allerdings von diesem Zirkus verabschieden, den Sie veranstaltet haben, und Sie müssen es jetzt sofort tun.
    Die Zeit drängt, Chrisjen. Alles, was Ihnen wichtig ist, steht auf dem Spiel, und ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie sich nicht selbst helfen. Nicht bei dieser Sache.
    Dies ist die allerletzte Gelegenheit. Falls Sie jetzt nicht auf mich hören, ist, wenn wir das nächste Mal sprechen, schon jemand gestorben.«
    Die Nachricht endete. Sie startete die Wiedergabe noch einmal und ein drittes Mal. Schließlich grinste sie böse.
    Bobbie war mit dem Piloten Alex auf dem Operationsdeck. Sie unterbrachen ihr Gespräch, als Avasarala eintrat. Bobbie sah sie fragend an. Avasarala hob einen Finger und schaltete die Wiedergabe auf die Schiffsmonitore. Errinwright erwachte zum Leben. Auf den großen Bildschirmen konnte sie seine Poren und die einzelnen Haare der Augenbrauen erkennen. Als er sprach, wurden Alex und Bobbie sehr ernst und beugten sich vor, als säßen sie an einem Pokertisch, an dem sich gerade eine Runde mit hohen Einsätzen dem Ende zuneigte.
    »Also«, meinte Bobbie im Anschluss. »Was tun wir jetzt?«
    »Wir köpfen eine Pulle Champagner«, sagte Avasarala. »Was hat er uns gerade gesagt? Die Nachricht hat keinen Inhalt. Da ist absolut nichts. Er windet sich zwischen seinen eigenen Worten durch, als hätten sie giftige Stacheln. Und was hat er in der Hand? Drohungen. Niemand verbreitet solche Drohungen.«
    »Warten Sie mal«, unterbrach Alex. »War das etwa ein gutes Zeichen?«
    »Es war ausgezeichnet«, erklärte Avasarala. Auf einmal fand noch ein anderes Puzzleteilchen seinen Platz, und sie lachte und fluchte zugleich.
    »Wie bitte? Was ist los?«
    »›Ob das Leben den Tod überdauert oder nicht, ich bin bei dir.‹«, zitierte sie. »Das ist ein verdammtes Haiku. Der Mann hat einen eingleisigen Verstand, auf dem nur ein einziger Zug fährt. Poesie. Erlöse mich von der Poesie.«
    Die anderen verstanden es nicht, aber das war egal. Die wirklich wichtige Nachricht traf fünf Stunden später ein. Sie kam über einen öffentlichen Newsfeed und stammte direkt vom Generalsekretär Esteban Sorrento-Gillis. Der alte Mann verstand sich ausgezeichnet darauf, zugleich ernst und energiegeladen zu wirken. Wäre er nicht der Vorsitzende des größten Regierungsapparats in der Geschichte der Menschheit gewesen, er hätte eine hervorragende Werbefigur für Gesundheitsdrinks abgegeben.
    Dazu hatte sich die ganze Crew versammelt – Amos, Naomi, Holden, Alex. Sogar Prax war da. Sie drängten sich auf dem Operationsdeck, und der vereinte Atem der Menschen überlastete die Recycler und erzeugte eine Hitze wie in einer Scheune. Aller Augen ruhten auf dem Schirm, als der Generalsekretär an das Rednerpult trat.
    »Ich möchte Ihnen heute Abend mitteilen, dass wir in Kürze einen Ermittlungsausschuss einberufen werden. Gewissen Anschuldigungen zufolge haben einige Angehörige der UN-Regierung sowie der bewaffneten Streitkräfte im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit privaten Vertragspartnern unautorisierte und möglicherweise illegale Maßnahmen ergriffen. Sofern diese Anschuldigungen Substanz besitzen, werden wir ihnen auf der Stelle nachgehen. Falls sie unbegründet sind, müssen alle Zweifel zerstreut und diejenigen, die für die Verbreitung der Lügen verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Ich muss Sie nicht eigens an die Jahre erinnern, die ich als politischer Gefangener galt.«
    »Ach, leck mich doch.« Avasarala klatschte fröhlich in die Hände. »Er benutzt die Außenseiter-Rede. Das Arschloch dieses Mannes muss so verkniffen sein, dass er den Raum biegen kann.«
    »Meine Amtszeit als Generalsekretär habe ich der Ausrottung jeglicher Korruption gewidmet, und solange

Weitere Kostenlose Bücher