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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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ich dieses Amt innehabe, werde ich damit fortfahren. Unsere Welt und das ganze Sonnensystem müssen sicher sein können, dass die Vereinten Nationen vor allem jene ethischen, moralischen und geistigen Werte achten, die uns als Menschheit insgesamt auszeichnen.«
    Im Feed sah man Esteban Sorrento-Gillis nicken, dann drehte er sich um und schritt unter dem Ansturm der aufgeregten Fragen davon. Sogleich füllten die Kommentatoren den frei gewordenen Raum und überboten einander darin, alle nur denkbaren Standpunkte des politischen Spektrums zu schildern.
    »Na gut«, überlegte Holden. »Was hat er denn nun eigentlich gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass Errinwright erledigt ist«, entgegnete Avasarala. »Wenn der Mann überhaupt noch irgendeinen Einfluss hätte, wäre es nie zu dieser Presserklärung gekommen. Verdammt, ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    Errinwright war nicht mehr mit von der Partie. Nun blieben noch Nguyen, Mao, Strickland oder wer er auch war, außerdem die kaum kontrollierbaren Protomolekülsoldaten und die zunehmende Bedrohung auf der Venus. Sie schnaufte ebenso ausgiebig wie geräuschvoll.
    »Meine Damen und Herren«, sagte sie, »ich habe soeben unser geringstes Problem gelöst.«

46 Bobbie
    Eine von Bobbies lebhaftesten Erinnerungen bezog sich auf den Tag, an dem sie den Befehl erhalten hatte, sich im Ausbildungslager der 2. Schnellen Eingreiftruppe zu melden. Aufklärungseinheit. Der Traumjob für einen marsianischen Bodentrampler. Im Lager hatten sie unter einem Sergeant der Aufklärungseinheit trainiert. Er hatte einen glänzenden roten motorverstärkten Anzug getragen, und sie hatten ihm zugesehen, wie er ihn in verschiedenen taktischen Situationen eingesetzt hatte. Danach hatte er ihnen erklärt, die vier Besten ihres Jahrgangs würden zur Spezialeinheit auf den Hängen von Hecates Tholus versetzt, wo sie lernen durften, die Rüstungen zu tragen, um sich der gefährlichsten Kampfeinheit des Sonnensystems anzuschließen.
    Sie beschloss, dass sie damit gemeint war.
    Da sie unbedingt einen der vier Plätze ergattern wollte, hatte sie im Ausbildungslager buchstäblich alles gegeben. Wie sich herausstellte, war das eine ganze Menge. Sie schaffte es nicht nur in die Vierergruppe, sondern war auch mit beschämendem Abstand die Jahrgangsbeste. Dann kam der Brief, der sie aufforderte, sich auf dem Hecate-Stützpunkt zur Ausbildung bei den Schweren Aufklärern zu melden. Sie hatte ihren Vater angerufen und zwei Minuten lang vor Begeisterung gebrüllt. Als er sie endlich so weit beruhigt hatte, dass sie ihm verraten konnte, warum sie überhaupt anrief, schrie er sogar noch länger zurück. Du bist jetzt eine der Besten, Baby, hatte er schließlich gesagt, und die Wärme, die nach diesen Worten in ihrem Herzen entstanden war, sollte nie mehr erkalten.
    Nicht einmal jetzt, als sie auf dem grauen Metalldeck in der schmutzigen Werkstatt eines gestohlenen marsianischen Kriegsschiffs saß. Nicht einmal, nachdem ihre Kameraden in Stücke gerissen und auf der gefrorenen Oberfläche von Ganymed verstreut worden waren. Nicht einmal, wenn sie daran dachte, dass ihr militärischer Status völlig ungewiss war und ihre Loyalität der Heimat gegenüber in Zweifel gezogen wurde. Trotz alledem musste sie lächeln, wenn sie daran dachte: Du bist jetzt eine der Besten, Baby. Sie wollte unbedingt ihren Vater anrufen und ihm erzählen, was sie erlebt hatte. Sie hatten sich immer sehr nahegestanden, und als keiner ihrer Brüder in seine Fußstapfen getreten war und eine Militärlaufbahn eingeschlagen hatte, war ihr diese Rolle zugefallen. Das hatte die Verbindung sogar noch verstärkt. Er würde verstehen, wie viel Überwindung es sie kostete, allem, was ihr heilig war, den Rücken zu kehren, um ihr Team zu rächen.
    Selbst wenn sie es mit der halben UN-Flotte auf den Fersen bis zum Jupiter schafften und die zwölf oder mehr Schiffe, die Admiral Nguyen kontrollierte, sie nicht sofort in die Luft jagten, selbst wenn sie das aufhalten konnten, was da im Orbit um Io geschah, und die Rosinante dabei heil blieb, Holden wollte auf jeden Fall landen und Prax’ Tochter retten.
    Dort waren die Monster.
    Das wusste sie so sicher, wie sie noch nie etwas im Leben gewusst hatte. Nacht für Nacht träumte sie davon, wieder vor dem Ungeheuer zu stehen. Das Wesen bog die langen Finger und starrte sie mit den viel zu großen blau glühenden Augen an, um zu vollenden, was es vor Monaten auf Ganymed nicht geschafft hatte. In ihrem

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